Da war die Welt wohl noch in Ordnung: Zunftmeister Eckard Bukenberger (links) ging am 6. Januar dieses Jahres beim Maskenabstauben mit zwei Schnäpsen, mit denen dem Häs und den Masken "Leben eingehaucht" wurde, voran. Foto: Morlok

Narren kommen nicht zur Ruhe: Noch immer wird über Rücktritt von Bukenberger diskutiert.

Horb - Es brodelt weiterhin bei den Horber Narren. Vor zwei Wochen trat der Vorsitzende Eckard Bukenberger nicht mehr zur Wahl an und zog damit die Konsequenzen aus Streitereien im Vorfeld. Doch Ruhe ist nur vordergründig eingekehrt.

In vielen Hintergrundgesprächen hatte unsere Zeitung vor der Hauptversammlung am 17. Mai über die Umstände erfahren, warum es zum großen Zoff zwischen den Anhängern von Bukenberger und der Gegenseite gekommen war.

Auslöser soll ein Vorfall beim Jubiläumsabend in der Rundhalle anlässlich des 50-jährigen Bestehens gewesen sein. Zur späten Stunde und nach einem Trinkwettkampf, den Bukenberger gegen ein Mitglied der Horber Hexen verloren habe, habe er die Bühne betreten, "dummes Zeug geschwätzt" und das Horber Horrido in den Saal "geblökt". Zunftmitglied Roland Plehn hatte diese "Performance" dann in der Hauptversammlung kritisiert, ohne die Einzelheiten zu benennen. Doch fast jeder wusste in diesem Moment, was gemeint ist. Zu sehr wurde darüber im Vorfeld "getratscht". Unsere Zeitung machte das im Artikel über die Hauptversammlung am 20. Mai aber nicht genau kenntlich, was Plehn in einem Brief an unsere Redaktion richtigerweise kritisiert.

Musste man ihn öffentlich an den Pranger stellen?

Bukenberger zog die Konsequenzen und trat ab. Doch das Donnerwetter geht hinter den Kulissen weiter, wie uns mehrere Insider berichten.

Dass die öffentliche Demontage von Zunftmeister Bukenberger nicht ohne Folgen bleiben wird, das war klar. Ein im Verein nicht unwichtiger Insider nennt die Kritiker Roland Plehn und Thomas Grassinger "verantwortungslose Zunftmitglieder", weil sie bei der Hauptversammlung so vehement gegen ihren bisherigen Zunftmeister gewettert hätten, dass diesem nichts anders übrig blieb, als sich nicht mehr für das Amt, das er neun Jahre zur Zufriedenheit der meisten Narren inne hatte, zur Verfügung zu stellen. "Verantwortungslose Zunftmitglieder" deshalb, da weder Plehn noch Grassinger aktuell irgendeine Funktion im Verein inne hätten. "Die tragen keinerlei Verantwortung für die Narrenzunft", so der Insider.

Nur stellt sich die Frage, ob man einen Verantwortlichen, der das Ganze im Ehrenamt macht, wegen eines "schwachen Tags" – wie einige kommentieren – so öffentlich "an den Pranger stellen" muss?

Viele Mitglieder sind entsetzt

Egal mit wem wir im Nachgang zu dieser Sitzung sprachen, alle zeigten sich entsetzt. "Das geht gar nicht. Das war allerunterste Schublade, völlig niveaulos", war einer der Kommentare zu diesem Vorgehen von Plehn und Grassinger, zu denen sich noch Stefan Straub, Gruppensprecher der Schantle, gesellte. Selbst Ringpräsident Thomas Fischer, an sich sehr neutral und auf Konsens bedacht, zeigte sich bestürzt über die Geschehnisse bei der Hauptversammlung.

Der Salzstetter betont im Gespräch mit unserer Zeitung, dass Fasnet in erster Linie Spaß machen solle: "Es sollte ein lockeres, freundschaftliches Miteinander sein, bei dem die Kameradschaft im Vordergrund steht."

Natürlich weiß auch er, dass es in den Zünften, wie in jedem anderen Verein auch, Streit geben kann und dass man sich über bestimmte Dinge nicht immer einig ist. "Aber das muss hinter verschlossenen Türen geregelt werden und nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten", so der höchste Funktionär des Närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu, in dem derzeit 26 Narrenzünfte zusammengefasst sind. Fischer machte in diesem Zusammenhang auch auf den Jo-Jo-Effekt, den so eine negative Außendarstellung nach sich zieht, aufmerksam. "Wir haben kaum Mitglieder, die in einem Ehrenamt die Freizeit opfern, und die Funktionärsgewinnung wird immer schwieriger. Da ist natürlich so eine öffentliche Bloßstellung eines verdienten Vereinsfunktionärs Wasser auf die Mühle der Ehrenamtsverweigerer."

Er selbst wertete den Vorfall beim Jubiläumsabend als Ausdruck für ein gelungenes Fest und nicht unbedingt als peinliche Eskapade. So hätten ein paar laut gerufene "Horridos" zu später Stunde keinem Narren geschadet. "Und wann darf man mal über die Stränge schlagen? Natürlich an der Fasnet", steht für Ringpräsident Fischer fest.

Für Eckard Bukenberger ging am Freitagabend eine an sich gute Zeit zu Ende, die diesen Abschluss so nie und nimmer verdient hätte, finden seine Unterstützer. "Schade", so auch das Fazit von Fischer, der "Ecki" immer als einen fachlich versierten Narren, mit oft sehr guten Ideen, kennengelernt habe.