Nicht nur seine Gläubiger ließ der Angeklagte auf dem entstanden Schaden sitzen, auch das Amtsgericht Horb versetzte er. Foto: Hopp

Im großen Stil abkassiert? Unter falschem Namen Sanierungsarbeiten angeboten, aber keine Leistung erbracht.

Horb - Im Amtsgericht sollte am Freitagmorgen der Prozess gegen einen angeblichen Bauunternehmer aus dem Raum Esslingen stattfinden. Laut Zeugen hat der Mann unter falschem Namen Sanierungsarbeiten an unterschiedlichen Gebäuden angeboten, dafür teilweise im Vorfeld Geld kassiert und keine Leistung erbracht.

Im Horber Stadtteil Rexingen hatte er so eine Art Musterbaustelle eingerichtet, auf der auch für eine gewisse Zeit fleißig und bestens von den osteuropäischen Landsleuten des "Unternehmers" gearbeitet wurde.

Diese Musterbaustelle nutzte er zur Akquise neuer Auftraggeber, die er dann mit dem entstandenen Schaden sitzen ließ. Aus diesem Grund warf ihm die Staatsanwaltschaft Betrug in besonders schweren Fällen sowie Urkundenfälschung vor.

Angeklagter taucht nicht auf

Aber nicht nur seine Gläubiger ließ er auf dem entstanden Schaden sitzen, auch das Gericht versetzte er.

Die Ladung für den Prozessbeginn sei dem Beschuldigten im November vergangenen Jahres frist- und formgerecht zugegangen, erklärte Amtsgerichtsdirektor Christian Ketterer. Doch irgend eine Erklärung für das Fernbleiben des Angeklagten liege nicht vor.

Auch dessen Verteidiger, der Limburger Staranwalt Janusch Nagel, dessen Terminkalender gespickt zu sein scheint mit hochkarätigen Aufträgen quer durch die gesamte Republik, wie er dem Gericht bei der Suche nach einem neuen Verhandlungstermin vorlas, wusste nicht, wo sein Mandant steckt. "Der hat mehrere Handy-Nummern angegeben, und unter keiner ist er erreichbar", sagte Strafverteidiger Nagel.

Dem Gericht blieb ob dieser Tatsache nichts anderes übrig, als den Termin auf eine unbestimmte Zeit zu vertagen.

Staatsanwalt beantragt Haftbefehl, da man nicht davon ausgehen könne, dass sich der Beschuldigte freiwillig auf Anklagebank setze

Auf Anraten von Richter Ketterer stellte der junge Staatsanwalt den Antrag auf Haftbefehl, da man wohl davon ausgehen könne, dass sich der Beschuldigte in keinem Fall freiwillig auf die Horber Anklagebank setze.

Das war das Einzige, was der Anklagevertreter an diesem Verhandlungstag tun konnte. Für ihn recht schade, da er extra seine Freundin mit nach Horb gebracht hatte, um ihr mal zu zeigen, wie es denn so bei der Juristerei zugeht. Aber auch die Vertagung von Terminen gehört zum Gerichtsalltag.

Für den angeklagten "Bauunternehmer" bedeutet diese Verzögerung jedoch – falls man seiner überhaupt habhaft wird – ein paar Tage in der Untersuchungshaft, bevor man wieder verhandelt.

Für zwei der Zeugen, die bereits vor Ort waren und ebenfalls wieder unverrichteter Dinge heimgehen durften, gab es immerhin den Trost vom Amtsgerichtsdirektor: "Das nächste Mal ist er dann aber ganz bestimmt da."