Michael Daub mit einem der Azubis, die nun einen Shitstorm ertragen müssen. Foto: Hopp

"Azubis mit miesen Noten erwünscht": Aktion wird für Daub ungewollt zum Medien-Gewitter.

Horb - Es war als tolle Botschaft gedacht, doch es ging in die Hose: Eine bekannte Boulevardzeitung hat am Freitag für Unruhe im Autohaus Daub gesorgt. Und besonders zwei Azubis mussten gestern Hohn und Spott ertragen.

Das Horber Autohaus Daub ist weit über die Region bekannt. Und auch die Agentur für Arbeit kennt den Stellenwert und schätzt das Unternehmen als Partner. Deshalb hatte man sich Daub als Paradebeispiel für Unternehmen ausgesucht, die nicht nur auf den Notendurchschnitt bei Azubis schauen, sondern auch andere Qualitäten berücksichtigen. Die Deutsche Presse-Agentur wurde eingeladen, die diese Geschichte deutschlandweit für die Medien anbot. Und auch die Bild-Zeitung schlug zu. Allerdings so, dass es für die Familie Daub und ihr Team eher ein Schlag in die Magengrube wurde. "Azubis mit miesen Noten erwünscht", titelte das Boulevardblatt.

Knackig, den Leser lockend, aber auch vollkommen in eine falsche Richtung, findet Michael Daub: "Dadurch kommt ein völlig falscher Zungenschlag rein." Auch die ersten Sätze des Artikels sorgten für Verärgerung: "In der Schule sitzen geblieben? Ständig schlechte Noten gehabt? Und dann auch noch einen miesen Abschluss? Im Autohaus Daub in Horb a. N.ckar hat man trotzdem eine Chance." Daub befürchtet dadurch schon einen gewissen Imageschaden: "Das klingt ja so, als würden wir wirklich jeden nehmen, aber natürlich achten wir auf Qualität. Dazu fühlen wir uns auch unseren Kunden gegenüber verpflichtet." Auch andere Medien hätten leider einen schiefen Ton erwischt.

Daubs Azubi-Botschaft geht in eine andere Richtung: Noten sind nicht alles. Und Noten sagen auch nicht alleine etwas über die Eignung eines Kandidaten aus. "Wir sind kein Unternehmen, dass nur den Einser-Schülern eine Chance gibt. Jemand kann einen durchschnittlichen oder mäßigen Abschluss haben und trotzdem gerade für diesen Ausbildungsbereich gut geeignet sein." Deshalb hat Daub auch in den vergangenen Jahren bereits Azubis genommen, die zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit vermittelt wurden. "Da haben wir zwar nicht immer, aber oft sehr gute Erfahrungen gemacht." Auch einem syrischen Flüchtling gibt das Autohaus gerade eine Chance. Er ist derzeit Praktikant. Überwindet er die Sprachbarriere, dann könnte es eventuell auch zu einem Ausbildungsverhältnis zum späteren Zeitpunkt kommen.

Leidtragende des ungewollten Medienrummels sind vor allem die beiden Azubis im kaufmännischen Bereich im Autohaus, um die sich die Geschichte drehte. "Sie müssen seit dieser Schlagzeile einen richtigen Shitstorm ertragen. In sozialen Netzwerken macht man sich über sie lustig, als diejenigen, die nichts können und trotzdem genommen wurden."

Michael Daub sorgt sich um die jungen Menschen: "Auch für die Zukunft darf da kein Makel bleiben, wenn sie sich vielleicht mal bei anderen Unternehmen bewerben. Das Internet vergisst ja leider nicht."