Foto: Kamera 24

Zuletzt von Verwandten in seiner Wohnung gesehen. Polizei sucht zwei Seen nach Senior ab.

Hofstetten - Als die Sonne am Donnerstagmorgen aufgeht, fällt zum ersten Mal in diesem Winter Schnee. So idyllisch sich die morgendliche Szenerie im Kinzigtal präsentiert, so unerfreulich ist der Anlass, der für geschäftiges Treiben am Hofstetter Waldsee sorgt: Die Polizei sucht nach dem 82-jährigen Ernst Friedrich Schmidt.

Der Mann, der in Hofstetten im Seniorenzentrum lebt, wird seit einer Woche vermisst. Zunächst war Patrick Bergmann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg, noch optimistisch, dass der Senior bald wieder auftaucht. Eine Woche zuvor war es noch bedeutend wärmer; von vornherein waren umfangreiche Suchmaßnahmen angelaufen. Tagelang kreiste ein Polizeihubschrauber in der Region über Hofstetten und Haslach. Auch eine Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes war im Einsatz.

Ein gutes Dutzend Polizisten ist dabei

Nun sorgt ein gutes Dutzend Beamte für emsiges Treiben in der Nähe des Hofstetter Freibads. Taucher der Wasserschutzpolizeistationen Kehl und Karlsruhe legen ihre Ausrüstung an. Auch Beamte des Polizeireviers Haslach und der Kriminalpolizei sind vor Ort. "Bei einer solchen Suche wirken viele Kollegen zusammen", erklärt Bergmann.

Zwei Taucher sollen das Gewässer durchsuchen. Durch die Gruppe, die sich am oberen Ende des Sees bei Leinenführer Benjamin Geiger (Wasserschutzpolizei Karlsruhe) und Taucher Florian Mayrl (Wasserschutzpolizei Kehl) eingefunden hat, geht ein kollektives Schaudern, als Mayrl sich ins Wasser gleiten lässt. "Da drin ist es bedeutend wärmer als hier draußen", kommentiert Armin Feiler. Der Beamte der Wasserschutzpolizei Kehl fungiert bei diesem Einsatz als Tauchgruppenführer und weiß: "Die Wassertemperatur beträgt etwa sieben bis acht Grad Celsius." Auf die Umstehenden fällt ungnädig harter Schneegriesel. Die Lufttemperatur liegt knapp über null.

Feiler erklärt das Vorgehen: Der Leinenführer gibt dem Taucher mithilfe der Leine vor, in welchem Radius er suchen soll. Dadurch, dass der Taucher die Leine währenddessen gleichmäßig auf Spannung hält, ist gewährleistet, dass der See möglichst lückenlos durchsucht wird. Für das ungefähr drei Meter tiefe Gewässer werden die zwei Teams gut drei Stunden brauchen, schätzt Feiler.

"Kein schöner Anlass", befindet Hofstettens Bürgermeister Henry Heller, der im schwarzen Mantel und mit rotem Schirm dazustößt. Trotzdem sei er natürlich vor Ort, um sich zu informieren. "Die Anteilnahme war überwältigend. Ich bin von den Bürgern oft angesprochen worden, ob es etwas Neues gibt." Der Zeugenaufruf der Polizei aus der vergangenen Woche dagegen hatte wenig Erfolg. "Viele Hinweise haben wir nicht bekommen", räumt Bergmann ein.

Dass es ganz in der Nähe Hofstettens, nämlich an der B294 zwischen Haslach und Mühlenbach, einen zweiten und deutlich bekannteren "Waldsee" gibt, hatte im Vorfeld der Suche Verwirrung gestiftet. Letztlich werden die Beamten an diesem Tag beide Seen absuchen. "Die Tauchgruppe kann das leisten, wir haben genügend Kollegen vor Ort", sagt der Pressesprecher am Vormittag.

Wie oft in der Ortenau Gewässer auf der Suche nach Vermissten durchkämmt werden, kann Bergmann nicht genau sagen. "Aber das passiert immer wieder. Wir arbeiten in solchen Fällen nach dem Ausschlussprinzip alle möglichen Orte ab, an denen die Person sich aufgehalten haben könnte. Da gehört leider auch so etwas dazu." Der Waldsee sei einer der Lieblingsorte Schmidts gewesen.

"Es ist einfach wichtig, Gewissheit zu haben", sagt Bürgermeister Heller über einen möglichen Fund an diesem Tag. Auf diese werden alle Beteiligten noch warten müssen– die Suche bleibt am Donnerstag erfolglos.

"Dann müssen wir unsere Maßnahmen überdenken", hatte Bergmann am Vormittag zu dieser Möglichkeit gesagt. Mit einem skeptischen Blick ins Gelände: "Die stark bewaldete Gegend macht es nicht einfacher."         Lisa Kleinberger

Info: Polizeitaucher

Als Polizeitaucher kommen in Baden-Württemberg Beamte der Wasserschutzpolizei zum Einsatz, die eine Zusatzausbildung absolviert haben. Diese ist laut Armin Feiler, beim Einsatz in Hofstetten als Tauchgruppenführer dabei, freiwillig und beginnt mit einer medizinischen Vorauswahl. Ob der Taucher noch fit genug für die Arbeit ist, wird einmal im Jahr überprüft.