Wenn Martin Stöckel mit seiner Big-Band auftritt, dann wird’s kuschelig im Kloster. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Bigband der Horber Musikschule unter Leitung von Martin Stöckel überzeugt mit frischem, abwechslungsreichem Sound

Martin Stöckel, Bandleader der Big-Band der Horber Musikschule, lud am Donnerstagabend zum jährlichen Konzert ins Kloster ein. Er präsentierte bei diesem Konzert einen Sound, der immer wieder überraschte.

Horb. Egal ob Rock, Latin, Funk oder Soul – Stöckel und seine Musikanten trafen immer den richtigen Ton und transportieren mit ihm auch ein Stück Lebensfreude.

Gleich im ersten Stück "Mercy, Mercy, Mercy", einem Jazz-Standard, für den der Komponist Joe Zawinul 1968 einen Grammy-Award bekam, erlebten die Besucher einen gewaltigen Bläsersatz, dessen Spiel von E-Bass, E-Gitarre, Schlagwerk und Keyboard vervollständigt wurde. Fünf Posaunen, vier Trompeten und sieben unterschiedliche Saxofone können einen auch wirklich wegblasen.

Nach diesem schwungvollen Einstieg bedankte sich Stöckel noch schnell bei den Verantwortlichen vom Projekt Zukunft dafür, dass man der Band wieder einmal in großzügiger Weise den Raum zur Verfügung stellte. Auch für ihn und seine Musiker sei es nicht selbstverständlich, dass man an so gute Auftrittsmöglichkeiten kommt, fügte er noch an.

Und der Klostersaal ist tatsächlich einer dieser ganz guten Plätze. Zumindest für die Zuhörer. Jeder Ton, jede Nuance in der Klangfarbe der einzelnen Instrumente, jeder fein modulierte Akkord verlor sich nicht, wie in einem großen Raum oder gar im Freien, in der Weite, sondern drang direkt zum Zuhörer durch. Natürlich hört man dann auch die kleinen Fehler, aber die gehören zur Livemusik dazu, wie Lebkuchen zu Weihnachten. Und die Zuhörer genossen es zu sehen und zu hören wie Stöckel seine Musiker durch die jeweiligen Stücke führt. Es gelingt ihm immer wieder auf scheinbar sehr lockere Weise jede Stimme und Stimmung der Instrumente auf den Punkt abzurufen um so "seinen" Sound zu kreieren. Auf der einen Seite kein großes Kunststück, hat er doch ganz erfahrene Profis im Orchester, doch die Big Band ist ein Orchester in dem Schüler und Lehrer, alte Hasen und junge Hüpfer zusammenspielen und da ist selbst so ein gestandener Band-Leader wie Martin Stöckel echt gefordert, alle unter einen Hut, in diesem Fall unters Arrangement, zu bringen.

Das dies, auch mit wenigen Proben gelingt, dass bewiesen die 20 Instrumentalisten auch bei ihrem Klosterkonzert 2019. Mit einem sehr klug ausgesuchten Programm, das vom typischen, voluminösen Big-Band-Sound über den Swing, den Rock und die lateinamerikanische Schiene bis hin zum Blues und Bebop reichte, begeisterten Martin Stöckel und seine Big-Band ihre vielen Zuhörer, und bereits zur Pause war aus berufenem Mund zu hören: "Das ist die beste Big-Band seit vielen Jahren."

Doch nach der Pause legten sie noch eine Schippe drauf. In fast jedem Stück waren Solo-Partien ins Arrangement eingearbeitet, die die Wertigkeit dieses Orchesters nochmals ein klein wenig mehr verdeutlichte. Leistungen die vom Publikum immer wieder mit wohlverdientem Zwischenapplaus belohnt wurden. Schön auch, dass man sich bei diesem Auftritt ganz auf die rein instrumentalen Fassungen der Stücke konzentrierte und dieses nicht durch Gesangseinlagen "aufbesserte". Mit dem Stück "Big Band Christmas" skizzierten die Musikanten zum Schluss des Konzerts die Weihnachtszeit mit ihren sehr unterschiedlichen Rhythmen sehr treffend.

Die hektische Seite, die Jagd nach den Geschenken und dem Rest vom Fest, wurde vom Drive des Schlagwerks sehr genau charakterisiert, während die Saxofonisten zum Klang der Glöckchen zur Schlittenfahrt durch den Winterwald einluden. Den großen Moment der Besinnung intonierte dann das gesamte Orchester mit Sequenzen aus dem Weihnachtsklassiker "Oh, lasset uns anbeten…" Natürlich ging nichts ohne Zugabe. Und zufälligerweise hatte man sogar mit dem James Brown Welthit "I Feel Good" ein passendes Stück parat. Und nicht nur die Musikerinnen und Musiker, sondern alle im Klostersaal, fühlten sich nach so viel toller Musik gut.

Bevor jedoch die "Großen" zeigen durften, was sie an Instrumentenbeherrschung so alles drauf haben, war erst einmal die "Jugend-Big Band" die der Orchesterleiter in diesem Jahr zum ersten Mal vorstellte, dran. Mit drei Stücken, darunter der Madonna-Hit "In the Groove", zogen sie den Vorhang vor der blasmusikalischen Zukunft Horbs ein kleines Stück zur Seite.

Für die Jungmusiker war es ein Riesenspaß, im voll besetzten Kloster auftreten zu dürfen, für Bandleader Stöckel ein Stück weit Schwerstarbeit, wie er nach dem Konzert zugab.

Versprochen hat er auf jeden Fall, im nächsten Jahr wieder zu kommen, falls man ihn samt seiner Big-Band ins Kloster reinlässt. Vielleicht hat er dann auch sein Tiefblech-Ensemble, das er gerade gründet, dabei. Man darf gespannt sein und sich auf neuen Sound freuen.