Bei den Bauchenberg-Hexen Schwenningen ist sich die Vorstandschaft sicher: In den kommenden Tagen werden die Hexen zu sehen sein. Foto: Pohl

Auch wenn es eigentlich wieder keine "richtige" Fasnet geben sollte, wird es in den nächsten Tagen – auch bedingt durch die jüngsten Zugeständnisse der Landesregierung – durchaus närrisch in Schwenningen zugehen. Unsere Redaktion hat sich bei den Fasnetsvereinen umgehört, wie sie die Hohen Tage verbringen werden. Die Rückmeldungen lassen auf schöne Tage hoffen.

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VS-Schwenningen - Offiziell sind die meisten großen Veranstaltungen und Aktionen der Schwenninger Narrenzunft, die mit Schülerbefreiung, Narrensprung oder Hexenverbrennung die Hohen Tage in der Neckarstadt versüßen, abgesagt.

Und daran wird auch die überraschende Kehrtwende von Ministerpräsident Winfried Kretschmann von vergangenem Freitag nichts ändern, wie Zunftmeister Lutz Melzer nochmals betont. "Was hätten wir dadurch gewonnen? Gar nichts!", meint er hinsichtlich der kaum praktizierbaren 3G-Kontrollen etwa bei den Umzügen. Man könne weder die Muslen noch den Marktplatz absperren und auch nicht die Bürger kontrollieren oder ihnen verbieten, ungeimpft etwa den Marktplatz zu betreten, malt sich Melzer die Situation aus. "Diese Aktion des Landes Baden-Württemberg war unnötig", zeigt sich der Zunftmeister kritisch. Letztendlich habe sich also an den Planungen der Narrenzunft gar nichts verändert.

Narren auf der Straße

In der Zunftstube werde an den Hohen Tagen der "ganz normale Gastronomiebetrieb" laufen, sagt Melzer, allerdings ohne die beliebte Schunkel-Schorle am Schmotzigen. Hineingelassen werden dürfen so viele Besucher, wie es Stühle gibt, also etwa 90.

Der Muslenplatz sei für das Wochenende wie sonst für Narrensprung und Großen Umzug diesmal nicht von der Narrenzunft beansprucht. Dass trotzdem närrisches Treiben am Samstag und Sonntag wahrscheinlich ist, das verneint der Zunftmeister nicht. "Was einzelne Hästräger machen, das weiß ich nicht", setzt er dabei die Eigenverantwortung der Narren hinsichtlich der Einhaltung der Corona-Maßnahmen voraus. Und auch wenn Lutz Melzer findet, dass es "in diesem Jahr alles ein bisschen schwierig ist", ist ihm derartige Handhabung lieber als das komplette Verbot im vergangenen Jahr. So könne jeder eigenständig handeln.

Flammen- und Moor-Teufel sind bereit

"Fasnet isch, was de drus machsch!", lautet das Motto bei den Flammenteufeln. Und so werden sich die Vorstandschaft sowie die Mitglieder auf jeden Fall ins Häs begeben und sich an den Hohen Tagen auch im kleinen Rahmen treffen, sagt die erste Vorsitzende Petra Martini – "natürlich unter Einhaltung aller aktuellen Abstands- und Hygieneregelungen, was wir auch so an unsere Mitglieder kommuniziert haben: allen zur Freud, keinem zum Leid." Daher freue man sich sehr darauf, zumindest ein kleines bisschen Fasnet feiern zu können.

Ähnlich handhaben es auch die Moorteufel, wie Nadine Gorber auf Anfrage mitteilt. Sie gehe "mit gemischten Gefühlen" in die kommenden Tage. "Die Sehnsucht nach der Fasnet ist groß!" Deshalb gibt es auch die klare Ansage vonseiten des Vereinsvorstandes: "Geht ins Häs – im Rahmen des Erlaubten!" Es wird einen Vereinshock in diversen Lokalen in Schwenningen am Samstagabend geben, zu dem alle Mitglieder und Gönner eingeladen seien. "Das Vereinsleben soll weiterhin gestärkt werden", betont Nadine Gorber.

Etwas verhaltener klingt das in den Reihen der Hexengilde Sauerwasen. Die Vorsitzende Monika Göppl teilt auf Nachfrage mit: "Es ist einfach schade, dass die Fasnet schon wieder ausfällt." Wenn ihre Mitglieder auf die Fasnet gehen, sollen sie sich an die Corona-Regeln halten, betont Göppl. "Sie können auch in kleinen Kreisen die Häser anziehen, denn es gibt ja Lockerungen für eine kleine Straßenfasnet oder so."

Keine organisierte Fasnet bei den Bauchenberg-Hexen

Geteilt ist die Gefühlswelt auch bei den Bauchenberg-Hexen. Die Vorstände Bernhard Kornhaas und Jens Bornschlägl teilen mit: "Wir blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Hohen Tage, da die Fasnet wie wir sie kennen und lieben nicht stattfindet. Jedoch sind wir sehr glücklich, dass es im Vergleich zu 2021 deutliche Lockerungen gibt, die es uns erlaubt, die Fasnet unter bestimmten Voraussetzungen feiern zu können. Wir wünschen uns und sind davon überzeugt, dass wir im Jahr 2023 wieder wie gewohnt die Fasnet feiern und genießen dürfen."

Zwar gebe es von Vereinsseite aus kein organisiertes närrisches Treiben, dennoch sind die Verantwortlichen sicher, "dass einige Bauchenberg-Hexen im Städtle, in Kneipen und Restaurants unterwegs sein werden". Selbstverständlich unter Beachtung der aktuellen Corona-Verordnungen. "Primär bedeutet dies für uns, dass auch im Häs der geforderte Mindestabstand eingehalten werden muss."

Keine Vorgaben vom Ziegel-Buben-Vorstand

Markus Mroczinski, Vorstand der Ziegel-Buben, sagt: "Ich gehe in die Hohen Tage mit dem Gefühl freudiger Erwartung. Das heißt, dass ich gespannt bin, was trotz abgesagten Umzügen, Bällen und sonstigen Fasnetsveranstaltungen alles organisiert und geboten wird und zum Ablenken von der Pandemie beiträgt. Denn eins ist Fakt: Die Fasnet ist Teil der Lebensfreude, die niemand den Menschen nehmen darf."

Er geht davon aus, dass in Schwenningen seine Vereinsmitglieder zu sehen sein werden. "Ich werde die Mitglieder dieses Jahr nicht daran erinnern, dass sie die Corona-Beschränkungen einhalten sollen. Das wissen sie inzwischen selber oder müssen sie selber wissen." Gleichzeitig verweist er mit Blick auf mögliche Vorgaben auf die Regularien des Vereins: "Wir haben in der Häsordnung stehen, dass die aktiven Mitglieder vom Schmotzigen Donnerstag bis Fasnetsdienstag, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen, innerhalb Villingen-Schwenningens frei im Häs laufen dürfen. Es steht ihnen also frei, dies auch dieses Jahr zu tun."