Vortrag: Monika Laufenberg aus Starzach referiert heute im Gasthaus Schiff über die Kohlensäurevorkommen im Neckartal

Horb /Starzach. Am heutigen Freitag, 16. März, lädt der Horber Kultur- und Museumsverein ab 20 Uhr zu einem Vortrag ins Gasthaus Schiff auf dem Marktplatz ein. Monika Laufenberg aus Starzach referiert unter dem Titel "Das schwäbische Sauerland" über die Geschichte der Kohlensäure im oberen Neckartal. Der Eintritt ist frei.

Laufenberg wird über eine geologische Besonderheit im Neckar- und Eyachtal zwischen Bad Niedernau und Bad Imnau berichten, die eine Gemeinsamkeit mit dem Laacher See in der Vordereifel, der Hundskrotte bei Neapel und dem Nyos-See in Kamerun besitzt. Dieser See wurde durch die Nyos-Tragödie bekannt, bei der im August 1986 etwa 1700 Bewohner der umliegenden Dörfer und Tausende von Tieren auf zunächst rätselhafte Weise getötet wurden. Auch auf dem Gebiet der Gemeinde Starzach blubbert und gluckst es an sogenannten Mofetten, die durch den Austritt von Kohlendioxid zur Gefahr für Mensch und Tier werden können. Der Volksmund nannte solche Quellen auch "Branntweinbrünnele", denn wer sich hier zu lange aufhielt, der fing an zu torkeln. Leichen von kleinen Vierfüßlern, Reptilien und Käfern lagen noch Ende des 19. Jahrhunderts an den Vertiefungen und Gräben im Neckartal zwischen Eyach und Sulzau. Ein Lokomotivführer soll sogar ums Leben gekommen sein, als er bei der Bahnstation Eyach einer solchen Gasquelle zu nahe kam.

Die Römerquelle in Bad Niedernau erinnert daran, dass die Kohlensäurequellen bereits in der Antike genutzt wurden. Der Naturreichtum an Kohlensäure veranlasste Heilbäder, Mineralwasserfirmen und Industriebetriebe, sich am oberen Neckar anzusiedeln. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs besuchte die württembergische Königsfamilie alljährlich Bad Niedernau. Bad Imnau war in den Hohenzollerischen Landen das einzige Kurbad.

Die reichen Kohlendioxidvorkommen des schwäbischen Sauerlands bildeten seit Ende des 19. Jahrhunderts rund 100 Jahre lang die Grundlage für die Kohlesäureindustrie, die sehr bald zu boomen begann.

Die erfolgreiche Gewinnung und Nutzung von natürlicher Kohlensäure zog die Konkurrenz an. Das Ringen um das "sprudelnde Gold" machte das obere Neckartal zum Wilden Westen des Schwabenlandes.

Die Kohlensäureindustrie erlebte eine lange Blütezeit. Mehr als 100 Menschen arbeiteten im Dreischichtbetrieb an der Förderung und Komprimierung des Gases. Das Aus kam fast genau 100 Jahre nach dem Beginn der Kohlensäureproduktion im Neckartal. Verschiedene Gründe führten zum Niedergang der Kohlensäureindustrie, an die rund um Börstingen noch ehemalige Fabrikgebäude sowie andere Relikte erinnern.

Heute, nachdem die Kohlensäure nicht mehr gefördert wird, beginnen einige Quellen wieder zu brodeln. Bei den Börstinger Bläsern steigt das austretende graue oder rote Wasser bis zu 40 Zentimeter in die Höhe. Aus diesem Grund ziehen die Kohlensäurequellen auf Starzacher Markung erneut das geologische Interesse auf sich und sind Gegenstand umfangreicher Forschungsarbeiten der Universität Tübingen.