Die Azubis engagieren sich selbst für ihre Perspektive beim Maschinenhersteller. Foto: IG Metall Foto: Schwarzwälder Bote

Unternehmen: Schwierige Zeiten für Maschinenfabrik Lauffer / IG Metall fordert Perspektive für Nachwuchs / Lösung wohl gefunden

Die Maschinenfabrik Lauffer ist von der Corona-Krise stark getroffen. Laut IG Metall stand sogar die eigentlich garantierte Übernahme der Auszubildenden auf der Kippe. Doch nun scheint es eine gemeinsame Lösung von Unternehmen und Gewerkschaft zu geben..

Horb. Die Maschinenfabrik Lauffer blickt auf schwierige Monate zurück, wie Geschäftsführer Christof Lauffer im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Und daran war zunächst noch nicht die Corona-Krise schuld. "Bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2019 beobachten wir eine spürbare Abschwächung der Konjunktur im automobilen Umfeld. Auslöser hierfür ist eine tiefgreifende Transformation in der gesamten Automotive-Branche, deren Auswirkungen wir in Deutschland und im Maschinenbau besonders stark spüren." Zusätzlich hab die Corona-Pandemie die weltweite Wirtschaft seit Januar 2020 stark beeinträchtigt.

Vo n Corona-Krise getroffen

Auch Lauffer sei von dieser Corona-Krise voll getroffen worden. "Unser Auftragseingang ist im ersten Halbjahr gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres um nahezu 40 Prozent eingebrochen, unsere Gesamtleistung hat sich im gleichen Zeitraum um mehr als 20 Prozent verringert. Die Gründe hierfür sind vielschichtig."

Zum einen hätten Kunden aufgrund der coronabedingten Unsicherheiten Investitionsprojekte komplett gestoppt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Auf der anderen Seite kämpfe das Unternehmen wegen der weltweiten Beeinträchtigungen im Reiseverkehr massiv um die termingerechte Abwicklung der Kundenaufträge im Ausland und der damit einhergehenden pünktlichen Verumsatzung. "Da über 75 Prozent unserer Maschinen und Anlagen zu weltweiten Kunden geliefert werden, ist dies für uns von besonders großer Bedeutung." Christof Lauffer erklärt: "Wegen des starken Projektcharakters unseres Geschäftes – mit Lieferzeiten von teilweise mehr als zwölf Monaten bei großen und komplexen Kundenprojekten wird uns dieser Corona-Effekt bis zu einer Normalisierung der Umsatzsituation noch mindestens bis Ende 2021 begleiten." Die Konsequenzen: "Wir haben im Unternehmen frühzeitig mit konsequenten Schutzmaßnahmen auf Corona und auf den reduzierten Auftragseingang mit Kurzarbeit seit Anfang 2020 sowie weiteren Sparmaßnahmen reagiert. Dies betrifft alle Seiten des Unternehmens – die Gesellschafter, die uns in dieser außergewöhnlichen Situation den Rücken stärken, als auch die Arbeitnehmerseite."

IG Metall kämpft

Unter anderem stand wohl auch die Übernahme der Lauffer-Auszubildenden zur Diskussion. Die IG Metall schreibt in einer Pressemitteilung: "In weniger als acht Wochen starten sieben Azubis beim Maschinenhersteller Lauffer in Horb in ihre praktischen Abschlussprüfungen. Zwei weitere werden ihre Ausbildung im Sommer beenden. Lange Zeit war fraglich, ob die Auszubilden auch nach den Prüfungen weiterhin in den Betrieb kommen dürfen. Denn obwohl den Azubis bei Lauffer nach Tarifvertrag eine unbefristete Übernahme zusteht, zeigt der Arbeitgeber an, dieser Verpflichtung nicht nachkommen zu wollen."

Ein Szenario, das weder Belegschaft, Betriebsrat noch die erste Bevollmächtigte der IG Metall in Freudenstadt, Dorothee Diehm akzeptieren können, schreibt die Gewerkschaft und zitiert Diehm: "In den Köpfen der Arbeitgeber steckt aktuell zu viel Personalabbau und zu wenig Zukunftsperspektive. Lauffer kann nur mit gut ausgebildeten jungen Fachkräften weiterbestehen." Das sei ein berechtigter Einwand angesichts der Altersstruktur im Betrieb. "Fast 30 Prozent der Beschäftigten bei Lauffer sind über 50 Jahre alt."

