Sechs Meter tief ist die eingestürzte Doline. Nun soll geklärt werden, ob die Bundesstraße gefährdet ist. Foto: Schwarzwälder Bote

Fundament: Großes Loch neben der Bundesstraße 32 / Doline ist eingestürzt / Nah am geplanten Gewerbegebiet

Ein riesiges Loch neben der Bundesstraße 32: Hier ist eine Doline (siehe Infokasten) eingestürzt – über einem 100 Meter tiefen Spalt! Ist jetzt auch die Straße in Gefahr?

Horb-Ahldorf. Thomas Bauer, Mitglieder der Bürgerinitiative "Hau und Holzwiese": "Das finde ich schon merkwürdig: Schräg gegenüber vom geplanten Gewerbegebiet ist der Pfarrweg gesperrt, weil dort eine Doline eingestürzt ist. Da stellt sich natürlich die Frage, was mit den Dolinen auf Hau und Holzwiese ist."

Denn: Auf dem Gebiet des geplanten Gewerbegebietes befinden sich fünf Dolinen. Vorort ergibt sich folgendes Bild: Kurz vor der Brücke über die B 32 Richtung, die Richtung Mühringen führt, ist das weiß-rote Flatterband zu erkennen. Dort zu sehen: Ein Loch – auf dem Waldboden ist in gelb eingezeichnet, wie weit die Doline eingestürzt ist.

Ahldorfs Ortsvorsteher Hartmut Göttler: "Das Loch wurde am 23. Januar gemeldet. Ich war mit dem Geologen da. Er geht davon aus, dass unter dem jetzt sechs Meter tiefen Loch ein Felsspalt ist, der 100 Meter tief geht. Die Deckschicht ist hauchdünn, durch den Einsturz hat sich der Boden über dem Spalt verkeilt. Insgesamt sind 150 Kubikmeter Erde eingestürzt. Auch das Regierungspräsidium ist benachrichtigt werden – um auszuschließen, dass auch die Bundesstraße beeinträchtigt wird!"

Fakt ist, so Göttler: Jetzt soll das Loch der Doline erst mal gestopft werden. Der Ortsvorsteher: "Es werden riesige Steine eingefüllt, die sich über dem Spalt darunter verkeilen. Dann wird oben drüber ein Vlies gelegt, damit die Gewölbestruktur erhalten bleibt."

Das geplante und umstrittene Gewerbegebiet befindet sich schräg gegenüber.

Was ist da los? Hat das geplante Gewerbegebiet ein unsicheres Fundament?

Stadtsprecher Christian Volk: "Die Doline wurde bereits am Wochenende von der Stadtverwaltung entsprechend gesichert, um Personenschäden zu verhindern. Durch die starken Niederschläge in der vergangenen Woche hat sich an der B 32 eine natürliche Doline gebildet. Dies ist im Stadtgebiet Horb nichts ungewöhnliches, da hier große Teile im Bereich des Karst liegen. So entstand beispielsweise auch in der vergangenen Woche eine natürliche Doline in Dettensee."

Da kracht der Boden einfach weg. Eine Gefahr, die auch in Hau und Holzwiesen droht?

Der Stadtsprecher: "Es befinden sich fünf kartierte Dolinen in diesem Gebiet. Selbstverständlich werden diese im Laufe des Verfahrens geologisch untersucht. Das sind – von der Begrifflichkeit her – bereits trichterförmige Einstürze in der Landschaft."

Steht das geplante Gewerbegebiet auf einem schwachen Fundament? Volk: "Bei Starkregen ist die Einsturzgefahr höher, da hier entlang von Schwächezonen im Gestein das Wasser versickert und die Gesteinsfugen durch Korrosion aufgeweitet werden. Ansonsten geht jedoch kein erhöhtes Risiko davon aus."

Der Nabu Horb hatte angemerkt, dass Dolinen oft auch Biotope sein können – beispielsweise für Amphibien oder Salamander. Das Rathaus sieht es derzeit noch nicht so. Volk: "Dolinen sind im ersten Moment ein Verkehrssicherungsthema, wenn sie – wie in diesem Beispiel – an der B32 im Bereich eines Weges liegen."

Fakt ist aber auch: Im neuen Naturschutzgesetz, welches am 1. April 2018 in Kraft tritt, werden jetzt auch Dolinen als Biotope unter Schutz gestellt – in Paragraf 30 Absatz 2. Darauf macht Bärbel Vogel, Vorsitzende des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher im Internet aufmerksam. Christina Nuss, Sprecherin der Bürgerinitiative "Hau und Holzwiese" bestätigt: "Wir beschäftigen uns derzeit intensiv auch mit dem Thema der Dolinen."

Als Doline bezeichnet man eine trichterförmige Senke. Diese entstehen in Karstgebieten und haben meist einen unterirdischen Wasserabfluss. Ihre Größe schwankt zwischen 2 und 200 Metern. Dolinen entstehen durch Lösungsprozesse im verkarstungsfähigen Untergrund. Entlang von Schwächezonen im Gestein versickert das Wasser, dabei werden die Gesteinsfugen durch Korrosion aufgeweitet.