Diskutierten in Hofstetten (von links): Nicolas Rohrer, Martin Aßmuth, Arnold Allgaier, Sandra Boser, Wilhelm Uhl, Hubert Kinast, Heike Dorow und Veronika Neumaier Foto: Störr

Gemeindebesuch: Grünen-Politikerinnen informieren sich in Hofstetten

Hofstetten - Die Themen des ländlichen Raums sind ein Dauerbrenner bei den Besuchen von Politikern in der Gemeinde Hofstetten.Mit Staatssekretärin Sandra Boser und Bundestags-Kandidatin Heike Dorow (beide Grüne) gab es viel zu diskutieren.

Die Hofstetter Firma Asantys Solar Systems kenne man vor Ort nicht in der Tiefe, und doch werde von dort aus viel für Afrika und Asien bewegt. Geschäftsführer und Mit-Firmengründer Nicolas Rohrer stellte die Arbeit anhand eines kurzen Imagefilms vor. In 56 Ländern werden seit 2009 Solarprojekte zur Elektrifizierung netzferner Gegenden erfolgreich umgesetzt, allein im Senegal werden 500 Dörfer davon profitieren. " Mittlerweile habe man mit 15 Mitarbeitern einen Umsatz von zehn Millionen Euro erreicht, betonte der Geschäftsführer.

Die Welt verändere sich schnell und dramatisch, die Flüchtlingsströme wären erschreckend. Deshalb gelte es dringend, die Lebenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern. "Es ist eine Pionierarbeit, die von Hofstetten aus geleistet wird", bilanzierte Rohrer und schilderte sein erstes Erlebnis nach der Elektrifizierung eines senegalesischen Dorfs. Auf Nachfrage von Boser nach den größten Hürden wurde das komplexe Thema der Finanzierung benannt. Als Dienstleister könne Asantys Solar Systems kein Projekt vor Ort entwickeln, das könnten nur große Firmen. Die Kosten für ein komplettes Dorf würden bei etwa 250 000 Euro liegen.

Bürgermeister Martin Aßmuth leitete zu den tagesaktuellen Themen über. In Sachen Artenschutz hätte er sich im Zuge des Kindergarten-Neubaus mehr Augenmaß nach der Sichtung von zwei Schmetterlingen gewünscht. "Wir müssen den umsiedeln – und wissen nicht wohin damit", erklärte Aßmuth. In Summe koste das die Gemeinde einen sechsstelligen Betrag.

Dieses Thema brachte auch Gemeinderat Wilhelm Uhl auf: "Von 8000 Quadratmetern Fläche wird die Hälfte als Schutzraum weggenommen. Zwei Schmetterlinge sind wichtiger als die Kinder!" Das stehe im Kontext der Gewerbeansiedlung bei Gengenbach oder dem Flächenverbrauch beim Windrad-Bau in keinem Verhältnis.

Doch da hatte Sandra Boser ihre gefestigte Meinung: "Wir denken in aussterbenden Arten. Die Landschaft wird sehr viel ärmer ohne den Natur- und Artenschutz."

Wasserrecht und Tierschutz setzen enge Grenzen

Arnold Allgaier sprach sich für mehr Pragmatismus und eine Verhältnismäßigkeit bei Behörden-Entscheidungen aus. Am Beispiel des Haltungsverbots von Fischen in Brandweihern entspann sich eine rege Diskussion. Denn per se eigentlich nicht verboten, würden das Wasserrecht und der Tierschutz so enge Grenzen setzen, dass es faktisch doch nicht erlaubt sei. Und das, obwohl Brandweiher in aller Regel höchst selten bis gar nicht in Anspruch genommen würden.

Das Argument der Fischtötung durch Feuerwehrpumpen im Brandfall ließ Brandsachverständiger und Feuerwehrmann Werner Bauer allerdings nicht gelten: "Die Ansaugstutzen sind durch Filter geschützt. Jeder kleine Stein würde eine Pumpe zerstören – da kann überhaupt kein Fisch hineinkommen."

Gemeinderat Hubert Kinast sprach von der schleichenden Enteignung der Land- und Forstwirte. "Durch die Kartierung sind wir zum Sündenbock für die Groß-Agrarier geworden", ärgerte er sich. Die Privat-Landwirte würden "Blümchenwiesen" nicht entfernen, sie sei Futtergrundlage und werde beweidet. Das jahrelange Belassen einer bewirtschafteten Fläche im Zustand des Kartierungstags sei schlichtweg nicht möglich. "Jetzt sollen wir im Wald einen Habitats-Baum aussuchen, der viele Jahre stehen bleiben muss – und was kommt dann als nächstes?", stellte er die Frage. "Der Förster ist weg – das Betretungsrecht ist geblieben", ärgerte sich Kinast weiter. Damit sei Unterstützung weggebrochen.