Das Votum ist eindeutig: 92,7 Prozent unserer Leser, die bei unserer TED-Umfrage angerufen haben, wollen eine Notfallpraxis in Horb. Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutliches Votum bei TED-Umfrage. Dennoch: Schnelle Lösung ist ausgeschlossen. Auch die Kassenärztliche Vereinigung äußert sich.

Horb - OB Peter Rosenberger macht sich weiter für eine Notfallpraxis in Horb stark. Doch während der Kreis Tübingen eine dezentrale Lösung vorerst durchgesetzt hat, müssen die Menschen im Raum Horb zittern.

Der Horber Franz Killing wohnt in direkter Nachbarschaft zum Hospital zum heiligen Geist – in der Hirschgasse. Doch wenn er am Wochenende oder an den Feiertagen zum Arzt muss, dann muss er ab dem 1. Februar nach Nagold fahren. "Ich bin 78 Jahre alt, fahre zwar noch Auto, aber das ist schon eine Belastung für uns", erzählt er. "Wir Horber brauchen eine Notfallpraxis. Gerade die älteren Mitbürger." So wie Franz Killing geht es einigen Horbern. Die Unzufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung in der Stadt wächst. Die Signale aus der Ärzteschaft, die sich bezüglich des Notfall-Standortes nicht einig sind (wir berichteten), verstärkt diese Gefühlslage.

Nach dem Verlust des Krankenhauses droht nun der endgültige Verlust des hausärztlichen Notdienstes. Dabei sagt unsere nicht-repräsentative TED-Umfrage vom Wochenende: Eine große Mehrheit unsere Leser (92,7 Prozent) wünscht sich eine Notfallpraxis in Horb (nur einem einzigen Anrufer war der Standort egal). Kurzfristig scheint die Wiederbelebung der Notfallpraxis sowieso nicht möglich, wie Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, im Gespräch mit unserer Zeitung klarstellt. "Der Status Quo ist, dass der Bereich Horb ab dem 1. Februar zum Standort Nagold gehört."

Hoffnungen, dass sich noch in den kommenden Tagen etwas daran ändern könnte, lässt Sonntag zerplatzen – auch wenn Johannes Fechner, Vorsitzender der KV, eine Satelittenpraxis prinzipiell für möglich hält. "In den nächsten Monaten wird sich erstmal gar nichts ändern. Die Zuständigkeit liegt für Horber Patienten in Nagold", so Sonntag. Dies bedeute nicht, dass man den Standort Horb ausschließe. "Aber dafür müsste einiges geklärt und vorbereitet werden."

Doch ist eine Notfallpraxis ohne Akut-Krankenhaus im Hintergrund überhaupt möglich und sinnvoll? Dies bezweifelt der Talheimer Richard Brems, KV-Notfalldienstbeauftragter und Medi-Vorsitzender Kreis Freudenstadt. KV-Pressesprecher Sonntag macht aber den Unterstützern für den Standort Horb in diesem Punkt Hoffnung: "In Baden-Württemberg gibt es einige Notfallpraxen, die nicht direkt ein Akut-Krankenhaus im Hintergrund haben. Und im Kreis Tübingen gehen die Patienten in die Praxen des Arztes, der an dem Wochenende oder Feiertag Notdienst hat." Auch der Altheimer Arzt Rainer Schach sieht darin kein Problem (wir berichteten). "Das ist unser Arbeitsalltag, dass wir kein Krankenhaus im Hintergrund haben. Dann müssten wir unsere Praxen alle zumachen."

OB Peter Rosenberger, der auch Vizevorsitzender der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Horb ist, will die Antworten der von Stadt, Landkreis und KLF in einem Brief befragten Ärzte nun erstmal abwarten. Seine Hoffnung ist, dass sich genügend Ärzte – es sollten laut KV mindestens zwölf sein – für Horb aussprechen. Rosenberger äußert Unverständnis gegenüber den Äußerungen des Talheimer Arztes Brems. "Ich kann nicht verstehen, dass derjenige, der seit Jahren als Vorsitzender des Vereins Ärzte in Horb den Notdienst geplant hat, sich so klar gegen diesen Notdienst positioniert."