Die Verantwortlichen (von links): Gerhard Fassnacht, Sylvia Becht, Karl-Friedrich Günther, Friedemann Schindele, Anja Bechtold und Simon Ohnmacht. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Obst- und Gartenbau: Besucher lernen in Altheim Vielfalt der Sorten und Produkte kennen

Der zweite kreisweite Apfel- und Birnentag, der in diesem Jahr in Altheim stattfand, wurde zum Treffpunkt der Experten.

Horb-Altheim. Rund um die "Moste", deren Erhalt auch mit ein Verdienst von Bernhard Bok sei, wie der Kreisbauernvorstand Gerhard Fassnacht in seiner Eröffnungsrede betonte, und in der Moste selbst, herrschte für ein paar Stunden reges Treiben.

Familienaktion "Mein Obst, mein Saft" zeigt, wie aus aufgesammelten Früchten Most wird

Fassnacht erklärte, dass dieser Apfel- und Birnentag in Kooperation mit dem Landschaftserhaltungsverband, dem Kreisbauernverband und der Ortsverwaltung Altheim durchgeführt wird und auf eine Initiative der grün-schwarzen Landesregierung zurückgeht, die den Erhalt der Streuobstwiesen als besonders wichtig erachte.

Vom Landschaftserhaltungsverband Landkreis Freudenstadt, der seinen Sitz in Horb hat, waren die beiden stellvertretenden Geschäftsführer Anja Bechtold und Simon Ohnmacht vor Ort. Den Kreisbauernverband vertraten Gerhard Fassnacht und der Ahldorfer Landwirt Michael Keßler, und die Ortsverwaltung wurde von Sylvia Becht und Friedemann Schindele repräsentiert.

Am Nachmittag schaute auch Landrat Klaus Michael Rückert vorbei der, ebenso wie Bürgermeister Ralph Zimmermann, der prompt zum Mitglied der Most-Prämierungs-Jury befördert wurde. Rückert kennt anscheinend die tückischen Umdrehungen, die im Champagner der Schwaben, dem räsen Most, versteckt sind, und bat deshalb: "Aber dähn se mir emmer nur a wenga ens Glas nei." Denn besten Most stellte Jürgen Scherrmann, der dafür mit einem kleinen Präsent überrascht wurde.Doch bevor man Most oder Saft trinken kann, heißt es erst Mal raus auf die Felder und das Streuobst auflesen. Auch dies war an diesem zweiten kreisweiten Apfel- und Birnentag möglich. Die Familienaktion "Mein Obst, mein Saft" war vor allem für die Kinder spannend, sahen sie doch live, wie aus dem Apfel, den sie aufgelesen hatten, später frischer Apfelsaft wurde, den sie sogar mit nach Hause nehmen durften. Rainer Scherrmann zeigt jedermann bis 13 Uhr, wie gemostet wird.

Wie man einen Baum richtig und sicher schneidet, das erklärte auf dem Freigelände ein Experte, und wie wichtig gerade Bienen für den Erhalt von Streuobstwiesen sind, erfuhr man von einem früheren Freudenstädter Förster. Natürlich trägt auch die Beweidung dieser Kulturlandschaft zum Erhalt der Streuobstwiesen bei. Ergänzt wurde die kleine Ausstellung durch einen Bondorfer Landwirt und die Altheimer Schnapserzeugnisse von Erhard Singer, an dessen Stand es auch Bratapfel-Glühwein zum Trinken gab. Wie wichtig gesundes Essen ist, das konnte man am Stand der Aktion "BeKi – Bewusste Kinderernährung" erfahren. Dass man das Streuobst nicht in der Hosentasche vom Feld bekommt ist klar. Ein Korb, oder Kratten, wie er im Schwäbischen heißt, tut da gute Dienste. Der 82-jährige Hobby-Krattenmacher Walter Schwämmle zeigte, wie man so einen Korb macht. "Es ist ein Handwerk, das verloren geht", bedauerte er.

Seinen großen Kratten, den er an diesem Tag in mindestens vier Stunden Handarbeit flocht, bot er später für 40 Euro an. Kein Wunder, dass dieses Handwerk keine Zukunft hat. Die Stars dieses Tages waren jedoch nicht die Personen oder die fertigen Produkte, sondern die unzähligen Apfel- und Birnensorten, die auf den Wiesen wachsen. "Bekannt sind rund 4000 kultivierte Apfelsorten" sagte Experte Alfred Binder, der zusammen mit Hermann Schreiweis, dem Vorsitzenden des baden-württembergischen Pomologenverbandes, an diesem Tag unzählige Sorten, die ihnen von den Baumbesitzern vorbeigebracht wurden, begutachteten und benannten. "Da muss man teilweise ein nahezu detektivischen Spürsinn und vor allen ein gutes Gedächtnis haben", so Binder weiter, der erklärte, dass da ohne Erfahrung gar nichts geht.

Im Fazit war dieser zweite kreisweite Apfel- und Birnentag erfolgreich, doch hätte er mehr Besucher verdient gehabt. Besucher, die auch das Heimatmuseum des Schwarzwaldvereins hätten besuchen können, das an diesem Tag extra seine Pforten geöffnet hatte.