Vor dem Kaufland in Horb reichte am Mittwochabend ein Besen, um Ordnung zu schaffen. Nicht überall war eine solche Maßnahme genug. Foto: Klormann

Stadt und Rettungskräfte ziehen nach schwerem Gewitter Bilanz. Feuerwehrmänner bewältigen sieben Stunden Knochenarbeit.

Horb - Überschwemmte Straßen, Wassermassen, die Keller fluten, zentimeterhohe Hagelberge – davon ist am Tag nach dem schweren Unwetter in Horb und Umgebung nur noch wenig zu sehen. Den Gesamtschaden, der durch das Gewitter entstanden ist, wagt derzeit allerdings noch niemand auch nur zu schätzen.

Rund sieben Stunden Knochenarbeit – nicht weniger hatten die Feuerwehrmänner und -frauen am Mittwochabend zu bewältigen. 106 Einsatzstellen waren es am Ende des Abends gewesen. "Die wurden nach und nach abgearbeitet", erklärte Pressesprecher Achim Weinstein gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Seiner Einschätzung nach absolvierten die Horber damit den größten Einsatz seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag 1999, als das verheerende Orkantief "Lothar", weite Teile Süddeutschlands verwüstete.

Und obwohl es mit 168 Einsatzkräften sogar deutlich mehr helfende Hände gab, als die Feuerwehr am Donnerstagabend selbst wusste – Weinstein hatte um 18 Uhr noch von 110 gesprochen, da niemand exakt gewusst hatte, wer genau aus den Ortsteilen mit dabei war – kamen die Brandbekämpfer erst gegen 23 Uhr zur Ruhe. Selbst gegessen wurde auf der Fahrt zwischen zwei Einsätzen, auswärtige Abteilungen erhielten Lunchpakete.

Und auch am Donnerstag gab es für die Männer und Frauen der Feuerwehr noch einiges zu tun. "Was uns am Donnerstagmorgen beschäftigt hat, waren Gutermannschule, Schulzentrum und natürlich das Feuerwehrhaus", erzählte Weinstein.

Alle drei Horber Gebäude waren großflächig überflutet worden. Im Feuerwehrhaus waren neben "ein paar Servern und Rechnern" vor allem Wände, Decken und Elektroinstallationen durchfeuchtet. Darüber hinaus hatte eine abgehängte Decke im Bereitschaftsraum unter dem Druck der Wassermassen nachgegeben. "Wichtig ist aber vor allem, dass der Betrieb wiederhergestellt ist", unterstrich Weinstein.

Auch die beiden Horber Schulen konnten heute wieder ihren gewohnten Betrieb aufnehmen. So hatte im Bereich der Gutermannschule ein Rückstau im Abwasserkanal für eine Überschwemmung des Pausenhofs und somit auch von Teilen des Gebäudes gesorgt, berichtete gestern Thomas Hellener, Leiter des städtischen Gebäudemanagements. Ähnliches war auf dem Hohenberg passiert. Dort hatten Hagel und Blätter Ablaufschächte verstopft, das Wasser Mensa und Schulflur geflutet.

Was die Beseitigung der Unwetterfolgen letztlich kosten könnten, darüber wollte Hellener gestern noch gar nichts sagen. "Wir müssen die Schäden erst mal sichten", erklärte er zurückhaltend. Die Versicherung sei aber bereits in Kenntnis gesetzt worden. "Die wollen das sicher auch erst noch begutachten."

Nordstettens Ortsvorsteherin Edith Barth sprach bei einer Sitzung des Ortschaftsrates am Mittwochabend indes von einem Ausnahmetag und einer Naturkatastrophe, von der Nordstetten getroffen wurde. Dort hatten die Hagelkörner am Mittwoch die Größe von Pflaumen erreicht.

Dächer seien im Ort abgedeckt worden, viele Bäume habe es zerteilt. Rund um das Schloss war es winterlich – zentimeterhoch lagen die Hagelkörner in einer beinahe geschlossenen Eisdecke. Blätter bedeckten die Straßen. Auf der Zufahrtsstraße von Horb derart, dass erhöhte Rutschgefahr bestand. Vorsicht war allerorten geboten, so Barth. Die Feuerwehr musste Bäume zersägen, die umgestürzt waren.

"Es sieht in unserem Ort schlimm aus", sagte Barth, "ich habe Nordstetten in solch einem Zustand noch nicht gesehen." Für viele Ältere und Alleinstehende sei es sehr schlimm, da sie alleine nicht aufräumen könnten. Hier habe sie auch einigen Bürgern helfen können, erklärte die Ortsvorsteherin.

In Bildechingen wurde am Mittwoch sogar ein Rekord in Sachen Wassermassen elektronisch gemessen. Das erklärte Michael Laschinger, ehemaliger Ortsvorsteher von Bildechingen, in einer E-Mail an unsere Zeitung. 65,6 Liter Niederschlag pro Quadratmeter Boden registrierte Laschinger.

"Vor der aufwendigen Kanalsanierung und Erweiterung 2009 war ab 25 Liter pro Quadratmeter Gewitterregen bei vielen Kellern, Garagen und Gebäude ›Land unter‹. Die städtische Maßnahmen kosteten damals rund 1,4 Millionen Euro. Da darf man noch heute dankbar sein, dass diese Großmaßnahme doch rasch kam, nachdem man Jahrzehnte mit Rückstau im Dorf zu kämpfen hatte" betonte der ehemalige Ortsvorsteher.

Nicht zuletzt war am Mittwoch übrigens auch der Bauhof tatkräftig im Einsatz. In Mühlen beseitigte ein Radlader mit Schaufel – also gewissermaßen in der Funktion eines Schneepfluges – unter anderem am Bahnübergang hügelweise Hagel, Äste und Blätter. "Auch die Kehrmaschine war vier Stunden im Einsatz", sagte Christian Volk, Referent von Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Für den Fall der Fälle seien auch zwei Lkws bereit gewesen, Sandsäcke zu transportieren. "Das war aber glücklicherweise nicht notwendig", erklärte Volk.