Seit Sonntag steht die "Zuneigung" im Freiluftmuseum Horb – herzlich begrüßt von Marta (im Vordergrund, von links) und Hans Mendler, Holger Korneffel, Jan Zeitler, Bauhofmitarbeiter Fritz Ziefle und Benno. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Maler und Bildhauer Hans Mendler gibt mit Vernissage und Skulptur in der Neckarstraße seinen Einstand in Horb

Von Peter Morlok

Horb. Gleich mit einer Doppelpremiere gab der in Leonberg und in Dunaszekcsö (Ungarn) lebende und arbeitende Maler und Bildhauer Hans Mendler am Sonntag seinen Einstand in Horb.

"Ha ns Mendler, der eigentlich nur auf Vermittlung von Norbert Stockhus ›eingesprungen‹ ist, ist mit voller künstlerisch-kreativer Wucht hier eingeschlagen."

So sah es zumindest Benno Müller, der Vorsitzende des Kunstvereins Oberer Neckar. Eine Feststellung, der keiner der vielen Vernissagen-Besucher der Ausstellung "Malerei und Skulpturen" oder einer der Gäste, die bei der Enthüllung der Skulptur "Zuneigung", die seit Sonntag in der Neckarstraße steht, dabei waren, widersprach.

Sie alle waren von der Bild- und Formensprache des 65-jährigen Multitalents begeistert und brachten dies in vielfältiger Weise zum Ausdruck.

Vielleicht klingt es banal, aber es ist tatsächlich so, dass Mendler für jeden Kunstgeschmack etwas in seiner Horber Ausstellung parat hat. Es ist ein Spaziergang durch die aktuellen Jahre seines künstlerischen Wirkens, das sich – mit wenigen Ausnahmen – auf die letzten fünf Jahre konzentriert.

"Die Arbeiten sind ganz klar als abstrakte Malerei zu sehen"

Mendler, trotz dieses verhältnismäßig kurzen Zeitraums, auf eine Technik, auf eine Herangehensweise festnageln zu wollen, ist schlicht unmöglich. Er hat sich seine spielerische Leichtigkeit, seine Experimentierfreudigkeit, sein Spiel mit Licht und Schatten, mit hell und dunkel oder knallbunter Vielfarbigkeit in der ganzen Tiefe seiner Bildkompositionen erhalten.

Ob er nun – wie aktuell – in Kratztechnik mit Acryl oder Schultafellack auf Leinwand arbeitet oder die Farbe in ganz filigraner Handhabung direkt aus der Tube auf die Leinwand bringt, spielt nur im ersten Kennenlernschritt eine Rolle.

Taucht man tiefer in die Arbeiten ein, nutzt man die Gelegenheit, den Künstler selbst, seine Frau Marta, die die Ausstellung zusammengestellt hat, oder eine profunde Kennerin der Mendlerschen Arbeiten, die Leonberger Kulturamtsleiterin Christina Ossowski, die die Einführung zur Ausstellung übernahm, zu fragen, dann wird offensichtlich Verwirrendes klar. Und das Chaos an scheinbaren Zufälligkeiten entwirrt sich zu einer wohldurchdachten Fantasiewelt, in der der Künstler sich und seinen Bewunderern großartige Geschichten erzählt.

"Angeli", 2014 in Mischtechnik entstanden, erzählt beispielsweise die Geschichte all der Dinge, die die Mendlers besonders mögen. Da ist Italien, im Bildernamen verewigt, zwei Engel wachen über ihr Glück, ihre Katze "Szöcske" – zu deutsch "Grashüpfer" – blickt wohlwollend aus der von allen Katzen der Welt so geliebten hohen Position auf sie herunter und eine Blumenzwiebel, als Parabel für die ganze Blütenpracht der Erde, treibt aus und verteilt ihren Blütenstaub über das ganze Bild. "Angeli" ist eine dieser "leisen" Bildkompositionen, denen der Künstler seine großformatigen, knallbunten und vor ungarischer Lebensfreude strotzenden Abstraktionen "2 Tänzerinnen" und "Die Gärtnerin", die beide an prominenter Stelle im Hauptraum der Galerie hängen, entgegenstellt.

"Die Arbeiten sind ganz klar als abstrakte Malerei zu sehen", wusste Christina Ossowski, die aber nicht umhin kam auch festzustellen, dass sie "in einem ganz besonderen Realismus münden".

Neben seiner lustvollen, spontanen Malerei, die voller Spiritualität und Inspiration tatsächlich mit Wucht auf den Betrachter zugeht, sind seine ausgestellten Holzskulpturen ebenfalls mehr als einen flüchtigen Blick wert. Wie aussagestark, wie direkt ansprechend Hans Mendler seine Skulpturen in Szene setzt, wie genau er es versteht, dass Proportionen und Körpersprache der Skulpturen genau wie die Bilder ihre eigene, sehr vielschichtige Wirkung entfalten und eine Geschichte erzählen, das kann man sehr genau an dem Bronzeguss "Zuneigung" sehen.

Seit Sonntag steht die Skulptur in der Neckarstraße und löste in der Horber Freiluftgalerie die Plastik "Dreivierteil" des Bildhauers OMI Riesterer ab. War "Dreivierteil" eine beeindruckende Arbeit von immerhin drei Meter Höhe, so gibt die "Zuneigung" mit ihrer Maximalhöhe von 123 Zentimeter nun die Blickachse auf die "Europa" von Karl-Henning Seemann frei.

Die "Zuneigung", die ganz für sich alleine spricht, wurde als Dauerleihgabe für zwei Jahre in Kooperation von Kunstverein, Stadt und Kreissparkasse vom Künstler zur Verfügung gestellt.

Dafür dankte Bürgermeister Jan Zeitler allen Beteiligten im Rahmen einer kleinen Enthüllungsfeier.