Neckarblühen verwandelt Stadt in Prinzessin / Masken der Narren kommen aus dem Kratten und werden abgestaubt
Von Martin Dold Horb. Tänze in Strapse und String um die Stange, dazu "Disco Pogo": Ginge es nach Graf Rudolf (Alexander Guth), würde an der Fasnet heuer auf das Brauchtum gepfiffen. Seine Gräfin Ita (Steffi Guth) und Hofmarschall Thomas Kreidler redeten ihm den Unsinn aber beim Abstauben schnell wieder aus."Party kannsch des ganz Johr macha wann und wo, aber onser Horber Fasnet braucht halt die Traditio", wies ihn die Gräfin barsch zurecht, worauf Graf Rudolf klein beigeben musste. "Des Brauchtum hält zusammen unsere große Narrenschar", lautete schließlich seine Erkenntnis.
Immerhin, und da waren sich alle Anwesenden auf dem Marktplatz einig, hat die fasnetslose Zeit nun endlich ein Ende. Die Masken wurden aus dem düsteren Kratten befreit, der Staub weggeblasen und Hofmarschall Thomas Kreidler konnte freudig verkünden: "Damit wird in Horb die Fasnet über acht Wochen herrschen". Kropfer, Hexe, Stäpfeleshopser, Stoibrecher, Turmschurke, Wasserspeier und Schantle werden bis Aschermittwoch die Szenerie bestimmen, was die Laune in der Stadt heben sollte.
Allein Hofmarschall Thomas Kreidler wurde beim Gedanken an das neue Jahr etwas mulmig: "Ich werd 50, ja isch des wirklich schee?", so seine bange Frage. Der erste Vorbote des Alters war bereits zu sehen, musste er doch den Text mit der Brille ablesen.
Zudem ging im vergangenen Jahr Zunftmeister Achim Hierath nach 18 Jahren von Bord. Für den "Privatier von Diessa" finde sich bei der Horber Zunft aber immer ein Hut, sollte ihn das Fasnetsfieber wieder packen. Schonfrist hatte gestern noch der neue Zunftmeister Eckhard Bukenberger, doch die dürfte nicht mehr lange anhalten.
Auf die Unterstützung des Narrenrates könne der Zunftmeister bauen, so Kreidler. Mit diesem gewinne man zwar keine Schönheitskonkurrenz, aber an der Fasnet sei das ja egal.
Die Narretei regiert und mit ihr der süffisant-kritische Blick auf die Ereignisse in der Stadt. Die Brücke komme, allerdings sei es nur das Hallenbadbrückle, monierte Kreidler, und die koste viel Geld. Dafür müsse bei der Musikschule gespart werden und dem OB werde von Jungmusikerscharen der Marsch geblasen. Durch den Wegfall des Postgebäudes sei der Blick auf das Parkhaus frei. "Der Sichtschutz war eigentlich gar net domm", lautete die Einschätzung des Hofmarschalls.
Doch es gebe auch reichlich Gründe, sich zu freuen. Sei es der Verkauf des Haugensteins, den Horber Weltmeister Michael Jung und natürlich das Neckarblühen. Dadurch wandle sich Horb vom Aschenputtel zur Prinzessin – und mittendrin Prinz Peter vom Rosenberg. Den Segen der Narren hat das Grünprojekt: "Die Stadt blüht auf, der Handel mit, des Johr wird für uns Horber der Hit".
Mit dem Maskentanz, begleitet von der Stadtkapelle, wurden die letzten Zweifel beiseite geräumt, dass nun die Narretei das Sagen hat. "D’ Fasnet isch wunderschee bei uns in Horb", stimmte der Hofmarschall anschließend an und er wurde gleichsam unterstützt von hunderten von närrischen Besuchern.