Verlassenes Filmdorf: Die Überreste von Ridley Scotts Historienfilm „Exodus“ über Moses’ Flucht aus Ägypten. Foto: Bettina Bernhard

Was haben „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Indiana Jones“ und „Exodus“ gemeinsam? Alle wurden in der andalusischen Wüste Tabernas gedreht. Deren archaische, apokalyptische Landschaft bietet aber auch Wanderern großes Kino.

Zwischen schräg gestreiften Felswänden und großen Sandsteinbrocken zieht sich der von graugrünem Gestrüpp gesäumte Pfad durch die Wüste von Tabernas. Blütenweiße Salzflecken zeugen davon, dass es in dieser Wüste gelegentlich auch regnet. „Das Wasser versickert und wird von den Felsen gefiltert. Enthalten diese viel Eisen, kommt es als rostig braune Brühe wieder zutage“, erklärt Cristina Serena. Wo es auf maritime Sedimente trifft, wäscht es das Meersalz heraus und bildet salzige Pfützen. „Das Wasser ist weder trinkbar noch nutzbar für Menschen. Nur salzliebende Pflanzen und Sukkulenten können damit leben – und die Ziegen knabbern gerne deren salzigen Blätter“, sagt die Wanderführerin.

 

Sieht aus wie im Wilden Westen... Foto: Bettina Bernhard

Nach den steinernen Schluchten eröffnet sich eine weite Ebene mit turmartigen Felsgebilden. Sieht aus wie im Wilden Westen . . . Das fand auch Regisseur Sergio Leone, der hier in den 1960ern „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Zwei glorreiche Halunken“ oder „Für eine Handvoll Dollar“ drehte. Später standen Bud Spencer und Terence Hill für zahlreiche gemeinsame Filme vor der Kamera, auch Michael „Bully“ Herbigs Westernkomödie „Der Schuh des Manitu“ entstand in der Wüste Tabernas.

Terence Hill und Bud Spencer waren oft da Foto: /imago/ United Archives

Wenige Kilometer weiter und einige Hundert Meter höher bietet sich ein komplett anderes Bild. Hier hat sich die afrikanische unter die europäische Platte geschoben und den einstigen Meeresboden auf rund 400 Meter hochgedrückt. Die rillendurchzogenen Felshügel sehen aus wie Drachenrücken oder wie eine Ansammlung steinerner Wirbelsäulen.

Sogar die „Odyssee im Weltraum“ spielte zeitweise in Spanien

„Hier kommt selten Wasser von oben, aber dann viel auf einmal. Es formt Gullys, Rinnen und Töpfe“, weiß Cristina Serena. Die endlose graubraune Faltlandschaft könnte auch von einem anderen Stern sein. Tatsächlich diente die Wüste Tabernas längst nicht nur als Westernkulisse. Sie stand für Nordafrika bei „Lawrence von Arabien“ oder „Exodus: Götter und Könige“. Spielszenen in der Türkei von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ wurden hier gedreht sowie Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“.

Zu Gast in der Wüste: „Exodus: Götter und Könige“ / Foto: imago/Everett Collection

Zu den Kunden von Wüstenkennerin Cristina zählte auch schon die Filmbranche auf der Suche nach der perfekten Szenerie. „Schaut mal hier“, sagt sie und zückt das Foto einer Filmszene. Es zeigt die Felsformation, vor der die Gruppe gerade steht, und die Schotterpiste daneben – mit einem Fahrzeug darauf. Aber irgendwas ist falsch. Die Spanierin lacht. „Es ist spiegelverkehrt. Man hat es umgedreht, denn die Szene spielt in Australien und dort herrscht Linksverkehr.“

Reste einer alten Filmkulisse – heute müssen die Drehorte „besenrein“ verlassen werden Foto: Bettina Bernhard

Ihre Existenz verdankt die Wüste von Tabernas dem Umstand, dass sie von Höhenzügen umgeben ist, die Regenwolken aus allen Richtungen abfangen. Ihre Beliebtheit bei Filmleuten hängt ebenfalls mit der Lage zusammen: Die Entfernungen zur Metropole Almería und zu den Stränden des Mittelmeers sind kurz. Steven Spielberg antwortete auf die Frage, warum er so viel in Spanien drehe, einmal so: „In den USA sind die Entfernungen riesig, da musst du die ganze Logistik über große Strecken ins Nirgendwo bringen. Hier ist alles kompakt und nahe zur Zivilisation, das ganze Projekt wird übersichtlicher und billiger.“

Immer neue Felskunstwerke, meist aus Sandstein, begleiten die Wanderer, in manche haben Wind und Wasser Muster gemalt. Dann bleiben die Augen an einer eckigen Form hängen. Beim genauen Hinschauen bestätigt sich: Dieser Steinbogen ist menschengemacht. Es ist der Rest einer Filmkulisse, aus Zeiten, als Drehorte im heute als Naturpark geschützten Gelände noch nicht „besenrein“ verlassen werden mussten. Und dann taucht auf einem Hügel gar ein ganzes Westerndorf auf: Western Leone oder auch Mini-Hollywood genannt. Heute ist die einstige Kulisse eine Touristenattraktion mit Eintritt und Show.

Das einstige Westerndorf ist heute eine Touristenattraktion Foto: Bettina Bernhard

Auf beeindruckende Ruinen von Filmkulissen stößt man bei einer Jeeptour durch die Wüste. In großen Staubwolken geht es in der Sierra Alhamilla über Stock und Stein, und dass der Veranstalter dieses sehr speziellen Fahrvergnügens vorher Mundschutz und Skibrillen verteilt hat, macht durchaus Sinn. Doch als die lärmende Kolonne stoppt, die Motoren verstummen und der Staub sich legt, steht man mitten in der Stille der Wüste vor einem uralten Dorf – den Überresten von Ridley Scotts Historienfilm „Exodus“ über Moses’ Flucht aus Ägypten.

Info

Anreise

Mit Iberia via Barcelona nach Almería, www.iberia.com, oder mit Eurowings nach Malaga, www.eurowings.com.

Unterkunft

In der Altstadt von Almería im Herrenhaus von 1850: Das Hotel Catedral, DZ/F ab 128 Euro, www.hotelcatedral.net Mit Blick auf die Sierra Nevada: Die Villa Turistica in Laujar de Andarax, DZ/F ab 73 Euro, www.villasdeandalucia.com

Essen und Trinken
In Almería: Restaurant Casa Sevilla, https://casa-sevilla.com

Aktivitäten
Touren in der Wüste von Tabernas hat Malcamino’s, www.malcaminos.com

Allgemeine Informationen
Almería: www.turismoalmeria.comAndalusien: www.andalucia.org Spanisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland: www.spain.info