Fasnet: Mühringer Narren machen mit viel Herzblut ein Programm für ihr Dorf / "Psychiater" hat gute Tipps für Politiker

Die Mühringer Fasnet ist schon etwas Besonderes. Hier wird das Dorfgeschehen, aber auch die große Politik aufs Korn genommen. Ein Programm von Mühringern für Mühringer und alles selbst gemacht. So war’s auch diesmal wieder.

Horb-Mühringen. Die Mitglieder der Narrenzunft hatten viel Herzblut reingesteckt und wieder ein tolles, umfangreiches, bunt gemischtes Programm zusammengestellt. Mit Pauken und Trompeten marschierten die Notaverbieger ein und brachten mit ihrer Musik erst einmal richtig Stimmung in die Halle.

Durch das Programm führte in bewährter Weise Hans-Josef Ruggaber. Der Büttel (Florian Ranft) hatte wieder einiges erfahren, was den Mitgliedern der Narrenzunft im Laufe des Jahres an Missgeschicken passiert war. Den Heiko Jurezco hörte man im Sommer fluchen. Er suchte seinen Schlüsselbund. Wenn seine Freundin nicht den Biomüll rausgebracht und die Schlüssel zwischen schimmeligen Nudeln und faulem Salat gefunden hätte, wären sie schlichtweg weg gewesen. Fasnet feiern macht hungrig. Also hatte sich Kassierer Jörg Lölfing ein großes Schnitzel bestellt, das sich dann aber als winzig klein erwies. Wohl dem der lesen kann. Da stand nämlich kross und nicht groß auf der Speiskarte. Moni Fuhl geht neuerdings zum Bruddla in den Wald, zum Leidwesen der Jäger. Denn seither gibt es dort kein Wild mehr.

Klaus Ranft wusste als Psychiater von einigen Prominenten, die seinen Rat gesucht hatten, zu berichten. Von Saskia Esken, so etwas, wie die "Rote Zora in der Schwarzwaldflora" und den Personalproblemen der Roten, von Ursula von der Leyen, die als Mutter der Kompanie nur Schrott hinterlassen habe und jetzt dafür in Brüssel sehr gefragt sei. Auch Donald Trump hätte ihn um Hilfe gebeten, erzählte der Psychiater. Doch so einen Allmachts-Seggel würde er nie vertreten. Dem Micha Theurer, der sich Sorgen um seine FDP macht, gab er den Rat, zum Martin Dörr zu gehen. Nur der könne 40 Prozent erfüllen.

Alte Bekannte sind die beiden vom Duo Castello, die schon viele Jahre zur Mühringer Fasnet kommen und mit Schunkel- und Tanzrunden für Stimmung sorgen. Dass einem um den Nachwuchs nicht bange sein muss, bewies der elfjährige Niklas Ranft, der seine Büttenrede über den Jahresablauf eines Narren, wie ein Profi meisterte. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ist er doch der Sohn von Zunftmeister Florian Ranft und der Enkel von Erznarr Klaus Ranft. "Wenn die Redner ond die Dichter aus jedem Scheiß a Versle mache ond d’ Leit wegen jedem Scheißdreck lacha, no isch Zeit zom Fasnet macha." Wenn der Narrenbaum steht und alle aufs Rathaus rennen, dann muss es Schmotziger Dauschtig sein. Und wenn der Vater einen ziemlich dicken Kopf hat, das Narrenhäs, das über dem Geländer hängt, noch nach Wirtshaus stinkt und der Geldbeutel leer ist, dann ist Aschermittwoch.

Die Schlosshofsänger Klaus Ranft, Hans-Josef Ruggaber, Volker Fechter, Henty Hermann, Claus Hank und Hans Schick hatten sich wieder über Gott und die Welt Gedanken gemacht, ob über die große Politik oder auch nur Lustiges. Hans Schick unterstützte sie musikalisch mit dem Akkordeon. Die Texte stammten von Klaus Ranft. Da hat doch bei den EU-Wahlen eine Dame gewonnen, die von uns allen gar nicht zu wählen war, und Angela Merkel war mit einem Schlag die von der Leyen los. Da frage man sich als Bürger, ob man überhaupt noch zu Wahlen gehen solle. "In Mührenga da isch es schee", sangen die Schlosshofsänger. Man hat jetzt zwar eine schöne, neue Ortsdurchfahrt, aber wann kommt endlich der Hochwasserschutz und was ist mit dem Radweg, für den die Mittel schon bewilligt sind? Dem Rosenberger empfehlen sie, sich als OB in Stuttgart zu bewerben, damit die Moni was zum Jubeln hätte. Bei einem Blick in die Zukunft fragt man sich, ob es die Tagesschau dann noch geben wird. Mr. Tagesschau (Roland Beuter) hatte sich deshalb dem digital vernetzten Zeitalter angepasst und informierte sich nur noch bei Alexa (Paul Beuter) über Neues aus der Welt. AKK und Klinsi sind zurückgetreten, und aus Ärger über den OB ist Moni Fuhl aus der CDU ausgetreten. Wer Nachfolger von AKK wird, davon hat die CDU keinen Plan. Vier Kandidaten gibt es schon, und vielleicht werden es noch mehr.

Mit YMCA machten die Mühringer Dream Boys Jörg Lölfing, Wolfgang Schwarz, Werner Öttinger, Volker Fechter und Florian Ranft den Village People Konkurrenz.

Beim Showauftritt der Mädels mit Tina und Lisa Öttinger, Tina Fischer, Laura Maier, Sabrina Saile sowie Marina und Ramona Ruggaber hieß es: "Wenn ich nicht auf der Bühne wär, wäre ich Polizistin, Sportlerin, Maler, Zimmermann, Wäscherin, Ballerina oder Boxerin."

Die Hexen griffen sich dieses Mal Kurt Haigis und schleppten ihn vor das Hexentribunal. Ihm, der in der Patisserie geschafft hatte, wurde vorgeworfen, dass er sie nie hätte probieren lassen. Er wurde zum Alleinunterhalter des Jahres gestempelt. Nach fast vier Stunden Programm endete der Abend mit einer Polonaise durch die Halle mit allen Mitwirkenden und dem Duo Castello.