Christina Nuss, Sprecherin der Bürgerinitiative (BI) Hau und Holzwiese. Foto: Lück

Sprecherin Christina Nuss: "Heiligenfeld ist das Pilotprojekt für Hau und Holzwiese."

Horb - Christina Nuss, Sprecherin der Bürgerinitiative (BI) Hau und Holzwiese, steht neben dem Postgebäude im Industriegebiet Heiligenfeld. Sie zeigt nach hinten: "Dort das Dach ganz hinten ist der Hirschhof. Daneben liegen der Hau und die Holzwiese." Ihre BI will verhindern, dass der Wald von Ahldorf so endet wie das Heiligenfeld.

Nuss: "Wenn ich lese, dass der CDU-Regionalverband die Ausweisung von insgesamt 50 Hektar Gewerbegebiet in Horb begrüßt, dann stell ich mir vor, wie alle OBs wie Stephan Neher oder Rosenberger in der Regionalversammlung diese Planungen abnicken. Einen Tag später startet der Wettbewerb und das Verschleudern der Flächen geht los!"

Bewusst hat sie diesen Punkt für das Pressegespräch gewählt. Denn: Für die freie Fläche, wo jetzt noch das Korn steht, hat der Gemeinderat das gesetzliche Umlageverfahren beschlossen. BI-Sprecherin Nuss: "Wir befürchten, dass das ein Pilotprojekt für Hau und Holzwiese wird. Wenn das hier geklappt hat, wird das auch in Ahldorf durchgeführt."

Deshalb hat sie einen durchaus rechtskundigen Grundstückseigentümer aus Ahldorf mitgebracht. Er erklärt, was seiner Meinung nach das tückische an dem Verfahren wird. Und was im Gemeinderat nicht erzählt wurde.

Der Eigentümer: "Wenn 65 Prozent aller Grundstückseigentümer mitmachen, kann der Rest quasi gezwungen werden, sein Grundstück in die Gesamtfläche mit einzubringen. Man wird also Teilhaber vom gesamten Gewerbegebiet. Das Grundstück wird einem aber zugeteilt – es ist nicht das eigene. Entweder verkauft man dann gleich an die Stadt oder man muss die Erschließungskosten tragen. Diese Erschließungskosten liegen aber bei 60 bis 70 Euro pro Quadratmeter. Wenn du ein schlechtes Grundstück am Rand hast, bekommst du vielleicht nur maximal 40 Euro pro Quadratmeter. Das heißt: Du verkaufst lieber gleich an die Stadt, ehe du Minus machst!"

BI befürchtet, dass alte Standorte wegfallen

Das wäre also das, was für die BI Hau und Holzweise im Gespräch eine "heimliche Enteignung" nennt.

BI-Sprecherin Nuss: "Da verkauft die Stadt Horb stolz, dass sie jetzt die Auszeichnung pferdefreundliche Kommune bekommen hat. Was ist davon zu halten? 200 der von OB Rosenberger genannten Pferde sind rund um den Großen Hau beispielsweise im Hirschhof. Die nutzen Hau und Holzwiese zum Ausreiten. Das geht natürlich nicht mehr, wenn dort Gewerbe ist."

Was die BI weiter stört: Obwohl sie als auch die OGL im Gemeinderat das Rathaus angefragt haben, ob überhaupt Bedarf für die Gewerbeflächen gibt, gibt es bis heute keine Antwort darauf. Nuss weiter: "Wir befürchten, dass die Gewerbeflächen auf Verdacht ausgewiesen werden. Das ist ein Alleingang des Horber OB mit dem CDU-Regionalverband, um möglichst viele Flächen ausweisen zu können!"

Die BI Ahldorf befürchtet auch, dass die Ausweisung neuer Gewerbeflächen dazu führt, dass die Industrie alte Standorte aufgibt und beim Bau eines neuen Standorts dann gleich noch rationalisiert. Und diese neuen – weniger – Arbeitskräfte werden in eine Umgebung in Horb gelockt, die bei der Lebensqualität seine Hausaufgaben bis heute nicht gemacht hat. Nuss: "Fehlende Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten. Ein Gewerbegebiet in Ahldorf bringt keinen Laden oder Arzt nach Mühlen!"‹

Nuss: "Viele Ahldorfer befürchten den Verlust ihrer geliebten Heimat. Deshalb die Rebellion, wie auch in Kiebingen. Denn auch dort droht der Verlust der Heimat."

Deshalb will die BI Ahldorf im Juli oder August ein erstes Vernetzungstreffen mit allen BIs im Land machen, die sich gegen den Flächenverbrauch wehren. Nuss: "Danach wollen wir dann mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sachverständigen der Landesregierung reden. Zwar hat der Ministerpräsident Anfang des Jahres noch einmal das Thema betont, doch eine Weichenstellung sehe ich seitens der Landesregierung noch nicht."