Die Hochzeitsgäste am großen Tag gleich zwei Mal auf das Coronavirus testen - könnte das die Lösung sein? (Symbolfoto) Foto: Pexels/pixabay

Sind Hochzeitsfeiern trotz des Infektionsgeschehens möglich? Der Bund der deutschen Hochzeitsplaner glaubt ja. Er will mit einer Testveranstaltung zeigen, wie 50 Menschen sicher zusammen feiern können. 

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Oberndorf/Hamburg - Grundsätzlich habe sie Verständnis für die aktuellen Verbote und Maßnahmen, erklärt Melanie Goldberg. Sie ist zweite Vorsitzende beim Bund der deutschen Hochzeitsplaner und betreibt selbst eine Hochzeitsagentur in Hamburg. Goldberg sagt aber auch:" Wir sind nach einem Jahr an einem Punkt ohne einen Fortschritt, ohne Strategie und ohne Perspektive. Deshalb wollen wir eine Perspektive schaffen."

Und da kommt die Testveranstaltung ins Spiel. Mit ihr will der Hochzeitsplaner-Verband den Weg bereiten, "weg von einer Verbotskultur hin zu einer Möglichkeitskultur". So soll mit der Veranstaltung unter Beweis gestellt werden, dass Hochzeitspartys und Feste mit Hygienekonzept keine Infektionstreiber sind. Im Gegenteil: Goldberg ist überzeugt, dass mit professionell organisierten Festen die Infektionszahlen sogar sinken. Denn durch erlaubte Veranstaltungen würden illegale Feste unterbunden. So hat Goldberg von Caterern mitbekommen, dass diese derzeit immer wieder Anfragen für 30 Personen bekommen. Eheschließungen auf dem Standesamt und in Kirchen sind ja weiterhin erlaubt. Nur die Feiern bleiben verboten. "Die Leute machen es heimlich. Sie sind es leid, sich etwas verbieten zu lassen", vermutet die Agentur-Inhaberin. Und solche illegalen Feste seien unkontrollierbar, was den Infektionsschutz angehe. 

Gäste sollen zwei Mal getestet werden

Zurück zur Testveranstaltung: Hier geht es um eine beispielhafte Hochzeit mit 50 Gästen, die von professionellen Dienstleistern geplant und umgesetzt wird. Inklusive Hygienekonzept, Absprache mit Behörden sowie Beratung von Seiten eines Virologen. Zum Konzept gehört unter anderem, dass alle Hochzeitsgäste sowie das Dienstleister-Personal zwei Mal mit Schnelltests getestet werden - vor Beginn der Feier und nochmal nach dem Abendessen. Positiv Getestete werden direkt am Anfang ausgeschlossen. Schlägt der Test bei einem Gast erst in der zweiten Runde Alarm, heißt es dann ebenfalls sofort "ab nach Hause". Dasselbe gilt für alle Tischnachbarn. 

Mit diesen und weiteren Vorkehrungen gehe das Infektionsrisiko gegen Null, ist der Bund der deutschen Hochzeitsplaner überzeugt. Oder, wie Melanie Goldberg beteuert: "Das ist sicherer, als im Supermarkt einkaufen zu gehen." Die Sicherheit hält sie allerdings nur bei "professionell organisierten Privat-Veranstaltungen" für gegeben, wie Goldberg sie nennt. Also bei Festen, bei denen Dienstleister mit im Boot sitzen. Hochzeiten in Vereinsheimen, wo es von Seiten der Vermieter heiße "hier ist der Schlüssel und Tschüss" hält die Agentur-Inhaberin weiter für bedenklich. Es brauche einen offiziellen Veranstaltungsleiter, ist sie überzeugt. Nur so könne sichergestellt werden, dass ein Hygienekonzept auch wirklich umgesetzt wird. 

75 Prozent der Feiern 2020 verschoben

Goldberg kritisiert, dass von Seiten der Maßnahmen-Entscheider alle Veranstaltungen in einen Topf geschmissen werden: "Veranstaltung ist nicht gleich Veranstaltung." Bei professionell geplanten Hochzeiten könnten - etwa im Gegensatz zu Festivals - die Kontakte perfekt nachvollzogen werden. Sie appelliert deshalb in Richtung Politik: "Bitte gebt uns das Vertrauen, dass wir eine Testveranstaltung machen dürfen."

Die Hochzeitsbranche könne sich den Ausfall einer weiteren Saison nicht erlauben. Im vergangenen Jahr seien mindestens 75 Prozent der Feiern verschoben worden. Der Branche mit rund zwei Millionen Beschäftigten gehe es rundum schlecht. Und die staatlichen Hilfen seien da "keine echten Hilfen". Die zweite Vorsitzende betont: "Das sind Existenzen, die da dranhängen."

Natürlich wolle man nicht auf Biegen und Brechen Veranstaltungen machen, so Goldberg. Allerdings bräuchte es Alternativen zum "Dauer-Lockdown". Und auch für die Gesellschaft sei es wichtig, mal wieder Glücksmomente zu erleben. "Die Leute haben ein Nachholbedürfnis", erklärt Goldberg.

Erlaubnis rückt in weite Ferne

Eine baldige Erlaubnis für Feste in Deutschland und Baden-Württemberg bleibt dennoch unwahrscheinlich. Im vergangenen Jahr waren im Südwesten größere Hochzeiten erst im Juni wieder möglich. Und das auch nur in angemieteten Räumen sowie mit Hygienekonzept. Im Frühling 2020 gab es zwar weder Impfungen noch Schnelltests. Allerdings auch keine Virus-Mutationen: Die rasche Ausbreitung der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 lässt die Infektionszahlen aktuell deutschlandweit wieder ansteigen. Das RKI spricht von einem exponentiellen Wachstum, weshalb Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Freitag bereits eine neuerliche Verschärfung der Corona-Auflagen ankündigte. Somit rückt die Erlaubnis von Hochzeitsfesten wieder in die Ferne.