Das Gewerbegebiet Heiligenfeld hat laut Stadtverwaltung nur noch wenig Platz für Neuansiedlungen. Foto: Hopp

Gewerbesteuer, Arbeitsplätze, Wasserschutz - Fragen und Antworten zur Gewerbegebiets-Planung.

Horb-Ahldorf - Der große Streit um das geplante Gewerbegebiet in Ahldorf. Rathaus und Gemeinderat wollen hier ein über 20 Hektar großes Gewerbegebiet an der Autobahn schaffen. Der Schwarzwälder Bote beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wenn man jetzt an dem Gebiet vorbeifährt, sieht man links und rechts der Bundesstraße 32 viel freie Flächen.

Waldverbrauch

Muss der Wald überhaupt fallen? Stadtsprecher Christian Volk über die freien Flächen: "Diese Bereiche sind topografisch wesentlich schwieriger. Zudem liegen diese überwiegend in einer höheren Wasserschutzzone." Rund sechs Hektar Wald befinden sich in der ausgewählten Zone. Das wären zum Beispiel sechs quadratische Felder mit einer Seitenlänge von 100 Metern. Warum fängt man nicht erst klein an, beispielsweise mit der Fläche, die die Stadt besitzt? Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP): "Bei einer Größe ab 20 Hektar ist es wirtschaftlich, die Kosten für die Erschließung zu investieren."

Wasserschutz

Welche Rolle spielt die Wasserschutzzone? Die Fläche bei Ahldorf liegt in der Wasserschutzzone 3. Hier ist lediglich das Ablagern von Schutt, Gülle und Klärschlamm, Massentierhaltung oder der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen verboten. Andere mögliche Potenzialflächen für Gewerbe haben einen noch höheren Wasserschutz, sodass hier die Bebauung verboten ist. In einem Gewerbegebiet in der Wasserschutzzone 3 sind allerdings auch erhöhte bauliche Vorkehrungen nötig, damit der Wasserschutz gewährleistet ist und nichts ins Grundwasser kommen kann.

Die Norma-Frage

Angeblich soll Norma ein Interesse haben, sich im Gewerbegebiet Ahldorf anzusiedeln. Bisher ist Norma in Eutingen. Dazu Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle: "Norma belegt bei uns eine Fläche zwischen fünf und sechs Hektar. Wir könnten, falls es neue Pläne gibt, sicherlich auch solche Flächen anbieten. Beispielsweise am Flugplatz." Hat Empfingen Platz dafür? Bürgermeister Albert Schindler meint: "Zur Zeit haben wir diesen Platz nicht zu bieten. Wir hoffen deshalb auf das interkommunale Gewerbegebiet mit Horb."

Alternative Heiligenfeld

Kann man die Firmen im Industriegebiet Heiligenfeld ansiedeln? Stadtsprecher Volk: "Trotz der Hochbrücke bestehen weiterhin lange Fahrtwege, und die Querspange ist noch in weiter Ferne. Die Gewerbeflächen im Heiligenfeld sind zudem weitestgehend erschöpft. Flächenreserven sind teilweise Erweiterungsflächen für Bestandsunternehmen."

Topografie in Ahldorf

Bei der Wasserschutzzone liegen sowohl das Heiligenfeld als auch die Potenzialfläche in Ahldorf in derselben Klasse. Warum ist diese Fläche bei Ahldorf die "geeignetste Fläche" für Gewerbe in der Raumschaft?

Die Details weiß Stadtsprecher Volk: "Der jetzt zur Prüfung abgegrenzte Bereich ist topografisch geeignet. Hierbei handelt es sich um eine relativ ebene Fläche, was die Erschließung deutlich vereinfacht.

Des Weiteren ergibt sich bei dem geplanten Standort eine optische Abgrenzung zu Ahldorf in Form eines natürlichen Sichtschutzes."

Arbeitsplätze

Warum will die Stadt das neue Gewerbegebiet? Dazu Stadtsprecher Volk: "Das Ziel der Stadt Horb ist es, in der Raumschaft für die hiesige Bevölkerung gute Arbeitsplätze zu schaffen." Horb hat derzeit laut Rathaus gut 8500 Arbeitsplätze zu bieten. 7709 Arbeitnehmer gehören zu den sogenannte Auspendlern. 4737 Arbeitnehmer pendeln nach Horb hinein. Hier versucht das Rathaus natürlich, mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte durch ein neues Gewerbegebiet vor Ort zu halten oder neue Arbeitnehmer nach Horb zu holen. Die sich hier dann ansiedeln. Der Stadtsprecher: "Volkswirtschaftlich und gesamtwirtschaftlich gesehen wirken sich gute Arbeitsplätze auch immer auf das Wohnumfeld aus und sorgen für eine Attraktivierung einer Stadt, was somit den Arbeits-, Gewerbe- und Wohnstandort Horb stärken würde. Dies gilt nachweislich auch für die Bereiche Einzelhandel, medizinische Versorgung und vieles mehr. Wohnortnahe Arbeitsplätze ermöglichen gegebenenfalls auch einen Zuwachs an Einwohnern."

Stadtfinanzen

Wie verbessern neue, angesiedelte Firmen die Finanzsituation? Stadtsprecher Volk: "Erfahrungsgemäß wirken sich Neuansiedlungen nach gut zwei bis drei Jahren positiv auf die Gewerbesteuereinnahmen aus."

Oberbürgermeister Rosenberger hatte allerdings gesagt, dass von der Gewerbesteuer lediglich ein Teil in der Stadtkasse verbleiben. Deshalb, so das Stadtoberhaupt, sind die Anteile aus der Einkommenssteuer viel relevanter. Die werden dann in den sogenannten Schlüsselzuweisungen ausgezahlt.

Gewerbesteuer

Laut den letzten Haushaltsdaten zum Vollzug mit Stichtag vom 30. September hatte die Stadt im Vorjahr 6,4 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen. Jetzt sind es bis zum Ende des dritten Quartals etwas über 7 Millionen Euro. Bei den Schlüsselzuweisungen vom Land sind es bis dahin 9,7 Millionen. Euro. Im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum 8,8 Millionen Euro. Bis zum Jahresende sollen 8 Millionen Euro Gewerbesteuer reinkommen, bei den Schlüsselzuweisungen werden 12,45 Millionen Euro erwartet.