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Ortsvorsteher Kocheise verspricht Lösungen für Grünmettstetter Vereine / Planung von neuem Kindergarten angestoßen

Zur bislang wichtigsten Ortschaftsratssitzung in diesem Jahr trafen sich alle Ortschaftsräte, um mit ihrer Stimme über die Zukunft des Ortes mitzuentscheiden. Thema war der Neubau eines modernen Kindergartens.

Horb-Grünmettstetten. Selbst Stadtrat Rudolfo Panetta setzte sich mit an den Ratstisch.

Wie bekannt, musste die Grundschule im Jahr 2015 aufgrund mangelnder Schülerzahlen geschlossen werden. Im Gebäude befindet sich im unteren Stockwerk, neben einer kleinen Gymnastikhalle, die von verschiedenen Sportgruppen stundenweise belegt ist, auch der örtliche Kindergarten. Die oberen Stockwerke (Schulräume) werden von einigen Vereinen als Proberäume genutzt.

Das Schulgebäude selbst wurde in den 60er-Jahren erbaut und befindet sich seither im Eigentum der Stadt Horb. Der Kindergarten hingegen ist in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde Grünmettstetten. Aufgrund der hohen Betriebskosten des Gebäudes von rund 10 000 Euro im Jahr sowie einer notwendigen Grundsanierung (Heizungsanlagen, Außenfassade, Bodenbelag, Austausch der Türen, Fenster), die Kosten in Höhe von rund 400 000 Euro verursachen würde, suchte die Verwaltung mit dem Träger des Kindergartens schon im November 2017 das Gespräch. In diesen Gesprächen wurden auch erstmalig Überlegungen im Hinblick auf einen Neubau angestellt. Um über das Thema zu beraten, wurde eine Projektgruppe mit allen Beteiligten gegründet. Auch die Vorsitzenden der betroffenen Vereine nahmen teil. Die Aufgabe dieser Projektgruppe war es, sich mit dem Gedanken eines Neubaus und den daraus resultierenden Möglichkeiten für die Kinderbetreuung, die Entwicklung der Ortschaft und den Vereinen auseinanderzusetzen. Oberstes Ziel stellten der Erhalt und die Weiterentwicklung des Kindergartens dar. Bei diesen Sondierungsgesprächen kristallisierten sich mehrere Möglichkeiten der Weiterentwicklung heraus (wir berichteten).

Von den Mettstetter Ortschaftsräten wurde die Option: "Abriss des Schulgebäudes und Neubau des Kindergartens auf einem Grundstück der Kirchengemeinde mit gleichzeitiger Schaffung von neuen Bauplätzen für die Ortschaft Grünmettstetten auf dem derzeitigen Gelände des Schulgebäudes" favorisiert. Als Alternative könnte man sich auch mit der Variante "Sanierung des aktuellen Standorts mit Teilerhalt / Teilabriss und Ausbau eines zukunftsfähigen Kindergartens" vorstellen.

Ortsvorsteher Karl Kocheise erklärte gerade zur Variante Eins die vielen Vorteile, die sich daraus ergeben. Die Zukunftssicherheit des Kindergartens steht dabei an erster Stelle. Anstatt wie bisher nur eine Gruppe im Alter von zwei bis sechs Jahren betreuen zu können, würde ein Neubau auch die Möglichkeit eröffnen, eine Kleinkindgruppe einzurichten. In Anbetracht einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollen im Zuge des Bedarfsplanes 2019/2020 die aktuellen Öffnungszeiten sowie das Betreuungsangebot auf den Prüfstand gestellt werden, so ein weiteres Argument, das für einen Neubau spricht.

Der Kindergarten weist aktuell eine Fläche von insgesamt 300 Quadratmeter auf. Der Neubau wurde anhand der neuesten energetischen Standards und räumlichen Anforderungen geplant und umfasst eine Fläche von rund 520 Quadratmeter. Das Kindergartengebäude beinhaltet unter anderem zwei Gruppenräume, einen Schlafraum, einen Multifunktionsraum, ein Büro, ein Speisezimmer sowie einen Besprechungsraum.

Für einen Neubau dieser Größenordnung sei mit Kosten in Höhe von rund einer Million Euro zu rechnen. Die Kirchengemeinde würde das Grundstück beisteuern. Der Grundstückswert muss noch ermittelt werden. Die Baukosten müsste daher komplett die Stadt Horb tragen, wobei es über das derzeitige Bundesförderprogramm zum Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen Zuschussmöglichkeiten in Höhe von rund 120 000 Euro gäbe. Geplant und gebaut soll das neue Gebäude gemeinsam von Stadt und Kirche werden. Die Verwaltung sieht eine Umsetzung des Projektes bis zum Herbst/Winter 2019 als realistisch an, und der Kindergartenbetrieb könnte im Frühjahr 2020 aufgenommen werden.

Vor diesem Hintergrund gab es von Ratsseite keine Einwände. Ein Umstand, den Rudolfo Panetta so nicht stehen lassen wollte. Er sah starken Diskussionsbedarf, der aber von Karl Kocheise abgeschmettert wurde. "Du hättest dich ja in die Projektgruppe einbringen können", so ein Ortsvorsteher, dem man anmerkte, dass ihm das Nachkarteln seines Stadtrats-Kollegen nicht passte. Panetta brachte dann noch Forderungen wie eine kostenfreie Ü 3-Betreuung, Substanzerhaltung durch Sanierung des alten Gebäudes und die weitere Nutzung des alten Abenteuerspielplatzes, den die Eltern der damaligen Schulkinder in Eigenregie erstellt hatten, als weitere Anregung ein, die aber nirgends auf fruchtbaren Boden fielen.

Rat Matthias Schäfer vertrat die Meinung, dass man sich im Ort glücklich schätzen kann, wenn man einen zukunftsorientierten Kindergarten bekomme. "Das abzulehnen ist ungefähr so, als ob man nein dazu sagt, wenn jemand fragt, ob er einem einen nigelnagelneuen Porsche vor die Tür stellen darf und dafür den sechs Jahre alten BMW bekommt." Rat Matthias Dettling hofft jedoch, dass die Verantwortlichen mit dem gleichen Elan, wie sie den Abriss des alten Gebäudes vorantreiben, auch für die Vereine, die derzeit die Halle und die Schulungsräume nutzen, Ausweichquartiere suchen und finden. Kocheise versprach, dass man das Schulhaus erst dann abreißen werde, wenn dieser Punkt geklärt ist.

Einstimmig erging dann der Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat, einen Kindergarten zu planen und diesen im Haushaltsplan 2019 festzuschreiben. Weiter verlangt der Ortschaftsrat, dass die Verantwortlichen mit den betroffenen ortsansässigen Vereinen sprechen und unter Berücksichtigung der Vereinsförderrichtlinien Folgelösungen erarbeiten.