Deutschland ist Weltmeister, da feiert jeder mit. Foto: Hopp

Nach dem Sieg steigt die Party, doch einige Anwohner zeigen die Rote Karte. Polizei drückt aber ein Auge zu.

Horb - Dramatisches Finale, dramatische Verlängerung. Ganz Horb feiert den vierten Stern. Nur einige Anwohner der Neckarstraße wollten die Spaßbremse reinhauen.

Koray Yildiz und seine Frau Vicky sehen am Tag nach dem historischen Finale noch ganz geschafft aus. Kein Wunder, wollten doch Anwohner der Vier-Sterne-Party auf der Neckarstraße den Garaus machen.

Yildiz: "Wir haben von der Stadt eine Genehmigung bis Mitternacht bekommen. Doch nach der Verlängerung bin ich gleich hoch zur Polizei gegangen." Dort wurde ihm erzählt, dass es wohl schon Anrufe von einzelnen Anwohnern gegeben hätte, dass der Party der Stecker rausgezogen wird. Yildiz: "Ralf Berger vom Videostudio Rabe hatte sich was besonders einfallen lassen und hat auch noch eine Musikanlage und die Nebelmaschine mitgebracht. Da ging die Party natürlich richtig los."

Und offenbar hat auch die Polizei den Horber Fans eine Verlängerung eingeräumt. Yildiz: "Ich möchte mich ausdrücklich bei den Beamten bedanken, dass wir wenigstens bis 1.30 Uhr feiern konnten." Allerdings musste die Polizei dennoch eingreifen: Fast 200 Fußballfans blockierten nach dem gewonnenen Fußballturnier die Neckarstraße. Aus Gründen der Verkehrssicherheit, so die Polizei, wurde die Neckarstraße daraufhin für zirka zwei Stunden für den Straßenverkehr gesperrt.

Die Rauschbart-Wirte hatten das Problem gar nicht. Keine Anwohner in der Nähe, keine Beschwerden. Und Christoph Steiglechner hatte noch einen ganz besonderen Final-Trumpf in der Tasche.

Steiglecher: "1996 habe ich im Schlosshotel in Freudenstadt gearbeitet. Dort habe ich mir mit meinem jetzigen Koch Almir das Endspiel angeschaut. Golden Goal von Bierhoff und der letzte Titel von Deutschland. Von meinem Chef habe ich damals eine Flasche Laurent-Perrier geschenkt bekommen."

Drei Umzüge und ganze 18 (!) titellose Jahre später hat Steiglechner die Flasche wieder im Kofferraum, als er zum Rauschbart fährt. Steiglechner: "Ich hab Almir vom Bahnhof abgeholt umd hab ihm gesagt, dass ich die letzte Titel-Flasche dabei habe. Mein Plan: Vielleicht ist das ein gutes Omen!"

In der Tat. Steiglechner: "Gleich nach dem Abpfiff haben wir die Flasche geköpft und haben sie mit der ganzen Belegschaft geleert." Sein Gastro-Kollege und Freund Michael Singer schlägt jetzt vor, dass Steiglechner gleich die nächste Champagner-Flasche "für die nächste Sause" besorgt...

Und auch Horbs derzeit wahrscheinlich ranghöchster Besuch ist noch ganz beeindruckt vom Public Viewing. Der Schwarzwälder Bote trifft Bernard Tosam, Bürgermeister von Belo aus Kamerun, zufällig auf dem Marktplatz.

Tosam: "Es war eine riesige Feier beim Public Viewing." Naja, eher "Promi-Viewing". OB Peter Rosenberger hatte in sein Nordstetter Domizil geladen. Stadtwerke-Chef Eckard Huber, Bürgermeister Jan Zeitler, Gila Höpfer und andere haben königlich auf den deutschen Sieg angestoßen. Tosam lobt die Deutschen: "Es war eine große Party mit großartigen Menschen."

Doch am Morgen danach teilte er dasselbe Leid wie viele Deutsche. Tosam: "Ich musste um 7 Uhr aufstehen. Neben dem Wecker habe ich OB Rosenberger gebeten, mich sicherheitshalber zu wecken."