Soll die Toilette nun doch in die alte Leichenhalle eingebaut werden? Das hat der Verwaltungsausschuss in einer nichtöffentlichen Sitzung beraten. Archiv-Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Debatte um die Friedhofstoilette geht weiter / Gremiumsmitglieder fühlen sich verschaukelt

Die scheinbar unendliche Geschichte um die Altheimer Friedhofstoilette geht in eine weitere Runde. Dies musste der Altheimer Ortschaftsrat mit Erstaunen feststellen.

Horb-Altheim. Alle bisherigen Beschlüsse, auch die vom runden Tisch ausgehandelten Kompromisse, sind gemäß einer nichtöffentlichen Vorberatung durch die Stadt Horb für Null und Nichtig erklärt worden und wurden zur weiteren Stellungnahme an den Ortschaftsrat zurückgegeben. Nun sollten sich die Räte auf Basis eines nichtöffentlichen Papiers beraten.

Historie des Projekts

Hier eine Zusammenfassung der bisherigen Projekt-Historie: Im Jahr 2015/16 traf sich der Ortschaftsrat samt interessierten Bürgern zu einer Friedhofsbesichtigung mit Beratung darüber, was man mit der alten Aussegnungshalle machen sollte. "Reißt die Gruselbude ab", die Forderung von Carmina Brenner, während Bernhard Bok die Meinung vertrat, dass das Gebäude mehr als erhaltenswert sei. Einig war man sich seinerzeit, dass auf gar keinen Fall ein Klo in das sanierungsbedürftige Gebäude eingebaut werden sollte. Die städtische Sachbearbeiterin Anja Schneider präsentierte die Idee für ein Kolumbarium. Dieser stimmte der Ortschaftsrat zu – der Bau einer Friedhofstoilette wurde hingegen dreimal vom Ortschaftsrat abgelehnt.

Dagegen protestierten die Altheimer Bürger. 536 Personen stimmten in einer Unterschriftenaktion für eine Toilette. Dieses klare Votum konnte weder die Stadtverwaltung, die bei Friedhofsangelegenheiten federführend ist, noch die Ortsverwaltung ignorieren. Man musste einen Konsens finden und traf sich deshalb an einem "Runden Tisch." Mit am Tisch saßen Verantwortliche der Stadtverwaltung und Vertreter aus dem Ortschaftsrat. Der Ort selbst wurde durch fünf zufällig ausgewählte Bürger repräsentiert sowie durch die beiden Initiatoren des Bürgerbegehrens, Anton Schermann und Gerhard Nafz. Man kam zu dem Ergebnis, dass die Toilettenanlage durch Spenden aus der Altheimer Bevölkerung heraus finanziert und der Bau in Eigenregie gestemmt werden sollte. Die Spenden hätten durch die Bürgerinitiative eingesammelt werden müssen, die Ortsverwaltung wäre außen vor gewesen. Nach der Fertigstellung wäre die Anlage an die Stadt Horb übergeben worden, die sich dann um die Wartung gekümmert hätte.

Keine Zustimmung

Und genau dies kippte der Verwaltungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung. Laut Landesdenkmalamt könne man die Toilette nun doch in die alte Halle einbauen. Daher bräuchte man keinen Toiletten-Neubau auf dem Altheimer Friedhof, so der neue Sachstand. Zudem solle Altheim für die Folgekosten für das Klo aufkommen.

"Ich fühle mich von der Stadtverwaltung regelrecht verarscht", so der Tenor einiger Ortschaftsräte zu diesem Vorschlag.

Für Rat Jürgen Dettling steht fest, dass der Ortschaftsrat "an der Nase herumgeführt wurde". Seiner Meinung nach steht in der neuen Beschlussvorlage für den Gemeinderat etwas ganz anderes, als am runden Tisch besprochen und verabschiedet wurde. "Und das vorliegende Papier ist vom Bürgermeister Zimmermann, der mit am runden Tisch saß, auch noch unterschrieben worden", beklagte sich der Ortschaftsrat. Rat Friedmann Schindele sah es so: "Das ist eine Vorgabe der Stadt, die alle Überlegungen eindampft. Zwei klare Beschlüsse werden einfach über den Haufen geworfen – das geht gar nicht", so Schindele weiter. Rätin Uschi Becht wunderte sich: "Alles war beschlossen und jetzt kommt was ganz anderes zurück." Auch Rat Hans-Peter Schmidt zeigte sich enttäuscht. Er sei davon ausgegangen, dass die Stadt und letztendlich auch der Gemeinderat, die Beschlüsse, die am runden Tisch erarbeitet wurden, mittrage. Hier hatte man damals von städtischer Seite aber bereits den Riegel vorgeschoben und erklärt, dass diese Angelegenheit gesamtstädtische Auswirkungen habe und nur dann greift, wenn der Gemeinderat zustimmt. Der Ratsbeschluss darüber wird jedoch erst Ende Januar 2020 erfolgen.

Ortsvorsteherin Sylvia Becht brachte noch die Information ein, dass ihr mehr oder weniger direkt gesagt wurde, dass die Stadt Horb gar nicht möchte, dass Altheim ein Kolumbarium erhält. Wenn schon so eine Bestattungsart, dann bitteschön in Horb direkt.

Ortschaftsrat bleibt dabei

Leute an einen runden Tisch setzen, ihre Zeit und ihr Engagement in Anspruch nehmen und eine machbare Lösung, an der alle Bürger auch durch ihre Spenden Anteil haben, plötzlich zu kippen, geht nach Ansicht des Altheimer Ortschaftsrats gar nicht. "Wir möchten das Kolumbarium haben und wie vereinbart eine neue Toilettenanlage bauen", so Schmidt. Dieser Ansicht folgte das Gremium einstimmig und bleibt damit bei seinen Beschlüssen.