Werden sich im MVZ demnächst mehrere Allgemeinärzte gemeinsam ansiedeln? Foto: Hopp

OB Rosenberger: "Mehrere Mediziner wollen sich zusammenschließen und Räume im MVZ nutzen".

Horb - Es tut sich was in der Hausarzt-Krise: Offenbar könnte schon im kommenden Jahr eine Allgemeinarzt-Praxis im Krankenhaus entstehen.

Endlich scheint was in der Hausarzt-Frage zu passieren. Laut OB Peter Rosenberger denken erste Allgemeinärzte darüber nach, in das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im Krankenhaus umzuziehen.

Im Gemeinderat sagte das Stadtoberhaupt: "Es gibt erste Signale aus der hiesigen Ärzteschaft. Mehrere Mediziner wollen sich zusammenschließen und Räume im MVZ nutzen."

Und damit könnten, so Rosenberger, zumindest "kleine Lücken" bei der Hausarztversorgung geschlossen werden. Denn: Gleichzeitig habe er am Dienstagmorgen mit Johannes Fechner, Vize-Vorstandschef der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV), gesprochen.

Rosenberger: "Es gibt neue Förderrichtlinien der KV, um die Ansiedlung von Hausärzten im ländlichen Raum zu fördern. Er hat mir gesagt, dass das wie auf unsere Raumschaft zugeschnitten ist."

Demnach gibt es für die Neuansiedlung im ländlichen Raum bis zu 60 000 Euro für die Praxiseinrichtung. Wenn Hausärzte Kollegen anstellen, kann es bis zu 1000 Euro Lohnzuschuss geben. Dazu bekommen die Hausärzte für jeden neuen Fall, den sie durch einen angestellten Kollegen generieren können, zehn Euro Bonus.

Laut Rosenberger weckten diese Nachrichten die Hoffnung, dass damit ein wichtiger Schritt in der Hausarztkrise gemacht werden könnte. Denn: Derzeit ist die Hausarztversorgung in der Raumschaft Horb auf unter 85 Prozent gesunken. 

Die Hoffnung des Rathauses: Die KLF gewährt den Hausärzten eine faire Miete. Die Hausärzte nutzen die Gemeinschaftspraxis, um zu expandieren, beziehungsweise ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Die Lücke wird durch mindestens einen angestellten Hausarzt – einen Status, den viele Medizinstudenten inzwischen laut Befragungen der KV vorziehen – gefüllt. 

Die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt (KLF) – und die Patienten – hätten dadurch den Vorteil, dass kollegial gleich die Facharztpraxen mit eingebunden werden. Der neue KLF-Geschäftsführer Ralf Heimbach betont: "Wir müssen uns intensiv um die Einweiser bemühen – das ist der Schlüssel." Mit einer Allgemeinarzt-Praxis im MVZ könnte man diese guten Beziehungen nutzen, um das Krankenhaus in Freudenstadt besser zu belegen.

Die KLF hatte unter dem vorherigen Geschäftsführer Peter Mast auch zugesagt, dass man sich bei einem kommunalen medizinischen Versorgungszentrum durchaus vorstellen könne, als Gesellschafter einzusteigen. Und die Verwaltungs-Software zur Abrechnung und das Management-Know How zur Verfügung zu stellen. Deshalb hofft Rosenberger, dass die KLF auch hilft, wenn sich die Hausarzt-Gemeinschaftspraxis im MVZ niederlässt.

Ein eigenes kommunales Ärztehaus kommt für Horb derzeit nicht in Frage. Rosenberger: "Da sprechen wir über Investitionen und Kosten, die weit über denen eines Freibades liegen." Das Rathaus hofft, dass die Verhandlungen zwischen den Allgemeinärzten, der KV und der KLF erfolgreich verlaufen. Rosenberger: "Ich hoffe, dass wir 2016 Vollzug melden können."

Er könne sich durchaus vorstellen, neue ansiedlungswillige Ärzte auch mit kommunalen Mitteln zu unterstützen. Rosenberger betonte aber: "Der Eigentümer der Räumlichkeiten ist ein anderer. Die dort einziehen sollen, sind andere. Die das bezahlen sind andere. Wir können als Kommune nur versuchen, die Zahnräder so zu lenken, dass sie ineinandergreifen."

Das Stadtoberhaupt betonte: "Wer in Tübingen jetzt seinen Medizin-Abschluss macht, müsste doch eigentlich die 30 Minuten Zugfahrt nach Horb auf sich nehmen und kann hier einen tollen Arbeitsplatz finden. Wir als Kommune helfen mit der Kita- und Bauplatzsuche. Da müssen wir neue Bilder malen und ich hoffe, Sie als Gremium malen mit."

Die FD/FW-Gemeinderatsfraktion hatte den Antrag gestellt, den aktuellen Sachstand zur Hausarztversorgung darzustellen. Während Antragstellerin Margarethe Rebholz sich mit den neuesten Nachrichten zufrieden zeigte, legte Fraktionschef Alfred Seifriz noch einmal nach. Er verwies auf Empfingen, wo es die Kommune geschafft hat, mit finanziellen Fördermitteln die Hausarzt-Krise vor Ort zu lösen. Er forderte, über Punkt 3 der Drucksache getrennt abzustimmen. Hier schrieb das Rathaus: "Die FD/FW-Anfrage ist beantwortet."

Rosenberger fühlte sich dadurch "persönlich angegriffen". Weil er das Gefühl habe, man unterstelle dem Rathaus, das Thema schleifen gelassen zu haben. Rosenberger: "Wir sind die ganze Zeit dran an dem Thema. Es ist uns 2015 gelungen, die kassenärztliche Vereinigung, die KLF und die Hausärzte an einen Tisch zu bringen."

Rebholz: "Schade, dass in die Diskussion jetzt eine politische Dimension hereingekommen ist. Es ist eine gute Nachricht, dass das Rathaus auf diesem Wege weiter vorangekommen ist, als wir bisher wussten. Es wäre schön, wenn wir als Gremium in Zukunft früher einbezogen werden."

Dann wurde abgestimmt. Bei Punkt 3 gab es vier Gegenstimmen. Unter anderem von Seifriz, Rebholz und Jürgen Poppitz (alle FD/FW).