Das ehemalige Karmelitenkloster in Rottenburg, dessen Auflösung Andreas Stoß während der Reformation verhindern konnte, beherbergt heute das Priesterseminar, die Diözesanbibliothek und das Diözesanmuseum. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Die Zeit der Reformation in Horb, Teil 4: Sohn des Horber Bildhauers kämpft gegen die Reformation

Die Reformation hinterließ auch in Horb ihre Spuren. Doch nicht überall fielen die Lehren Luthers auf fruchtbaren Boden. Dem alten Glauben treu blieb auch Andreas Stoß, als Sohn des Bildhauers Veit Stoß ein Horber Spross.

Horb. Andreas Stoß kam zunächst im Konvent der Karmeliten von Straubing unter und ging später nach Voitsberg in der Steiermark. Im Sommer 1528 wurde Stoß zum Prior des Konvents von Bamberg gewählt (wir berichteten).

Als Bischof Weigand von Redwitz 1522 den Bischofsstuhl von Bamberg bestiegen hatte, trat er ein unseliges Erbe an, da sein Vorgänger der Reformation nicht entschieden genug entgegengetreten war. Schon 1520 war die Hälfte der Diözese der neuen Religion zugetan und im April 1525 brach der Aufruhr als religiöse, soziale Bewegung der Bürgerschaft auch im Hochstift Bamberg aus.

In Andreas Stoß fand der Bischof von Bamberg einen treuen Helfer bei seinen Bemühungen, dem Umsichgreifen der Reformation im Hochstift sowie im Bistum Einhalt zu gebieten. Zweifellos war es hauptsächlich das Verdienst von Stoß, dass der Katholizismus im Bistum Bamberg gerettet wurde. Was Andreas Stoß in Nürnberg gegenüber einem übermächtigen Rat nicht gelungen war, erreichte er in Bamberg unter einem schwachen Bischof.

Dass damals nicht die gesamte oberdeutsche Provinz der Karmeliten unterging, ist ebenfalls dem tatkräftigen Einsatz des Andreas Stoß zu verdanken, der 1529 zum Provinzial berufen wurde. Sein Provinzialsitz Bamberg lag an der nordöstlichen Grenze des umfangreichen Gebiets, sodass Stoß lange Reisen unternehmen musste, um alle Konvente zu erreichen. Deren Klosterzucht war in der Regel vollständig erschüttert, und dem Tiefstand der Bildung hielt der Tiefstand der Sittlichkeit die Waage. Das einstmals so bedeutende Rottenburger Karmelitenkloster konnte Stoß höchst persönlich vor dem Untergang bewahren, obwohl Schultheiß und Bürgermeister bei der Geldverlegenheit des Provinzials glaubten, das Kloster leicht als Spital für alte Leute gewinnen zu können.

Seit 1534 war dieses Kloster ein Schwerpunkt der Reformationsbestrebungen in Rottenburg, da der Provinzial Stoß ein Jahr zuvor mit der Berufung Jakob Berns den Bock zum Gärtner gemacht hatte. Den Rottenburger Bürgersohn und Karmeliter hatte Stoß auf Wunsch der Stadt als Prediger an den Neckar gesandt. Bern wandte sich aber nach und nach der evangelischen Lehre zu, sodass die Regierung in Innsbruck 1535 die Entfernung Berns verlangte. Der württembergische Reformator Ambrosius Blarer stellte daraufhin Jakob Bern als Prediger in Remmingsheim an, und viele Rottenburger zog es deshalb nun in die benachbarte evangelische Stäblesgemeinde.

Während seiner rastlosen, unermüdlichen Tätigkeit sollte Andreas Stoß eine lange Reihe von Enttäuschungen erleben. Als er sich 1537 voller Hoffnung in Vertretung des Bamberger Bischofs auf die Reise zum Konzil nach Mantua machte, musste er auf halbem Weg dessen Vertagung erfahren und schwer krank nach Bamberg zurückkehren. Bei all seiner Treue gegen Glauben und Kirche blieb Stoß für die vorhandenen Missstände nicht blind. Von einem Nachgeben in prinzipiellen Fragen und von einer Erweichung des Dogmas wollte er aber nichts wissen. Stoß hielt am Gedanken eines Konzils fest. Als er im September 1540 in Bamberg sein bewegtes Leben beschloss, nahm er die Hoffnung auf eine wahre Reformation seiner Kirche mit ins Grab.