Ähnlich wie in dieser nachgestellten Szene spielte sich der Vorgang ab: Ein weißer Kleinwagen hielt unweit des Eingangs der Steinachtalschule in Talheim. Ein Unbekannter lockte Schulkinder an und gab ihnen ein Kuscheltier, das jetzt polizeilich untersucht wird. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kriminalität: In Horb schon drei Fälle / Unbekannte wollen Kinder locken / Jüngster Fall in Talheim

Sind Kindes-Verführer oder sogar mögliche -Entführer unterwegs? In Grünmettstetten, Talheim und Horb haben unbekannte Männer Grundschüler angesprochen: Mit Kuscheltieren, Süßigkeiten oder mit dem Spruch: "Willst du mal mitfahren?"

Horb. "Das ist schon besorgniserregend, wenn man das hört", sagt Manuel Hellstern, Elternbeirat der Gutermann-Grundschule. Denn: Vor den Schulen häufen sich die Fälle, in denen Unbekannte die Kinder anlocken wollen.

Jüngster Fall: Die Steinachtalschule in Talheim. Am Mittwoch hielt dort ein weißer Kastenwagen – wohl direkt vor dem Schuleingang. Ein Mann öffnete das Fenster, schenkte zwei Kindern ein Kuscheltier.

Ein Betreuer hatte das zufällig gesehen, ging zu den Kindern. Der Unbekannte flüchtete.

Dienstag, 14. Februar. Ein Mofafahrer hält in der Nähe der Gutermann-Grundschule. Spricht ein Kind an: "Willst du mitfahren?" Das Kind lehnt ab.

Unbekannter will in Grünmettstetten Schülerin mit Süßigkeiten in ein Auto locken

Rektorin Brigitte Peter: "Am gestrigen Donnerstag war die Mutter bei mir und hat mich darüber informiert. Ich habe gleich einen Elternbrief herausgegeben, um die Eltern zu sensibilisieren. Und ich recherchiere gerade, ob es ein geeignetes Präventionsprogramm gibt, um die Schüler selbst im Unterricht auf solche Situationen richtig vorzubereiten."

Dienstag, 15. Januar. Ein Mädchen (9) wird in Grünmettstetten um 12.30 Uhr vor dem Gasthaus Hirsch von einem Unbekannten angesprochen. Er will die Grundschülerin aus Altheim in sein schwarzes Auto locken. Mit Süßigkeiten. Sie ging weiter. Hier gibt es eine Täterbeschreibung: Laut Beschreibung des Kindes war der Mann nicht sehr groß, hatte braune (zumindest dunklere) Haut und sprach mit ausländischem Akzent. Der Unbekannte trug eine Brille und hatte blaue Augen. Sein Alter schätzt die Neunjährige auf etwa 40. Er war bekleidet mit schwarzer Jacke, schwarzer Hose, weißem Pulli und Pudelmütze. Außerdem trug er dunkle Sportschuhe.

Die Polizei ermittelt inzwischen in allen Fällen. Die Vernehmungen der Grundschüler von Talheim seien noch nicht abgeschlossen, bestätigt Harri Frank vom Polizeipräsidium Tuttlingen. Man erhoffe sich weitere Erkenntnisse durch das Kuscheltier. Dieses werde derzeit kriminaltechnisch untersucht.

Doch es gibt noch mehr solcher Fälle im Landkreis: In Pfalzgrafenweiler wurden Schüler auf dem Marktplatz mitten im Ort am Dienstag, 5. Februar, und am Donnerstag, 7. Februar, von Unbekannten angesprochen. Die Fälle in Pfalzgrafenweiler hätten, so Frank, aber keinen Bezug zur Schule. Da die Kinder den Vorfall aber im Unterricht angesprochen hätten, habe die Schule Anzeige erstattet.

Polizei schließt einen Serientäter aus: Beschreibungen seien unterschiedlich

Auch in Freudenstadt gab es einen Vorfall. Am Freitag, 11. Januar, war ein Junge der Hartranft-Grundschule auf dem Heimweg. In der Bahnhofstraße wurde er von einem Fremden in einem Auto angesprochen. Der Unbekannte bot an, das Kind heimzufahren. Der Junge lehnte ab.

In allen Fällen hatte die Polizei bisher keinen Ermittlungserfolg. Dass es sich um einen Serientäter handle, schließt die Polizei aber aus. "Da sich alle Fälle von der Personenbeschreibung und auch von den Fahrzeugen her aber unterscheiden, schließen wir einen Zusammenhang aus", berichtet Frank.

Dennoch nehme die Polizei alle Fälle sehr ernst und fahre jetzt vermehrt Streife an den Schulen im Kreisgebiet.

Doch was sollten Eltern jetzt tun? Götz Peter, geschäftsführender Schulleiter von Horb, hat ein Schreiben verfasst, welches er an alle Kollegen mit der Bitte um Ergänzung geschickt hat.

Die wichtigste Botschaft in diesem Schreiben lautet: "Zur Stärkung des Selbstvertrauens und zum Schutz Ihres Kindes sprechen Sie mit ihm über mögliche Gefahren, vermeiden Sie es jedoch, Ängste zu schüren. Machen Sie ihm klar, dass es unter keinen Umständen zu fremden Personen ins Auto einsteigen darf und ein deutliches Nein in manchen Situationen die richtige Antwort ist. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es Ihnen alle Erlebnisse und Sorgen erzählen darf und nehmen Sie sich Zeit dafür."

In der Steinachtal-Grundschule hat die Rektorin Ursula Schmollinger mit den beiden Kindern und der Schulsozialarbeiterin gesprochen.