Klatschmohn im Rapsfeld – was hier bei Horb so malerisch aussieht, gefällt den Landwirten nicht. Die Pflanzen beeinträchtigen die Getreideernte. Foto: Hopp

Von schön blühenden Gewächsen, die im Ackerbau - auch im ökologischen - nicht gerne gesehen sind.

Horb - Sie heißen Ehrenpreis, Vogelmiere, Klatschmohn, Taubnessel oder Gänsefuß. Doch trotz der schönen Namen ist diese bunte Truppe nicht immer wohl gelitten, weil sie Landwirten den Ernteertrag streitig macht. Die bunt blühende Unkrautschar macht sich rar in Feld und Flur. Auf Biofeldern sind sie noch häufiger anzutreffen, wie Pflanzenschutzberater Christoph Schrade vom Horber Landwirtschaftsamt erklärt.

"Der Klatschmohn ist ein typisches Unkraut auf Bioflächen." Der leuchtend rote Mohn ist wie die weiße Kamille derzeit häufig in Rapsfeldern zu sehen. Die blühende Vielfalt auf den Biofeldern hänge damit zusammen, dass die Biobauern keine chemisch synthetischen Pflanzenschutzmittel ausbringen. Sie rücken dem Unkraut mechanisch zu Leibe. Im Frühjahr fahren sie mit dem Striegel über die Felder. Unkräuter werden dadurch herausgerissen oder Unkrautsamen, der noch keimen könnte, wird verschüttet. Das reduziert den Unkrautbesatz auf ein erträgliches Maß.

Landwirte, die konventionell wirtschaften, führen jährlich ihre Standardbehandlung durch, so Schrade. Das bedeute aber keineswegs, dass sie "einfach drauf los spritzen". Jeder Landwirt kenne die Unkräuter. Die Beobachtung auf den Feldern und die Unkrautdichte bestimmen im konventionellen Landbau ob und wann gespritzt wird. "Spritzen kostet Zeit und die Pflanzenschutzmittel sind nicht gerade billig", sagt der Berater. Nicht gegen jedes Unkraut müsse gespritzt werden. Einige können geduldet werden. Das kommt auf die Kultur und den Zeitpunkt an. Beim Mais sei es zum Beispiel ganz wichtig, dass er im Zwei- bis Achtblattstadium unkrautfrei ist. Später bei der Kolbenbildung, wenn die Maispflanzen hoch genug sind, schade eine Ackerwinde der Maispflanze nicht mehr.

Das Klettenlabkraut hingegen ist ein Unkraut, das im Getreide großen Schaden anrichten kann. Denn es rankt sich auf Kosten der Getreide- oder Rapspflanzen nach oben und drückt diese dabei auf den Boden. Das führt zu den gefürchteten Lagerschäden. Denn wenn die Ähren mit dem Boden in Berührung kommen, werden sie feucht und ein Nährboden für Schimmelpilze. Dann lässt sich Getreide schwer dreschen.

Die Schadschwelle, also der Zeitpunkt zu dem der Landwirt spritzt, liegt beim Klettenlabkraut bei 0,1 Pflanzen je Quadratmeter. Der Ackerfuchsschwanz, ein Ungras, wird im Ackerbau dagegen nicht geduldet. "Sobald man ihn sieht, muss gespritzt werden, weil er sich sehr schnell vermehrt. Er produziert viele Samen, die schnell auskeimen, weshalb sich das Gras stark verbreiten würde."

Bis zu 50 Prozent weniger Ertrag könne das bedeuten

Dem Wanderer durch Feld und Flur gefällt es, wenn Klatschmohn, Kornblume und Kamille das langweilige Grün von Mais und Getreide mit ihren intensiven Farben aufpeppen. Doch für Landwirte bedeutet eine starke Verunkrautung geringere Ernteerträge. Damit gehen Einkommenseinbußen einher. Christoph Schrade erklärt warum: "Unkrautpflanzen nehmen den Getreidepflanzen Wasser, Nährstoffe, Licht und Luft weg." Bis zu 50 Prozent weniger Ertrag könne das bedeuten. "Das macht viel aus." Zudem samen Unkräuter schnell aus. Würde man die Unkräuter nicht mehr bekämpfen, dann würde sich die Verunkrautung schnell hochschaukeln

Wie ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen, müssen Biolandwirte auch darauf achten, dass die Unkräuter in den Feldern nicht überhand nehmen. Statt chemischer Behandlungsmittel halten sie zusätzlich zum erwähnten Striegeln eine strenge Fruchtfolge ein, in der Kleegras nicht fehlen darf. Denn das dicht wachsende Kleegras verdrängt zum Beispiel Disteln und hat den willkommenen Nebeneffekt, dass es über die Wurzeln Stickstoff im Boden anreichern kann und somit als Dünger wirkt. Biolandwirte dulden einen gewissen Unkrautbesatz und akzeptieren einen geringeren Ertrag, den sie über höhere Marktpreise wieder auszugleichen versuchen, erklärt Schrade.

Erfreulich sei auf jeden Fall, dass heute nicht mehr so viel gegen Unkraut gespritzt wird wie vor 40 Jahren. Damals seien die Mittel, viel giftiger gewesen. Heute finde man keinen Totenkopf als Warnhinweis mehr auf den Verpackungen. Dass vor 40 Jahren mehr Klatschmohn auf den Feldern blühte, liegt also auch nicht daran, dass weniger gespritzt wurde. Es sei vielmehr so, dass die damaligen Mittel schlechter wirkten und nicht alle Unkräuter erfasst haben.

Vielerorts gibt es Blühstreifen. Nicht nur am Rand der Ackerflächen, sondern auch an vielen Ortseingängen. Dort finden Ehrenpreis & Co. eine Nische, in denen sie wohlgelitten sind. Das gefällt nicht nur dem Betrachter sondern trägt auch zum Erhalt der Pflanzenvielfalt bei.