Hundeerziehungsberater Holger Schüler lockte mit seinem Vortrag vor allem Frauen ins Konsul-Niethammer-Kulturzentrum. Er gab Tipps, wie Mensch und Hund zu einem Team mit sechs Pfoten werden können.
Ein Großteil der etwa 150 Hundeinteressierten waren an diesem Abend Frauen. Liegt es daran, dass sie die Hauptarbeit der Hundeerziehung schultern oder am schieren Interesse für die Hundepsyche? Sind Frauen zu nachgiebig, zu wenig konsequent im Umgang mit ihren Vierbeinern? Holger Schüler bot auf diese Fragen hin Erklärungen und Tipps, wie Mensch und Hund zu einem Team mit sechs Pfoten werden können.
Schüler ist ein mobiler Hundeerziehungsberater und trat im Konsul-Niethammer-Kulturzentrum mit seinen beiden Chesapeake-Bay-Retrievers Dakota (acht Jahre) und Anoki (zwei Jahre) vor sein aufmerksames Publikum. Wann immer er eine Übung mit den Hunden zeigte, wurde es mucksmäuschenstill im Saal. Die Zuschauerinnen waren gebannt von der Mitarbeit der Hunde, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließen und ihrem Herrn und Meister auf jedes Wort folgten.
Geduld Wie gelang Schüler diese vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen Hunden? Er erzählte von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in einer Wildtierauffangstation, in der Füchse und Wölfe gehalten wurden. Seine Aufgabe war die Fütterung, aber dies gelang über längere Zeit nicht. Er musste sich mehrere Wochen zu ihnen ins Gehege setzen, und das Rudel begutachtete ihn. Erst nach etwa sechs Wochen stand der Leitwolf vor ihm, schnupperte an ihm, drehte sich ab und der Bann war gebrochen. Ab diesem Zeitpunkt durfte er die Wölfe füttern.
Grundregeln Er lernte dabei, dass Geduld, Verlässlichkeit und Aufmerksamkeit wichtige Grundregeln im Umgang mit den Tieren waren und auch für die Hundeerziehung gelten.
Erziehung Eine gute Erziehung ist für Schüler eine Beziehung zum Tier. Er verdeutlichte diese Ansicht am Beispiel eines Geschwisterpaares, das sich einen Neufundländerwelpen zugelegt hatte. Ein quirliger Hund für eine ältere Frau mit einem neuen Hüftgelenk und einen schwergewichtigen Bruder, der schon auf kurzen Strecken Atemschwierigkeiten bekam. Wie sollten diese Menschen mit einem Neufundländer klarkommen beziehungsweise dem Hund die entsprechende Aufmerksamkeit geben? Schüler überzeugte die Geschwister, den Hund an den Züchter zurückzugeben und einen Pudel aus einer Nothilfestation zu adoptieren.
Hunde wüssten oft gar nicht wie sie heißen. Wie kann das sein, wo der Hund doch täglich zu allen möglichen Tätigkeiten abgerufen wird? Der Hund kann nicht unterscheiden, ob er jetzt „Komm her!“ heißt, oder „Lass das!“ oder „Pfui!“.
Hier rät Schüler zu einem Training mit dem Leckerli: Er hält die Hand mit der Belohnung an die Kinnspitze, ruft nur den Namen des Hundes und wartet auf Blickkontakt. Wenn der stattgefunden hat, senkt er die Hand und gibt dem wartenden Hund seine Belohnung. Wenn der Hund dann noch den ausgestreckten linken Arm als Sitz-Signal erkennt, ist man mit der Erziehungsarbeit ein großes Stück vorangekommen.
Impulskontrolle Schüler sprach in seiner Präsentation viele Themen an wie die Vermenschlichung der Hunde oder auch die Aggressivität gegenüber Fremden. Einerseits soll der Hund seine Menschen und die Wohnung beschützen, aber auch akzeptieren, dass andere Menschen in die Wohnung dürfen. Ein langer Lernprozess, der nur über Impulskontrolletraining zu gewinnen ist.
Das klassische Beispiel: Es klingelt an der Tür, Hund springt bellend auf und will kontrollieren, wer da kommt. Tipp von Schüler: Alle, auch die Hundehalter, klingeln ab sofort, wenn sie die Wohnung betreten und der Hund wird an der kurzen Leine gehalten. Die unterschiedlichen Hundeschlafplätze werden auf einen Platz reduziert und dem Hund wird konsequent dieser Platz immer wieder zugewiesen. „Sonst kontrolliert der Hund Euch!“ Auch Hundebesuch müsse angeleint werden, sonst beginnt ein neuer Revierkampf.
Struktur Schüler betont immer wieder die klare Struktur, die er von sich und dem Hund einfordert. Was verlange ich von dem Hund? Welche Regeln stelle ich auf? Welche Grenzen setze ich? Zum Abschluss seines sehr praktischen und auch lustigen Vortrags las er Fragen von Hundebesitzerinnen vor, die wissen wollten, ob das Fressen von Kot für den Hund schädlich sei (nur wenn es häufig vorkomme, der Hund braucht Mineralstoffe) und wie man beim Fellwechsel mit Futtergaben unterstützen könne.
Schüler bedankte sich beim Publikum und bot an, über Whatsapp weitere Fragen zu beantworten.