Die beeindruckende Ausstellung "Holzgeister" im Forum Kunst wurde am Samstag eröffnet. Foto: Siegmeier

Eine überdimensionales Eisen-Ei auf dem Friedrichsplatz weist zur neuen Ausstellung von Forum Kunst in Rottweil.

Rottweil - Es sind wahre Schwergewichte, die der Künstler Karl Manfred Rennertz dem kunstsinnigen Publikum im Bürgersaal des Forum Kunst kredenzt. Und bis die versammelten "Holzgeister" an Ort und Stelle waren, waren schweres Gerät und die Muskelkraft vieler freiwilliger Helfer gefragt. Bei strömendem Regen hievten Gabriel Knubben und die Crew die Arbeiten "Schwarzer Klotz", "Turm", "Rottweiler Kreuzschnitt" und manche mehr durch die Fenster im ersten Stock des Bürgersaals und platzierten sie. Nur ein überdimensionales Eisen-Ei lässt auf dem Friedrichsplatz grüßen, zieht das Interesse auf sich und macht Lust auf mehr.

Plackerei in strömendem Regen

Welch eine Plackerei das gewesen sein muss, konnte das Vernissagepublikum am Samstagabend nur erahnen. Aber jetzt stehen sie, die beeindruckenden Skulpturen, die Karl Manfred Rennertz mittels Schweißbrenner und Farbe aus dem Holz von Mammutbäumen gefertigt hat. Auch die "Alchemia", ein Destillierapparat, den der aus Südtirol stammende Künstler Martin Pöll selbst gebaut hat, machte neugierig, was Pöll hier wohl so zusammenbraut. Das Ergebnis konnten die Besucher selbst begutachten. Denn um das Baumharz, das Pöll für seine Skulpturen verwendet, überhaupt verwendbar zu machen, muss er es in einem langwierigen Prozess auskochen.

Schwarzwald hat es in sich

Otto Jägersberg, Schriftsteller und Filmemacher aus Baden-Baden hielt einige launige Eröffnungsrede und betonte gleich zu Beginn, dass es der Schwarzwald ganz schön in sich habe. Hinter jeder Tanne verberge sich ein Geist, sagte er als Anspielung auf den Ausstellungstitel "Holzgeister".

"Martin Pöll nimmt es mit dem Holzgeist wörtlich", so Jägersberg, da er mit seinem Destillierapparat die tollsten Geister auskoche. "Er brennt einen Holzgeist, der sich gewaschen hat", so Jägersberg über den Künstler, der 1990 in Südtirol das Licht der Welt erblickte und "sein Schäl- und Schnitzmesser vermutlich schon in die Wiege gelegt bekam". Pöll ist Sammler. Er durchstreift die Waldwege und Wiesen und konserviert das Harz der Bäume, das feinziselierte Muster der Seerosenblätter, oder den Flug der Samenkörner, die schwerelos zur Erde trudeln. "Pöll bildet Natur nicht ab, sondern er veranschaulicht sie". Seine Arbeiten gehen von pflanzlichen Formen und Materialien aus, sowie von der Beziehung des eigenen Körpers zur Natur und der Tätigkeit in dieser Umgebung und in seinem Bildhaueratelier.

Mit der Kettensäge entstehen Figuren

Der Rheinländer Karl Manfred Rennertz, 1952 in Eschweiler geboren, bearbeitet sein bevorzugtes Material Holz in Form von Baumstämmen mit der Kettensäge und schafft Figurationen, die sich häufig an der menschlichen Figur orientieren. Hinzu kommen bewusst gesetzte malerische Akzente, die der Skulptur eine unverwechselbare Haut und Patina verleihen. Baum und Mensch als Motive des skulpturalen Schaffens, kulturgeschichtlich tief verwurzelt, finden im bildhauerischen Werk Rennertz eine glückliche Verbindung und sind Ausdruck eines organisch und expressiv gewachsenen Ganzen.

"Rennertz ist ein Meister der Säge", betonte Jägersberg. Um seine Großskulpturen zu fertigen, verwandle sich der Künstler an seinem Arbeitsplatz "in eine Art Ritter", um vor den gefährlichen Zähnen der Säge geschützt zu sein. Die Arbeit mit diesem Gerät erfordere nicht nur gründliche Vorbereitung, sondern Vorausschau – "quasi ein Denken in Holz", so Jägersberg.

Ausstellung bis 15. Januar zu sehen

Feuer spielt nicht nur für die Destillate von Martin Pöll, sondern auch bei Karl Manfred Rennertz eine große Rolle. Bearbeitet er seine Hölzer abschließend doch mit dem Schweißbrenner, um ihnen eine besondere Patina zu geben. So bekommt beispielsweise der ausgehöhlte und innen feuergeschwärzte halbe Mammutstamm die Anmutung eines Mantels. Der "Baummantel", wie Rennertz den Titel gewählt hat, wird zu einem Schutzmantel, den das Publikum im Selbstversuch auch gleich auf sich wirken lässt.

Die Ausstellung im Forum Kunst ist noch bis zum 15. Januar zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.