Das Hofstetter Wohnhaus der Lebenshilfe ist zur Quarantäne-Station umfunktioniert worden. Foto: Störr

Schutzmaßnahmen stoßen an ihre Grenzen. Club 82 hilft mit Personal aus.

Neun Monate lang war die Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal von Covid-19-Erkrankungen verschont geblieben. Das ist vorbei: Mehrere Personen sind erkrankt. Ein Teil des Hofstetter Wohnhauses ist eine Quarantäne-Station.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Haslach - Geschäftsführer Martin Schmid informierte Eltern und Angehörige der Menschen mit Behinderung jetzt über den aktuellen Stand.

Beim ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr hatten die Werkstätten zunächst komplett schließen müssen und wurden anschließend schrittweise und unter besonderen Auflagen wieder geöffnet. Im jetzigen Lockdown sind die Werkstätten dagegen offen zu halten, um den Begleiteten eine sinnvolle Tagesstruktur zu ermöglichen und die Angehörigen in Sachen Betreuung und Pflege zu entlasten.

Schutzmaßnahmen stoßen an ihre Grenzen

Für die Menschen mit Behinderung bringt das natürlich verschiedene Kontakte mit sich, ein Stück weit durch die Nutzung des ÖPNV auf dem Weg zur Arbeit. Die Mindestabständen und die Maskenpflicht sind von den Menschen mit Behinderung nicht immer einzuhalten. "Damit stoßen die getroffenen Schutzmaßnahmen zwangsläufig an Grenzen", bedauert Martin Schmid. Und das, obwohl durch feste Arbeitsgruppen, getrennte Pausenzeiten, fest zugeteilte Pausenräume, unterschiedliche Sanitärbereiche und verschiedene Ein- und Ausstiegspunkte des Fahrdienstes in den Werkstätten der Lebenshilfe ein sehr hoher Aufwand betrieben wird.

Neun Monate lang gab es keine Covid-19-Erkrankung, was sich kurz vor Weihnachten mit vier begleiteten Personen in einer Elzacher Arbeitsgruppe änderte. "Glücklicherweise hatten die Betroffenen einen relativ milden Verlauf", informiert der Geschäftsführer. Aufgrund der bestehenden Schutzmaßnahmen habe eine Ausbreitung verhindert werden können.

Doch jetzt seien erstmals auch in einem Wohnhaus der Lebenshilfe mehrere Personen an Covid-19 erkrankt. Zunächst waren die Erkrankten in Absprache mit dem Gesundheitsamt und der Heimaufsicht im vereinseigenen "Haus Waldhof" des Club 82 untergebracht worden, das bereits seit Beginn der Pandemie als Quarantäne-Ort vorbereitet war.

Dort hätten sie eigentlich optimal versorgt werden können, doch die winterliche Wetterlage und die zunehmenden Krankheits-Symptome haben die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen. Nun wurde im Hofstetter Wohnhaus der Lebenshilfe ein Quarantäne-Bereich eingerichtet.

Striktes Besuchsverbot für Angehörige

"Während der Quarantäne-Zeit bleiben die Corona-freien Bewohner auch tagsüber im Wohnhaus. Selbstverständlich erhalten sie dort als Alternative zur Arbeit in den Werkstätten eine sinnvolle Tagesstruktur", informiert Martin Schmid. Für Angehörige gilt aktuell ein strenges Besuchsverbot.

Ein ganz besonderer Dank gelte den Lebenshilfe-Mitarbeitern, die sich äußerst engagiert und sehr umsichtig um die zu begleitenden Personen kümmern würden. Auch der Club 82 stehe der Lebenshilfe mit Personal zur Seite, was gerade in der sich zuspitzenden Lage sehr wertvoll sei. "Es tut gut, auf einen solch verlässlichen Partner bauen zu können", bedankt sich Martin Schmid.

Die aktuelle Entwicklung innerhalb der Lebenshilfe sowie landesweit lässt laut Geschäftsführer Martin Schmid erwarten, dass die Infektionsgefahr weiterhin hoch bleiben wird. Die sukzessiv verschärften Schutzmaßnahmen müssten konsequent weitergeführt werden. Mit Entspannung werde im Frühsommer gerechnet. Die Gesundheit aller stehe an oberster Stelle, jedoch müsse in der Corona-Krise ein deutlich höherer Preis dafür gezahlt werden. Zum einen sei eine umfangreiche Schutzausrüstung nötig, aber auch deutlich mehr Begleitpersonal. Darüber hinaus verzeichnen die Werkstätten – wie viele andere Industriebetriebe – enorme Umsatz-Einbußen. "Eine Trendwende ist vermutlich noch lange nicht in Sicht", mutmaßt der Geschäftsführer. Was für das Vertriebsteam im Bereich der Werbeartikel andauernde Kurzarbeit bedeute, lasse die Mitarbeiter mit Behinderung um das vollständige Arbeitsentgelt bangen.