Markus Rettenmeier (links) und Felix Holocher setzen sich für blühende Landschaften ein. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Horber Mühle fördert Blühstreifen an den Feldern / 150 000 Quadratmeter für Insekten

Die Rettenmeier-Mühle in Horb. Mit gut 100 000 Tonnen Mehl eine der größten Getreideverarbeiter im Südwesten. Mit der "Heimat-Ähre" will die Firma jetzt zur Marke werden. Wesentlicher Kernpunkt dabei: Betonung der Regionalität. Und: die Landwirte bekommen Geld, wenn sie extra Blühstreifen anlegen.

Horb. Markus Rettenmeier, Inhaber der gleichnamigen Mühle, formuliert das Motto der neuen Marke "Heimat Ähre": "Nur mit einer ausgewogenen Biodiversität (biologische Vielfalt, Anm. d. Red.) können wir den Getreideanbau hierzulande dauerhaft leistungsfähig erhalten!"

Heißt konkret für Rettenmeier: Nur mit genügend Blühstreifen schafft es die Landwirtschaft im Ländle, auch ihren Beitrag für den Erhalt einer ausreichenden Vielfalt an Insekten zu leisten. Deshalb bekommt jeder seiner 500 Landwirte, die vom Rheintal, Schwarzwald, Gäu bis hin nach Ulm ihr Getreide nach Horb-Heiligenfeld liefern, Extra-Geld für das Anlegen von Blühstreifen.

Rettenmeier: "Dafür werden weder die Abnahmepreise noch die Verkaufspreise an die Bäcker, die wir hauptsächlich beliefern, verändert. Wir schlagen da nichts drauf. Uns geht es darum, sowohl unserer Verantwortung als Bindeglied zwischen den Landwirten und den Bäckern für unsere Lieferanten als auch der Artenvielfalt gerecht zu werden."

Felix Holocher, Mühlenwirt, Müllermeister und Agrarwirt: "Die Landwirte, bei denen die zusätzlichen Blühstreifen in ihr Flächenkonzept passt, machen sehr gerne mit. Sie freuen sich, etwas Positives präsentieren zu können. Und: Weil unser Blühstreifen-Programm nachhaltig angelegt ist und keine Subvention ist, gibt es auch keine Nebenverpflichtungen für sie, wenn sie bei unserem Programm mitmachen."

Das neue Rettenmeier-Programm für die Blühflächen – es startete im vergangenen Jahr. Inzwischen sind 150 000 Quadratmeter Blühflächen-Biotope entstanden. Geschäftsführer Rettenmeier: "Wir versuchen, die Fläche jährlich um fünf Hektar zu erweitern. Da wir aber wissen, dass die Landwirtschaft unter dem enormen wirtschaftlichen Druck steht, überlassen wir es jedem unserer Lieferanten, sich am Blühflächen-Programm zu beteiligen."

Er betont, dass die Rettenmeier-Mühle dafür sorgt, dass diese Blühflächen mehrere Meter breit sind und bis Ende September stehen bleiben. Die Kosten für das Saatgut und die Bearbeitung der Biotope übernimmt die Rettenmeier-Mühle. Dazu gibt es noch eine Ausgleichszahlung für den Arbeitsaufwand. Das Ziel: Extra-Blühflächen zu schaffen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Holocher: "Damit kommen wir der Landwirtschaft entgegen. Die ist ohnehin schneller bei der Umsetzung von sinnvollen umweltspezifischen Maßnahmen wie der vielseitigeren Fruchtfolge und beim Trend, insgesamt mehr verschiedene Kulturen auf ihren Flächen zu pflanzen. Deshalb hoffen wir, mit unserem Blühflächen-Programm den Landwirten zu helfen, nach außen hin dieses Bewusstsein auch zu zeigen. Und zur Artenvielfalt beizutragen."

Und dieses Blühstreifen-Programm ist ein wichtiger Bestandteil des neuen Marken-Konzepts der Rettenmeier-Mühle.

Geschäftsführer Markus Rettenmeier: "Wir haben uns im Laufe der Jahre darauf spezialisiert, das gesamte Spektrum an Mehlen für Bäcker herzustellen. Mit der neuen Marke ›Heimat-Ähre‹ bieten wir unseren Kunden auf der handwerklichen Seite die Möglichkeit, auf die Regionalität ihrer fertigen Backwaren aufmerksam zu machen! Die Bäckerkunden erhalten dazu auch Flyer und diverse Werbemittel."

Gerade durch den Lockdown sei das Thema "Regional" sehr wichtig für die Konsumenten.

Rettenmeier: "Die Corona-Krise hat das Thema Regionalität richtig vorangebracht. Der Verarbeiter und der Kunde wissen, woher die Ware kommt. Dass die Produkte wirklich sicher sind und eine hohe Qualität haben. Dass die Wertschöpfung, die damit verbunden ist, auch in der Region bleibt. Dazu werden lange Transportwege und ein unnötiger CO2-Verbrauch vermieden."

Und wie sehen es die Landwirte? Reinhard und Simon Schaaf aus Rastatt: "Eine vielfältige Fruchtfolge und die Schaffung zusätzlicher Blühflächen sind uns wichtig, um die Biodiversität zu fördern, unsere Umwelt zu schützen und das Landschaftsbild aufzuwerten."

Und wer sind die Lieferanten von Rettenmeier? "Unsere 500 Lieferanten sind über das ganze Ländle verteilt. Egal, ob im Rheintal oder im Gäu in einem Jahr die Ernte wetterbedingt schlechter ausfällt – wir können immer sicherstellen, dass alle Korn-Produkte, welche wir unter der Marke ›Heimat-Ähre‹ verkaufen, wirklich aus dem Ländle kommen. Da muss keine Ware überregional dazugekauft werden – jedes Korn der Heimat-Ähre kommt immer und real von Feldern aus der baden-württembergischen Heimat."

Ab Herbst soll die neue Marke der "Heimat-Ähre" der Rettenmeier-Mühle überall im Südwesten sichtbar werden. Rettenmeier: "Ich hoffe, es gelingt uns, die Kunden an der A(E)hre zu packen."

Und der Horber Mühlenbesitzer überlegt sogar, das Mehl der "Heimat-Ähre" auch im Lebensmitteleinzelhandel zu vertreiben: "Das hängt natürlich vom Interesse der Handelsketten ab."

Wäre doch schön, wenn wir Horber unsere Rettenmeier-Mühle nicht nur als Riesen-Türme im Heiligenfeld sehen, sondern auch im Supermarkt-Regal.