Die Protagonisten bei der Hauptversammlung der Volksbank (von links): Dieter Walz, Eberhard Müll, Klaus Scherer, Reinhold Haschka und Peter Rosenberger. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Volksbank: Die Zinspolitik ist ein großes Thema bei der Hauptversammlung des Geldinstituts in der Hohenberghalle

Die Volksbank Horb-Freudenstadt lud zu ihrer Hauptversammlung ein und allein in Horb folgten dieser Einladung gut 500 Personen. Die Hohenberghalle war entsprechend gut besetzt und die Teilnehmer wurden bereits vor Beginn der Veranstaltung von der Spielgemeinschaft Horb/Bildechingen schwungvoll begrüßt.

Hor b. Unter anderem spielte die Kapelle den Hit "Bridge Over Troubled Water" und irgendwie passte dies zum Abend. Auch die Volksbank bildet für ihre Miteigentümer in der derzeit stürmischen Finanzwelt so etwas wie eine "Brücke über unruhiges Wasser."

Die Begrüßung übernahm der neu gewählte Aufsichtsratsvorsitzende Eberhard Müll, der die Arbeit seines Vorgängers Adolf Kreidler hervorhob, der nach 26 Jahren seine Aufsichtsratstätigkeit beendete. Bevor er jedoch in die Tagesordnung einstieg, bat er Oberbürgermeister Peter Rosenberger um dessen Grußwort. Rosenberger, der sich bei der Hausbank der Stadt Horb für ihre gute Arbeit bedankte, freute sich darüber, dass die Stadt aktuell Strafzinsen bezahlen darf. "Strafzinsen bedeutet Guthaben und das ist gut für unsere Stadt. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir derzeit große Projekt anstoßen können", so Rosenberger.

Niedrigere Dividende

Nach dieser eher positiven Einleitung wurde es ernst. Zuerst informierte Eberhard Müll die Mitglieder über den Ablauf der jüngsten Vertreterversammlung und brachte als wichtigste Info mit nach Horb, dass die Dividende zwar um einen halben Prozentpunkt gesenkt wurde, doch mit 3,5 Prozent Dividendenausschüttung sei dies dennoch als sehr attraktiv zu bezeichnen. Insbesondere, wenn man die aktuelle Zinssituation betrachtet. Für die kommenden Jahre müsse deshalb weiterhin von fallenden Prozentsätzen ausgegangen werden, so seine Einschätzung. Rund ein Viertel des Jahresüberschusses wurde im zurückliegenden Geschäftsjahr an die Mitglieder ausgeschüttet, die übrigen Mittel dienen der Stärkung des Eigenkapitals, so Müll.

Anschließend gab Vorstand Dieter Walz den Volksbank-Mitgliedern einen umfassenden Bericht über die Entwicklung der Bank. Doch auch er, sowie später sein Vorstandskollege Reinhold Haschka, kamen in ihren tendenziellen Betrachtungen nicht an der Zinspolitik vorbei. Walz betonte, dass sich in Deutschland eine berechtigte Konjunkturskepsis breit mache.

Mit Blick auf die Zahlen in den ersten drei Quartalen 2018 konnte der Vorstand wie folgt berichten: "Im Kreditgeschäft muss wieder von stagnierenden Verhältnissen gesprochen werden. Hatte man im Jahr zuvor elf Millionen zu verzeichnen, so sind es in diesem Jahr nur sechs Millionen." Walz relativierte jedoch, dass man andererseits berücksichtigen müsse, dass pro Jahr knapp 50 Millionen als Tilgungen zurückfließen. Walz weiter: "In Zeiten der historisch niedrigsten Zinsen sind ausschließlich bei den langfristigen Darlehen Zuwächse erfolgt. Doch die Entwicklungskurve für Geldanlagen zeigt nach oben." Und weiter: "Die Geldanlagen unserer Kunden sind um 28 Millionen auf 661 Millionen Euro angestiegen, das entspricht einem Wachstum um 4,4 Prozent. Neben diesen 661 Millionen Euro sind weitere 384 Millionen Euro in Wertpapieren, beziehungsweise bei der R+V Lebensversicherung und der Bausparkasse angelegt", zeigte Walz einen Trend auf.

Die traditionellen Festgeldanlagen – also befristete Gelder mit einem Anlagezeitraum von bis zu zwei Jahren – gehen per Saldo jedoch um ein gutes Drittel zurück. Inzwischen seien zwei Drittel aller Geldanlagen auf täglicher Fälligkeit angelegt. Das möge daran liegen, dass die Zinssätze quasi überall nahe bei null sind und es lohne sich nicht mehr, das Geld für ein bis zwei Jahre oder länger anzulegen, glaubt Walz.

Weniger Rücklagen

In seinem Gesamtfazit stellte Walz fest, dass sich der rückläufige Trend der Ergebnissituation weiter fortsetze, die Vermögenslage seines Hauses jedoch stabil bleibe. "Weniger Ergebnis bedeutet weniger Rücklagen und weniger Dividende. Es geht nun darum, schwierige Zeiten durchzustehen und gleichzeitig für die Zukunft vorzusorgen", so die verhalten optimistische Grundtendenz.

Trotz aller Probleme am Geldmarkt, völlig veränderten Situationen, zum Teil auch durch die Digitalisierung, durfte er für sein Haus feststellen: "Unsere Bank hat eine gut geordnete Eigenkapital- und Vermögenslage. Das ist das Ergebnis eines hohen Vertrauens unserer Mitglieder und Kunden – dafür herzlichen Dank."

Zur Abrundung seines Berichtes ging Dieter Walz noch auf die Geldvermögensbildung der Deutschen ein, die alle zusammen sechs Billionen Euro, das sind umgerechnet 6000 Milliarden Euro, auf der hohen Kante haben. Leider kam hier auch das Wort "Kaufkraftverlust" vor und er reicherte seinen Vortrag zusätzlich mit einigen philosophischen Ansätzen an. Einer davon lautete: "Wer nicht mehr sät – also nicht offen und mutig ist für Neues – der braucht sich nicht wundern, wenn er irgendwann mal nichts mehr zum Ernten beziehungsweise zum Leben hat."