Waldfest-Besucher lernen Schönheiten des Großen Haus kennen / Protest gegen Windpark

Von Gerd Karjoth

Horb-Rexingen. Unterhaltendes Waldfest oder politische Veranstaltung gegen den Windpark? Es war wohl beides, was den Besucher gestern rund um das Schafhaus geboten wurde.Es gab früher schon Waldfeste in Rexingen, allerdings an einem anderen Ort, so Ortsvorsteherin Birgit Sayer zur baden-württembergischen Premiere des Rotmilan-Films von Sarah Herbort und Robin Jähne. Jetzt lebte das Fest wieder auf. Die Initiative des Fördervereins Landschaftspflege Rexingen, des NABU Horb und der Bürgerinitiative Waldjuwel Horb mit personeller Verstärkung aus Rexinger Vereinen hatte es möglich gemacht.

Das Motto des Waldfestes der besonderen Art beim Schafhaus lautete "Den Wald erleben mit allen Sinnen – im und um den Großen Hau". Es begann am gestrigen Sonntagmorgen um 7.30 Uhr mit einem Frühaufsteherprogramm mit einem Begrüßungstee aus frischen Kräutern. Das eintägige Fest trug aber auch Züge einer Demonstrationsveranstaltung gegen den geplanten Windpark im Großen Hau. Ein vielfältiges Programm rund um die Natur erwartete die Besucher.

Die Veranstalter hatten Glück. Der Wettergott spielte mit und verwöhnte Besucher, die neugirig in den Himmel blickten: Rund 30 Rotmilane wurden über dem Schafhaus gesichtet.

Natalie Straub vom NABU und die vielen Fotografen kamen dem breiten Angebot der Natur kaum nach. Ihr Mann Lambert Straub vom Projekt Artenschutz Großer Hau: "Es ist Unsinn, die Natur herzunehmen, wenn es auf der Fläche Großer Hau so wenig Wind hat, aber eine große Artenvielfalt. Es gibt Standorte mit mehr Windkraft und weniger Natur, wo nicht so viel zerstört wird." Schnell war zu merken, dass das Waldfest durchaus auch als politische Demonstration gegen die Windkraft im Großen Hau gedacht war.

So unterstrich auch der FDP-Landtagsabgeordnete Timm Kern bei der Vorstellung des Höhepunkts des Waldfests, der Premiere des Films "Das Jahr des Rotmilans", seine Ablehnung des Windpark-Standorts. "Ich setze mich vehement für den Erhalt des Großen Haus ein. Aus artenschutzrechtlichen Gründen, aber auch gegen die Zerstörung eines der letzten zusammenhängenden Waldgebiete auf dem Gebiet der Stadt Horb." Kern sagte, er werde sich vehement "für das Naturschutzerholungsgebiet, für Menschen und den Rotmilan" einsetzen.

Eine abgesteckte Waldfläche in einem Stück Privatwald war das Ziel einer Exkursion. Sie sollte darstellen, dass alleine für ein Windrad 465 Bäume, alle über 20 Jahre alt, gefällt werden müssten. Es gab aber auch ein Freiluftprogramm mit einer Vogelstimmenwanderung, Waldspaziergänge mit Revierförster Peter Daiker und dem Jäger Günther Klausner, der mit Kollegen und Besuchern im Großen Hau auf die Pirsch ging.

Um 12.30 Uhr startete ein separates Kinderprogramm mit Eselreiten, Aktionen mit Ziegen und Schafen sowie Waldexkursionen.

Der Höhepunkt war die Filmpremiere. Die Filmemacher erzählten die Entstehungsgeschichte und führten in den Film ein. Dazu gehörte auch das Erfinden einer neuen Technik, um die Kamera um einen Horst zu platzieren. Es gelang, und so gab es wunderbare für Tierschützer ans Herz gehende Bilder. Viele Stunden verbrachten die Filmer im Ansitz, nicht nur an den Brutplätzen, sondern auch dort, wo sich die Greife ihr Futter holten. Besonders eindrucksvoll war es für Sarah Herbort, wenn abends 150 und mehr dieser Vögel zu ihren Schlafbäumen einflogen.