Wohnen mit Stil – und strengem Blick aufs Budget. Richard Menzel hat in Horb ein historisches Haus mustergültig saniert ohne sich in große Kosten zu stürzen. Foto: Hopp

Richard Menzel hat historisches Haus in Bildechinger Steige in Horb für 70.000 Euro mustergültig saniert.

Horb - Fotograf Richard Menzel ist vielleicht der pfiffigste Häuslebauer der Stadt. Für wenig Geld hat er das 300 Jahre alte Haus in der Bildechinger Steige 5 in ein Schmuckstück verwandelt.

Haus & Grund-Vorsitzender Manfred Bok: "Dieses Projekt zeigt, wie man mit cleverer Planung und begrenztem Kostenrahmen ein altes Haus pfiffig modernisieren kann. Wir hoffen, dass sein Vorbild viele Nachahmer findet, damit die schöne Kernstadt und die Ortskerne in der Raumschaft erhalten bleiben." Das dürfte auch im Interesse der Politik sein, so Bok. Denn Neubaugebiete verschärfen das Problem von Horb: Viel Fläche und damit hohe Kosten für Infrastruktur wie Wasser, Abwasser und Straßen bei gleichbleibender und rückläufiger Einwohnerzahl." 

Klar, dass Investoren wie Menzel da ein Vorbild sind. Richard lacht, als er mir die Hand ausstreckt. Ein feines Lachen, ein kräftiger Händedruck, als er uns in den Flur führt.

Mit diesen Händen hat er die Balken auf drei Etagen abgeschliffen: "Mit Flex und Drahtbürste. Das hat fünf Tage gedauert." Jetzt ergänzen die freigelegten Eichenbalken mit einem erhabenen weißen Putz das optische Zusammenspiel mit dem Holzboden, Haustür und Fenster – alles in Eiche.

Menzel: "Ich habe schon für die Industrie Haustüren und Fenster fotografiert. Und weiß, was so etwas kostet. Ich habe mich an einen örtlichen Handwerksbetrieb gewandt und alles auf einmal bestellt. Siehe da – die Haustür ist mit 2500 Euro halb so teuer wie eine gleichwertige Tür aus der Industrie." Insgesamt hat er so 8000 Euro für Fenster und Türen komplett ausgegeben.

"Mir war klar, dass ich das Haus komplett entkernen muss"

Überhaupt – die Handwerker. Menzel: "Mir war klar, dass ich das Haus komplett entkernen muss. Auf dem Dachboden waren zum Beispiel Wände drin, die die ganze Statik unnötig belastet haben." Clever, wie der Fotograf ist, hat er mit einem Zimmermann verhandelt: "Der hat mir erzählt, dass die im Winter Kurzarbeit fahren. Da habe ich sie dann bestellt." Klar, dass in der auftragsarmen Zeit der Zimmermann ein besseres Angebot macht. Menzel sagt, dass man so bei geschickter Verhandlung bis zu 40 Prozent einsparen kann.

Er lächelt: "Innerhalb von vier Tagen haben fünf Zimmerleute 40 Tonnen Schutt rausgetragen."

Dann hat Menzel das Haus isolieren lassen. Auch die Elektrik hat der gelernte Gas- und Wasserinstallateur legen lassen. Den Putz zwischen den Balken hat er selbst gemacht: "Normalerweise wird das flach auf Balkenebenen geputzt. Dabei müssen aber Steine abgeschlagen werden. Die reichen Leute hatten früher aber den Putz dick auftragen lassen."

Menzel hat es genauso gemacht. Der Vorteil: Steine musste er nicht weiter abklopfen, sondern hat den höchsten Punkt genommen. Dafür hat er mehr Putz verbraucht, aber das optische Ergebnis überzeugt.

In der Küche liegen 300 Jahre alte Steine auf dem Boden. Der Fotograf: "Die waren unter Teer, Stroh und Bodenbelag versteckt. Ich habe mehrere Handwerker gefragt, doch die wollten für die Verlegung 5000 Euro. Weil es bei den unterschiedlich schweren und hohen Steinen extrem schwierig sei, die im feuchten Speis so zu verlegen, dass sie später plan liegen."

Nächtelang hat Menzel überlegt. Bis ihm die Lösung kam: "Ich habe die Platten einfach in trockenen Speis gesetzt und so lange gefummelt, bis alles eben war. Dann habe ich die Platten einfach mit 150 Liter Wasser schön gleichmäßig gegossen. Zwei Tage Arbeit, 5000 Euro gespart. Und sitzt perfekt!"

Ach so: Einen Heizungskeller hat sich der Fotograf auch gespart. Menzel: "Eine Zentralheizung kostet 20000 Euro. Auf 20 Jahre Lebensdauer gerechnet, sind das 1000 Euro im Jahr – ohne Wartung." Deshalb hat er die Außenwände wärmeisoliert, innen alles offen gestaltet und auf jede Etage einen Holzofen gestellt.

Dazu gibt es auf jeder Ebene eine Elektroheizung – mit zwei Kw/h Leistung, Stück 150 Euro. Menzel: "Wenn alle drei laufen, bleibt das Haus auch bei minus 20 Grad auf 15 Grad." Durch die offene Bauweise reicht es auch, dass der Holzofen im Winter unten befeuert wird. Menzel: "Bis minus zwei Grad reicht das." Und so spart der pfiffige Häuslebauer, denn die jährlichen Heizkosten belaufen sich so auf 600 Euro. Trotz des auf den ersten Blick bescheidenen Etats – billig wirkt wirklich nichts im Haus des Fotografen. Liegt vielleicht auch darin, dass er auch für "Schöner Wohnen" fotografiert. Das auf den ersten Blick enge Treppenhaus wirkt sehr luftig. Der Trick von Menzel: Aus einem Leimholzbalken und Küchenarbeitsplatte in Eiche hat er sich eine freitragende Treppe gebaut: "Eine Wangentreppe hätte den Aufgang optisch wirklich zum Treppenhaus gemacht." Und statt Treppengeländer gibt’s einfach eine senkrecht aufgestellte Glasplatte.

Haus & Grund-Vorsitzender Manfred Bok: "Das, was Menzel hier geleistet hat, ist wirklich erstaunlich. Mit Fleiß und Intelligenz hat er seine Ideen wirtschaftlich verwirklicht und dennoch ein Schmuckstück geschaffen."