Die "Regiejagd" als Alternative sowie zeitgemäße Jagdbewirtschaftung am Beispiel der Stadt Pfullingen waren dann ein Thema für die anwesenden Jäger, das Professor Rainer Wagelaar (Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg) anschaulich präsentierte.
Das ausgearbeitete Bejagungskonzept (Pfullinger Modell) geht zurück auf einen Beschluss des dortigen Gemeinderats vom März 2015, der vorsieht, die auslaufenden Jagdpachtverträge nicht mehr zu verlängern. Stattdessen wurde die Hochschule mit der Entwicklung eines Bejagungskonzepts beauftragt, welches nun als "Modellhafte Entwicklung und Umsetzung eines Wildtiermanagementkonzepts unter jagdlicher Eigenregie" gehandhabt wurde.
Es sieht zwei Varianten vor: Eigenjagd und die Abtrennung und Verpachtung des gemeinschaftlichen Jagdbezirks durch die Jagdgenossenschaft sowie in zweiter Variante die "Bewirtschaftung der städtischen Eigenjagd und des gemeinschaftlichen Jagdbezirks in Regie". Nach den Vorträgen wurde unter Jägern und Bauern heftig diskutiert. Richard Koch (Seewald) war der erste, der die Veranstaltung vorzeitig verließ. Er konnte weder von den Landwirten noch von den Hochschul-Mitarbeitern beruhigt werden.
Kreisjägermeister Ade sprach sich gegen das Modell aus: "Das ist eine Mogelpackung", echauffierte er sich. Er kritisierte, dass dies "ein rein ökonomisches" Modell sei, dass in Wirklichkeit Hege, Waidgerechtigkeit und Landschaftsschutz nicht berücksichtige. "Jagd-Ethik und Waidgerechtigkeit kommen in dem Modell nicht vor", warf er dem Professor vor. Natürlich folgte diesem verbalen Angriff eine entsprechende Gegenreaktion von Wagelaar und Faßnacht.
Die anschließende "Streitkultur" wurde von beiden Seiten mehr als nur strapaziert und sorgte dafür, dass Faßnacht am Ende konstatierte: "So etwas mache ich nicht mehr. Das war das letzte Mal." Damit meinte er Veranstaltungen, in denen Jäger und Landwirte versuchen, ihre Interessen in ein für alle Seiten akzeptables Gleichgewicht zu bringen. Der Abend im "Adler" endete jedenfalls ohne Annäherung der beiden Interessengruppen. Stattdessen kochten die Emotionen hoch.
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