"Nachhaltig profitabler Wachstumskurs": ein Blick in die Produktionshallen von Homag in Schopfloch. Foto: Homag

Diesmal spricht das Unternehmen von einer "langfristigen Zukunftsplanung": Daniel Schmitt (51) wird zum 1. Januar neuer Vorstandsvorsitzender der Homag Group. Er folgt auf Ralf W. Dieter (60), der das Amt ebenso wie den Vorstandsvorsitz beim Mutterkonzern Dürr zur Verfügung stellt. 

Schopfloch/Bietigheim-Bissingen - Ralf W. Dieter, seit 2006 Vorstandsvorsitzender der Dürr AG mit Sitz in Bietigheim-Bissingen, die die Homag Group 2014 erworben hatte, war erst seit Beginn dieses Jahres in gleicher Funktion bei der Konzerntochter in Schopfloch tätig. Jetzt wird klar, dass es sich nach dem überraschenden Weggang seines Vorgängers Pekka Paasivaara um eine Zwischenlösung handelte.

Daniel Schmitt wird nach seiner Ernennung durch den Aufsichtsrat, die am Mittwoch erfolgte, der dritte Vorstandsvorsitzende der Homag Group binnen eines Jahres. Er gehört dem Vorstand seit 1. Juli an und ist aktuell vor allem für das Massivholzgeschäft des Weltmarktführers für Holzbearbeitungsmaschinen zuständig. Vor seinem Einstieg bei Homag leitete der promovierte Chemieingenieur die Umwelttechniksparte des Dürr-Konzerns.

Laut einer Agenturmeldung hat der Dienstvertrag von Schmitt eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2024. Die Übernahme des Vorstandsvorsitzes durch Schmitt sei Teil einer langfristigen Zukunftsplanung für Homag, heißt es nun in einer Mitteilung des Unternehmens vom Mittwoch. Ralf W. Dieter habe – und auch dies wird so erstmals kommuniziert – das Amt vorübergehend übernommen, "um Homag wieder mittelständischer und kundennäher auszurichten und mit Entscheidungen für umfangreiche Investitionen an den Homag-Standorten die Basis für nachhaltiges Wachstum zu legen". Zugleich habe sich Schmitt in dieser Phase gezielt bei Homag einarbeiten und Kontakte zu den Kunden und der Belegschaft aufbauen können.

"Die gemeinsame Zeit mit Ralf Dieter an der Homag-Spitze war ein echter Startvorteil. Ich habe Homag als faszinierendes Unternehmen mit hochmotivierten Mitarbeitenden kennengelernt und hatte die Möglichkeit, mich intensiv mit den Kunden auszutauschen", wird Schmitt nun in der Mitteilung zitiert. "Dank der mittelständischeren Ausrichtung und der massiven Investitionen, die wir auf den Weg gebracht haben, ist Homag auf einen nachhaltig profitablen Wachstumskurs eingeschwenkt. Zugleich haben wir unsere Position im Massivholzsegment durch Akquisitionen gestärkt und können daher vom weltweiten Trend zum nachhaltigen Bauen mit Holz profitieren. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitenden und werde Homag als Team-Player führen."

Gerhard Federer, Aufsichtsratsvorsitzender der Homag Group, dankte Ralf W. Dieter für seinen Einsatz für das Unternehmen: "Herr Dieter hat sich mit hohem persönlichem Engagement eingebracht, viel Orientierung gegeben und einen neuen Geist im Unternehmen entfacht. Bei Homag herrschen Aufbruchstimmung und der feste Wille, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Mit den beschlossenen Investitionen, einem innovativen Produktprogramm und den umgesetzten Optimierungsmaßnahmen sind die Weichen für profitables Wachstum gestellt. Daniel Schmitt ist für diesen Kurs der richtige Mann an der Homag-Spitze. Neben Topmanagement-Erfahrung bringt er Kommunikationsstärke, Einsatzbereitschaft und Leidenschaft für die Aufgabe mit."

Im Frühjahr hatte Homag ein Investitionsprogramm von mehr als 100 Millionen Euro bekanntgegeben (wir berichteten), mit dem der Hauptstandort Schopfloch und weitere Werke in Deutschland erweitert und modernisiert werden sollen. Zudem baut Homag am polnischen Standort Sroda ein neues Werk. Auch in China sind umfangreiche Investitionen geplant. Mittelfristig will Homag nach eigenen Angaben seinen Weltmarktanteil von derzeit rund 30 auf rund 40 Prozent ausweiten.

Für Mutterkonzern Dürr geht eine Ära zu Ende

Nach dem Austritt von Ralf W. Dieter zum 31. Dezember wird der Vorstand der Homag Group AG laut der Mitteilung bis auf Weiteres aus zwei Mitgliedern bestehen. Neben Schmitt als neuem Vorsitzenden werde Rainer Gausepohl (49) weiterhin als Finanzvorstand fungieren.

Dieters Rückzug zieht noch größere Kreise. Denn auch die Homag-Mutter Dürr werde am Jahresende einen "langfristig vorbereiteten Wechsel" an der Unternehmensspitze vornehmen, hieß es am Mittwoch aus Bietigheim-Bissingen. Dieter, der den Dürr-Konzern seit 2006 als Vorstandsvorsitzender erfolgreich geprägt habe, stelle sein Amt zur Verfügung und scheide zum Jahresende aus dem Vorstand aus. Als Nachfolger habe der Aufsichtsrat mit Wirkung vom 1. Januar den bisherigen stellvertretenden Vorstandschef Jochen Weyrauch (55) bestellt. Er gehört dem Vorstand seit 2017 an und leite erfolgreich das Automotive- und Umwelttechnikgeschäft im Konzern.

Dieter habe sich mit dem Aufsichtsrat auf eine vorzeitige Auflösungs des bis Mitte 2023 laufenden Vertrags verständigt, so die Dürr AG. "Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen ist. Der Konzern hat die Corona-Krise solide überstanden, ist beim Auftragseingang auf Rekordkurs und steht am Anfang einer neuen Phase profitablen Wachstums", wird Dieter zitiert. Er werde dem Dürr-Konzern insbesondere bei den Themen Digitalisierung und künstliche Intelligenz in beratender Funktion verbunden bleiben und darüber hinaus eigene neue unternehmerische Projekte verfolgen.