Ihren fünften Weihnachtstrucker beluden die Horber Johanniter mit zahlreichen Geschenkpaketen für Bedürftige in Bosnien.Foto: Johanniter Foto: Schwarzwälder Bote

Hilfsaktion: Weihnachtstruck: Johanniter sammeln trotz erschwerter Bedingungen mehr Pakete als 2019

Horb. Horb hat sich unbestreitbar zum Hotspot der Nächstenliebe entwickelt. Unter extrem schlechten Bedingungen sammelten die Johanniter für den Weihnachtstrucker von hilfsbereiten Spendern mehr Pakete als im Vorjahr.

Weniger Annahmestellen, eine schwierigere Kartonausgabe, keine Gemeinschaftsaktionen zum Einkauf oder Packen: Koordinator Marius Friedrichson befürchtete noch vor zehn Tagen, dass sich all seine umtriebigen Anstrengungen nicht auszahlten, wieder Liebesgaben zu den Bedürftigen nach Südosteuropa zu schicken.

Handwerksbetriebe haben 63 Pakete beigesteuert

U m so glücklicher traf ihn der Schwarzwälder Bote beim Verladetermin an. Nach einem Aufruf in der Presse erlebten die Annahmestellen einen derartigen Zuspruch, dass das beachtliche Ergebnis von 167 Paketen von 2019 erneut überboten wurde. 187 Kartons mit Artikeln des täglichen Bedarfs waren in Horb und erstmals in Freudenstadt zusammengekommen. Als idealer Umschlagplatz erwies sich das ausgedehnte ehemalige Kasernenareal, denn die unterschiedlichen Packungsgrößen mussten stabil auf den Paletten gestapelt werden, um sie wohlbehalten zu den Empfängern zu transportieren.

Ortsbeauftragter Gerold Imhof spannte die offiziellen Vertreter gleich in die kräftezehrende Arbeit ein. SPD-Kreisvorsitzende Viviana Weschenmoser beließ es nicht bei bloßen Dankesworten des Stadtrates. Die Packerei war ihr nicht fremd, sie hatte bereits ihre Popularität ausgenutzt und auf Instagram die Aktion beworben. Die Kreishandwerkerschaft Freudenstadt hatte ihre Betriebe motiviert und 63 Pakete eingesammelt. Ihr Geschäftsführer Sebastian Rother hatte sich von seinem Tübinger Kollegen Imhof nicht lange zur Mitarbeit bitten lassen.

Nicht so spektakulär wie auf dem Bahnhofsplatz, dafür logistisch ungleich günstiger steuerte Marcel Reintsch aus Schwabbruck seinen 40-Tonner auf das Areal vor dem THW-Gebäude, wo ihn neben den Horber Johannitern weitere Paletten aus den Regionen Württemberg Mitte und Stuttgart erwarteten. So fanden sagenhafte 757 Pakete ihren Platz in dem riesigen Laderaum, die Reintsch auf direktem Wege nach Bosnien-Herzegowina bringen wird.

Seit 14 Jahren steuere er jedes Jahr die Verteilstationen in Banja Luka und Tusla an, erlebe herzlichen Empfang und tiefste Dankbarkeit in den Augen der Beschenkten, denen er ein Paket in die Hand drücke. Wer einmal einen Weihnachtstrucker gesteuert habe, werde davon süchtig, trotz aller Gefahren und Hindernisse, wenn der Konvoi mal wieder 18 Stunden an der Grenze warten müsse, Mautkosten zu regeln oder unbefestigte Nebenstraßen zu meiden seien, weil aus dem Balkankrieg noch immer Minengefahr lauere. Misstrauische Zöllner witterten Drogen, da müsse dann mal abgeladen und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bei seltenen Überfällen bewaffneter Räuberbanden in Bergdörfern bei Sarajevo sei Heldentum nicht angebracht, dann müsse er schmerzlich etwa 20 angemeldete Geschenke abschreiben und Erwartungen enttäuschen.

Zur Ladung gehören dieses Jahr auch 30 Krankenbetten

D ennoch sei der jährliche Weihnachtstrucker für ihn die schönste Woche im ganzen Jahr, angefangen von dem Wahnsinnsfeeling in der abgesperrten Innenstadt von Landshut, wenn sich nach dem Gottesdienst die Armada der über 50 Lastzüge auf den Weg machte und sein Konvoi den gesamten Weg bis zur Heimkehr nach Passau zusammen bleibe.

In dem Pandemiejahr gelte für ihn jetzt erste recht, auch wenn er auf die gewohnten Begleiter verzichte, da nur Berufskraftfahrer zum Grenzübertritt berechtigt seien.

Nach zweistündiger "Tetrisarbeit", wie Friedrichson die millimetergenaue Beladung bezeichnete, wurde der Platz knapp, da zerlegten die fleißigen Helfer fünf Paletten, um die einzelnen Kartons bis unters Dach zu stapeln, denn Reintsch benötigte noch Raum für 30 gestiftete Krankenbetten für eine Klinik in Banja Luka, die er auf dem Weg nach Landshut abholt.

Johanniter-Regional-Geschäftsführer Wolfgang Thomas verwies bei seinem Dank für die Spenden der Horber Bürger auf die Aktivitäten der Johanniter vor Ort. In diesem Jahr blieben zahlreiche Trucker in Deutschland, um mit ihren Partnern in sozialen Einrichtungen vor allem ältere und einsame Menschen zu beschenken. In einigen Betrieben seien Johanniter bereits im Einsatz, um Corona-Schnelltests durchzuführen und seien auch schon auf die Impfzentren im kommenden Jahr vorbereitet.