Sorgte für Lachmuskelkater bei seinen Zuschauern: Oliver Gimber. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Oliver Gimber reißt in Hochform 750 Zuschauer in der Horber Hohenberghalle mit

Oliver Gimber, witzeerzählender Malermeister aus Pforzheim, lockte am Freitagabend mit seiner Show "Witz vom Olli" gut 750 Personen in die Horber Hohenberghalle.

Horb. Und Gimber räumte auch gleich mit zwei weitverbreiteten Vorurteilen, nämlich, dass Handwerker immer unpünktlich und zum anderen eher humorlos sind, auf. Drei Minuten vor dem offiziellen Programmbeginn stand er schon auf der Bühne und ballerte gleich mal zum Warmwerden ein paar Kalauer raus, die sich gewaschen hatten. "Ich hab mir gerade Kondome gekauft, denn ich will fremdgehen und hab an der Kasse dafür Treuepunkte bekommen", erzählt er so ganz nebenbei und sein Publikum fiel schon in den ersten paar Minuten der Show vor Lachen fast vom Stuhl.

Olli, der Star aus YouTube und Co., fährt mit seinen Fans normalerweise "Planlos durch die Nacht", doch ab und zu tritt er auch in den großen Hallen der Republik auf. Auch in der Schweiz, dem Land der Hochgeschwindigkeitswitzeerzähler, in Österreich oder in Italien ist er gerne gesehen und gehört, nur die Holländer können ihn scheinbar nicht leiden. "Wenn ihr dort irgendwo ein Bild von mir seht, ist das kein Veranstaltungsplakat, sondern ein Fahndungsfoto", verriet er und lieferte den Grund dafür gleich nach. "Die Kinder in einer holländischen Schule werden gefragt, was die Eltern von Beruf sind. Maßschneider, Stuckateur oder Büroangestellte nannten die Kinder. Nur der kleine Jan in der letzten Reihe wollte nicht so richtig raus mit der Sprache. Irgendwann fasste er Mut und verriet, dass sein Vater Gogo-Tänzer in einer Schwulen-Bar sei. Als der Lehrer nach dem Unterricht nachfragte, ob das stimmt, erklärte Jan weinerlich: Nein, mein Vater ist holländischer Fußball-Nationalspieler, aber ich habe mich so geschämt, das zu sagen."

Ein Programm für seine Shows hat Gimber nicht. "Für sowas habe ich als Handwerksmeister mit zwei Betrieben gar keine Zeit – alles was wir heute Abend machen ist Freestyle." Aber er versprach: "Ich bin in Hochform – ich räume heut‘ alles ab. Zudem sehe ich bombe aus. Das muss in der ersten halben Stunde reichen."

Irgendwelche Tabus gab es bei der Witzeauswahl, mit der er seine dankbaren Zuhörer unaufhaltsam befeuerte, nicht. "Im Witz ist alles erlaubt – sonst wär’s ja Realität." "Meine Witze sind in den letzten zwei Jahren härter und direkter geworden und es gibt kein Thema, zu dem es keine Witze gibt." Behindertenwitze – gerne. Witze über Minderheiten, Rassen oder Religionen – noch lieber. Witze mit sexuellem Inhalt – Spitze. Und dazwischen immer wieder die Königsklasse des Witzerzählens, der Kurzwitz. "Hier muss jedes Wort wie der Schnitt eines Chirurgen mit dem Skalpell sitzen", referierte er. "Kommt ein Einarmiger in den Secondhandshop", lautete einer der Topstars aus dieser Kategorie, der jedoch erst mit einer kurzen Nachbrennzeit zündete, dafür dann aber gewaltig. Eine Gagdichte von einhundert Prozent Plus erreichte er auch mit folgendem Witz: "Rigobert, hier hast du deine Französisch-Arbeit zurück. Sie ist eine glatte Sechs. Gracias."

Der Pforzheimer ist ganz nah bei seinem Publikum, das spürte, dass ihm seine Geschichten selbst den Spaß machen, den er zu vermitteln versucht. "Ich mach das aus purer Lebensfreude. Wenn ich keine Begeisterung mehr dafür habe, höre ich sofort auf", erklärte er.

Schon zu Veranstaltungsbeginn mischte sich der Star des Abends unter die Leute, die in die Halle strömten. Ein Selfie da, ein herzliches Willkommen hier und auch als Einpeitscher auf der nahezu vollen Empore machte er sich ganz gut. Oli war präsent und da spielte es auch keine große Rolle, dass er wirklich keine einstudierte Show ablieferte und alles tatsächlich aus der Situation heraus improvisiert war.

Einige längeren Erklärungsversuche warum jetzt gerade welcher Witz ganz gut sei, warum es keinen Grund gibt nicht über Blinde, Rollstuhlfahrer, Kranke oder Menschen mit ausländischer Herkunft Witze zu reißen, nahmen in der ersten Stunde der Veranstaltung teileweise jedoch schon ordentlich Raum ein. Und wenn ihm gerade nichts über andere einfiel, flachste er halt über sich selbst. Mit 52 Jahren ist der 1,65 Meter große Malermeister durch Zufall YouTube-Star geworden und oft wird er auf Baustellen gefragt: "Olli, stehst du im Loch?" "Aber ich bin pures Dynamit – auch als Fußballer war ich ganz groß. Mein Trainer sagte immer: Olli, am Ball kannst zu alles – ihn zusammennähen, einfetten, aufpumpen – aber auf den Platz solltest du nicht, du könntest dir wehtun."

In der Hohenberghalle hat er sich nicht verletzt. Er fiel nicht von der Bühne, lief seinen gefühlten Marathon, den er beim Erzählen auf der Bühne zurücklegt, in weit mehr als drei Stunden und brach sich weder Arme noch Hände, die er zur gestenreiche Unterstützung seiner Storys ununterbrochen einsetzte.

Aber er hinterließ gut 750 Menschen, die sicher das ganze Wochenende brauchten, um den Muskelkater in den Mundwinkeln und an der von den Lachanfällen ständig beanspruchten Bauchdecke wieder einigermaßen auszukurieren.