Die Polizei rettete einen orientierungslosen Biber. Foto: Polizei

Wenn der Biber in Horb bleiben würde, könnte er laut Dold das Grünprojekt erheblich stören.

Horb - Die zwei Polizisten, die am Montagabend um 20.30 Uhr auf Streife unterwegs waren, staunten nicht schlecht. Plötzlich sahen sie auf der Mühlener Straße (Landesstraße 370) einen Biber laufen. "Das war kein Überfall, sondern ein Biberfall", erzählt Werner Gauss, stellvertretender Leiter der Horber Polizei, schmunzelnd. Das zirka 120 Zentimeter große Tier lief orientierungslos umher und wollte in Richtung des Parkplatzes der Gaststätte Kö flüchten.

Da die Polizisten dem Biber eine weitere Begegnung mit der Spezies Mensch im gut besetzten Kö nicht zumuten wollten, schnitten sie dem Tier den Weg ab und überzeugten ihn zur Umkehr. Um eine weitere Gefährdung des in der Natur geschützten Tieres durch Fahrzeuge und Menschen auszuschließen geleiteten die Polizisten das Tier über den Parkplatz der Berufsakademie bis zum nahen Neckarufer. Der Nager trottete mit polizeilicher Eskorte zufrieden in Richtung Neckar und stürzte sich in die Fluten.

"Bisher kein einziger Biber bekannt"

Der "Biberfall" ist fast schon eine Sensation, wie Axel Pälchen, beim Regierungspräsidium Karlsruhe für den Landesbetrieb Gewässer zuständig, erklärt. Denn bisher sei im bisher kein einziger Biber in dieser Region bekannt. "Es ist das Exemplar im Gebiet Neckar/Eyach und Enz/Nagold/Würm." Um Biber anzutreffen, müsse man sonst schon in den Bereich Donau-Alb.

Pälchen rechnet aber nicht damit, dass der Biber nun öfters in der Gegend anzutreffen. "Der Biber wird sich verirrt haben. Er war sicher auf der Durchreise." Eine Biberburg vor Ort werde er wohl nicht bauen, da er dafür eine Aue-Landschaft benötigt. "Ein Biber macht noch kein Kanada".

Harald Dold, Vorsitzender der Neckartal-Ranger, sieht dagegen eine realistische Chance, dass sich der Biber in Horb ansiedeln könnte – was eventuell keine gute Nachricht für das Grünprojekt wäre. "Das Tier liebt Weiden und die neuen Grünprojekt-Anlagen sind ideal." Dold beschäftigt sich schon länger mit dem Nagetier und hat sofort Kontakt mit der Biberbeauftragten Bettina Sättele in Freiburg aufgenommen. Der Biber könne der Nachwuchs aus einer Nager-Familie sein, die sich im Schwenninger Moorgebiet niedergelassen hat.

Nun suche sich der Nachwuchs wohl eine neue Heimat. "Ich kann nur hoffen, dass der Biber weiterzieht, vielleicht nach Mühlen oder Starzach oder weiter weg." Die Bedingungen in Horb seien nicht optimal, weil der Wasserstand schnell steigen kann und eine Burg dann von den Wassermassen weggespült werden könnte. Doch dies wisse der Biber jetzt noch nicht.

Wenn er in Horb bleiben würde, dann könnte er laut Dold das Grünprojekt und die Arbeiten hierfür möglicherweise erheblich stören. "Der Biber ist streng geschützt. Und eine Umsiedlung ist sehr schwierig." Eine Biberburg würde das Tier aber nur bauen, wenn er eine Partnerin hätte. Falls er sich aber in Horb sein Winterdomizil einrichtet, seien erhebliche Schäden zu erwarten. "So ein Apfelbaum im Garten kann ganz schnell weg sein." Der Neckartal-Ranger will am heutigen Mittwoch eine Kanutour machen, um zu schauen, ob der Biber schon Spuren hinterlassen hat.