Doch es bahnt sich ein Kompromiss an. Die Gewerkschaft skizziert ihre Forderungen: "Um den Standort in Horb trotz Krise wieder zukunftsfähig zu machen, schlagen IG Metall und Betriebsrat eine sogenannte Altersbrücke zwischen Alt und Jung vor. Mit einem finanziellen und vor allem solidarischen Beitrag, durch Arbeitgeber und Beschäftigten, soll älteren Kolleginnen und Kollegen ein früherer Eintritt in die Rente ermöglicht werden. Die frei werdenden Stellen sollen dann dauerhaft mit den auslernenden Azubis besetzt werden. "Das wäre einer von vielen notwendigen Schritten, um unseren Standort langfristig hier in Horb zukunftssicher zu machen", so Ausbildungsmeister und Betriebsrat Matthias Krauß. Mit einer Resolution hätten sich die Azubis fast 200 Unterschriften im Betrieb und damit auch den starken Rückhalt ihrer Kollegen gesichert.

Geschäftsführer Lauffer erklärt zur Krisenbewältigung: "Wir haben im Unternehmen frühzeitig mit konsequenten Schutzmaßnahmen auf Corona und auf den reduzierten Auftragseingang mit Kurzarbeit seit Anfang 2020 sowie weiteren Sparmaßnahmen reagiert. Dies betrifft alle Seiten des Unternehmens – die Gesellschafter, die uns in dieser außergewöhnlichen Situation den Rücken stärken, als auch die Arbeitnehmerseite. Bereits seit Mitte des Jahres diskutieren wir mit den Betriebs- und Tarifparteien über mögliche Maßnahmen zur Personalkostenreduzierung aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie und des zurückgegangenen Umsatzes. Unser klar kommuniziertes Ziel war es dabei immer und ist es auch weiterhin, einen Stellenabbau aufgrund des Umsatzeinbruches 2020 und den vorhersehbaren Nachwirkungen in 2021 zu vermeiden."

Lauffer weiter: "Vielmehr haben wir unsere Strategie und unser Handeln unter die Überschrift ›Fahren auf Sicht‹ gestellt, um möglichst flexibel auf die weiteren Entwicklungen reagieren zu können. Alle möglichen Optionen und Bausteine in diesem Zusammenhang wurden mit den Vertretern der Belegschaft besprochen." Hierzu würden neben Maßnahmen wie dem Ermöglichen von sogenannten Altersbrücken auch Themen wie die Übernahme der Auszubildenden im Jahr 2021 oder der Verzicht auf tarifliche Sonderzahlungen gehören. "Die aktuelle Situation lässt es jedoch nicht zu, weitere Kapazitäten aufzubauen."

Befristete Übernahme

Lauffer bestätigt nun: "Mit der nun ausgehandelten Lösung der Betriebs- und Tarifparteien, der die Belegschaft noch zustimmen muss, können wir den Azubis, die ihre Ausbildung im Jahr 2021 beenden, eine zunächst auf ein Jahr befristete Übernahme anbieten. Hierüber sind wir sehr erfreut, da die Ausbildung zur DNA von Lauffer gehört, und seit Jahrzehnten ein großer Bestandteil unseres Erfolges ist. Alleine in den letzten drei Jahren haben wir sechsstellige Beträge in die Modernisierung und Erweiterung unserer Ausbildungsmöglichkeiten investiert. Ferner haben wir selbst in der aktuell angespannten Situation neue Azubis für den Ausbildungsstart im Jahr 2021 an Bord geholt."

Zu der oben angesprochen Lösung gehöre ebenfalls der Verzicht auf Teile von tariflichen Sonderzahlungen auf Seiten der Belegschaft, "für den wir sehr dankbar sind", so Lauffer. Neben den Gesellschaftern trage so auch die Belegschaft einen Teil dazu bei, "die herausfordernde Corona-Zeit zu meistern und damit den Grundstein für eine Erholung zu legen".