SPD-Stammtisch-Diskussion über öffentliches Alkohlverbot bringt Ansatzpunkte
Von Peter Morlok
Horb. "Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen". Ein Thema, das nicht nur im Landtag heiß diskutiert wird, sondern auch den SPD-Ortsverein Horb beschäftigt. Im Rahmen ihrer regelmäßigen Stammtischrunde im "Schiff" beleuchteten die Sozialdemokraten am Donnerstagabend bei Bier, Wein und Apfelsaftschorle die vielfältigen Aspekte dieser Forderung.
Mit Polizeidirektor Martin Zerrinius und Bürgermeister Jan Zeitler haben die Horber Genossen zwei Männer in ihren Reihen, die sich schon von Berufswegen mit diesem heiklen Thema auseinandersetzen müssen. Sie waren es auch, die mit ihren Stellungnahmen die Diskussionsbasis legten.
Zerrinius bedauert zwar, dass beim jüngsten SPD-Landesparteitag der Vorstoß abgeschmettert wurde, den Kommunen ein solches Verbotsrecht einzuräumen, sieht diese Maßnahme jedoch als allerletztes Glied einer Kette vorauseilender Aktivitäten. "Prävention muss groß geschrieben werden" lautet sein Ansatz.
Dass Vorbeugung eines der wichtigsten Mittel im Kampf gegen den übermäßigen Alkoholkonsum und die damit einhergehenden Gewalt- und Straftaten ist, darin waren sich die "Stammtischler" einig.
Zerrinius verwies auf einen Bericht von Freiburger Streetworkern und Beschäftigten im Sozialen Dienst, den diese im Landtag abgegeben hatten. Laut deren Erkenntnissen ist in einigen Städten und Gemeinden Baden-Württembergs die öffentliche Sicherheit kaum noch beherrschbar. In Horb sei dies jedoch (noch) nicht der Fall. Der "Brennpunkt" Bahnhof sei durch den Einsatz eines Streetworkers entschärft worden, und in der Kernstadt sei es insgesamt ruhiger geworden.
Jan Zeitler sagte, er war einerseits überrascht und enttäuscht, dass der SPD-Antrag nicht verabschiedet wurde. Er sieht aber ein generelles Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen nicht als einzige Möglichkeit an, Gewalttaten zu verhindern. Er würde als Bürgermeister wenigstens gerne die Chance haben, ein Verbot aussprechen zu können.
Zeitler brachte die Grundrechte des Einzelnen ins Gespräch. "Und dazu gehört einfach mal, dass man im Freien und auf öffentlichen Plätzen auch Alkohol trinken darf." Leif Brackmann, Lehrer in Dornstetten, glaubt einen Grund für den vermehrten Alkoholkonsum zu kennen. "Die Jugendlichen sind heute in Schule und Ausbildung oft überfordert. Es wundert mich nicht, dass manch einer sich einen anstrengenden Tag einfach mal schön saufen will."
SPD-Stadtrat Volkhard Bähr argumentierte, dass es in den Orten schon immer einen "Latschare" gab, einen Treffpunkt der Jugendlichen. Zu seiner Zeit sei dort aber nie Alkohol im Spiel gewesen.
Heute kommt zum Alkohol auch noch die Gewalt dazu: Von den 24 Übergriffen gegen die Polizei im Landkreis geschahen zwei Drittel unter Alkoholeinfluss. Martin Zerrinius wird deshalb weiter für ein Verbot plädieren, jedoch wünscht er sich, dass dieses Verbot mit großem Bedacht formuliert wird, dass es kein Flächenverbot wird, und das für vorbeugende Maßnahmen finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Vonseiten der Horber SPD möchte man Ideen und Anregungen zum Thema sammeln und diese der Verwaltung und dem Gemeinderat zur Verfügung stellen, so der Konsens aus 90 Minuten Diskussion und Sachvortrag.