Der begeisterte Ausdauersportler Ingo Schulze feiert heute seinen 70. Geburtstag. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Ingo Schulze wird heute 70 Jahre alt / Seit April 1985 lebt er in Nordstetten

Wer rennt zu Fuß von Lissabon nach Moskau? Wer organisiert die bedeutendsten Ultralangstreckenrennen in Europa? Wer fährt mit dem Fahrrad in Urlaub – und zwar von Nordstetten nach Mallorca? Ganz klar: Ingo Schulze. Heute wird er 70 Jahre jung.

Horb-Nordstetten. Am 8. Februar 1948 kam Ingo Schulze als erstes von insgesamt vier Kindern der Eheleute Inge und Rudi Schulze in der Hansestadt Tangermünde zur Welt.

Als sein Vater, der als Hafenarbeiter sein Geld verdiente, in Hamburg eine Arbeitsstelle fand, zog man um. So verbrachte Ingo seine Kindheit und Jugend in Hamburg. "Ich bin in einem Flüchtlingslager aufgewachsen", erinnert er sich. "Damals, direkt nach dem Krieg, war die Wohnungsnot groß und wir mussten zusammen in einer Nissenhütte, einer einfachen Wellblechhütte mit nur einem Raum, wohnen. Toiletten und Wasser gab es in Gemeinschaftsräumen. Als wir 1956 in eine recht einfache Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung umziehen konnten, war das für mich wie ein Paradies."

Talent als Langläufer beim Bund entdeckt

Nach der Schule machte Schulze eine Lehre als Bäcker und direkt nach dieser Lehre heuerte der Hanseat auf einem Bananendampfer an und befuhr als Smutje an Bord eines Schiffes der Reederei "Hamburg Süd" drei Jahre lang die sieben Weltmeere. Hamburg blieb jedoch sein Heimathafen.

Ein Ort, der für ihn nicht nur das Tor zur Welt war, sondern auch der Ort, an dem er seine Frau Inge vor mehr als 40 Jahren kennenlernte. "Inge war die Arbeitskollegin meiner Schwester, und eines Abends sollte ich die zwei ins Kino fahren. Beim Blick in den Rückspiegel stellte ich schnell fest, dass die Inge gar nicht schlecht aussieht." Vor lauter Begeisterung hat er dann vergessen, sein Auto bei Grün über die Ampel zu manövrieren und bekam prompt von der gut aussehenden Inge einen Spruch reingedrückt.

Drei Monate später wanderte er nach Australien aus und die Bäckereifachverkäuferin Inge folgte wenig später ihrem feschen Bäcker Ingo. Von 1970 bis 1972 lebten sie in Sydney, heirateten dort und ihr erster Sohn Thomas kam zur Welt. Doch Inge plagte das Heimweh. Also ging es wieder zurück nach Hamburg und Ingo verdingte sich bei der Bundeswehr bis 1982 als Zeitsoldat. Sohn Reinhardt wurde geboren.

Beim Bund entdeckte der Jubilar auch sein Talent als Langläufer und Ausdauersportler. 1973, bei einem Sport-Test seiner Kompanie, geschah aus seiner Sicht ein kleines Wunder. Er, der sich selbst als "Bewegungskrüppel" bezeichnet, merkte, dass er beim 2000-Meterlauf gut mithalten konnte und über die 5000-Meterstrecke sogar unter den schnellsten drei der ganzen Kompanie war. Der Dauerläufer war geboren. Schulze machte sich schnell einen Namen bei unzähligen Wettkämpfen.

In der breiten Öffentlichkeit wurde er jedoch als Organisator von Ultralangstreckenläufen wie dem Deutschlandlauf, dem Transeuropa-Footrace oder dem Horb-Berlin-Marathon bekannt. Besondere Highlights seiner Läuferkarriere waren der Wüstenlauf in der Sahara über eine Woche mit Gepäck und Eigenversorgung, der Sechs-Tagelauf auf einer 400-Meterbahn in Odessa, das 24-Stundenschwimmen in einem 25-Meterbecken und die beiden Läufe in die Horber Partnerstädte Salins les Bains und Haslemere.

1985 und 1995 lief er durch Deutschland und bekam beide Male einen Eintrag ins "Guinness Buch der Rekorde". Für diese Leistungen wurde er unter anderem mit Einträgen ins Goldene Buch der Städte Horb und Tangermünde geehrt. Im Laufe seines Läuferlebens hat er rund 148 000 Kilometer zurückgelegt und lässt’s nun etwas langsamer angehen.

Wie kam Schulze überhaupt von der Elbe an den Neckar? Den Grundstein dafür legte er bereits 1968. Auf der "Cap Domingo" lernte er den verstorbenen "Ritter-Wirt" Willy Schwarz kennen. Er besuchte ihn 1968 und wollte nur drei Wochen bleiben. Gemeinsam arbeiteten sie in der Imbissbude in der Neckarstraße (heute "KamIn"). Aus drei Wochen wurden dann sechs Monate und Ingo nutzte die Zeit, um in Horb seinen Führerschein zu machen.

Seit April 1985 lebt er nun in Nordstetten. Er war beim Werksschutz von Daimler Benz bis zu seiner Pensionierung tätig. Inzwischen haben er und seine Inge sechs Enkel, die sie gerne um sich haben. Gerne würde er noch eine Seereise mit seiner Frau durch den Panamakanal machen, aber Inge kann dem Geschaukel auf Hoher See nicht wirklich etwas abgewinnen.

Heute lassen es die Beiden erst mal ruhig angehen, doch ein Glas Sekt wird sicher bei der Rathausstürmung getrunken. Gefeiert wird mit der großen Familie, die teilweise aus Hamburg anreist, dann erst am 17. Februar. Gesundheit, eine Teigknetmaschine, vielleicht ein paar neue Laufschuhe und eine Rekordteilnehmerzahl bei seinem 20. Horber Silvesterlauf zum Ende des Jahres, das sind die Dinge, mit denen man Ingo Schulze die größte Freude machen kann. "Socken und Krawatten habe ich nämlich schon reichlich."