Der Equivalenshof auf der Ziegelhütte von Burladingen: Eine Glücksinsel, auf der nicht nur die Pferde lachen. Foto: Rapthel-Kieser

Tipsy Peucker, Inhaberin der Equivalenshofes auf der Ziegelhütte bei Hermannsdorf, fällt durch die staatlichen Fördermaschen. Ihre Vierbeiner verursachen hohe Kosten. Wenn in der Pandemie dann aber nichts mehr gehen darf, gerät so ein Hof schnell in die Schieflage.

Burladingen - Reitunterricht, Reitausflüge, Ferienreitkurse, VHS-Ponycamps und der Streichelzoo – das alles, was die Reitplätze und den Stall auf der Ziegelhütte normalerweise mit Leben und lautem Kinderlachen erfüllen, ist zurzeit nicht möglich. "Ich kann ja aber meinen Pferden nicht sagen: ›Ihr fresst jetzt nur jeden zweiten Tag was‹ oder die in Kurzarbeit schicken", schildert die Reitlehrerin und ausgebildete Therapeutin unserer Redaktion ihre Zwickmühle.

Eins der Pferde musste sie verkaufen

Vor einem Jahr, im ersten Lockdown, hat die junge Burladinger Familienmutter und Unternehmerin Soforthilfe beantragt und sie auch bekommen. Zudem habe sie eines ihrer Pferde verkauft, erzählt sie. Ungern. Aber der Erlös half mit, die Kosten gerade so zu decken.

Überleben kann der Equivalenshof, auf dem außer Pferden auch Alpakas, Hunde, Katzen, Ziegen und Hühner gehalten werden, gerade nur, weil Tipsy Peucker wenigstens das therapeutische Reiten bleibt. Das ist erlaubt, und auf das muss sie sich beschränken. Über das Medium Pferd werden da bei Kindern, Jugendlichen oder auch Erwachsenen Entwicklungsstörungen therapiert, pädagogische Maßnahmen umgesetzt oder Behinderungen gezielt behandelt. Es ist eine körperliche oder seelische Hilfestellung, oft auch für traumatisierte Menschen, die zu Tipsy Peucker in Behandlung geschickt werden.

Vor Weihnachten die bittere Nachricht

Als die Steuerberaterin vor Weihnachten der Hofinhaberin Tipsy Peucker eröffnete, sie müsse die Soforthilfe zurückzahlen, zwar nicht der Gewinn, aber der Umsatz sei zu hoch gewesen, war das ein bitterer Moment für die Reitlehrerin. Abschlüsse und Diplome hat sie reichlich. Aber sie ist eben keine Landwirtin, sonst sähe es schon anders aus. Dann könnte sie die Soforthilfe behalten, ihre hohen Tierhaltungskosten würden anders berechnet werden.

Auf "gofundme" eine Aktion ins Leben gerufen

Bei der Mutter einer Reitschülerin, bei Hanna Krüger, schüttete Peucker sich das Herz aus. "Mit der plauder ich sonst immer über Hühnerhaltung, das ist ihr Steckenpferd", sagt Peucker. Und Krüger wollte danach nicht tatenlos zusehen, wie der Equivalenshof weiter in die Schieflage gerät. Ihrer Meinung nach ist die Anlage "eine Glücksinsel" für so viele Kinder. Ihr gefalle der empathische Zugang, den Peucker ihren Reitschülern vermittele.

Auch für ihre Tochter sei der Besuch dort jeweils der Wochenhöhepunkt. Krüger erinnerte sich also an Crowfunding-Aktionen, die ihre Freunde mal initierten und für die sie selber gespendet hatte. Sie rief auf der Plattform "gofundme" die Aktion "Helfen wir Tipsy" ins Leben.

"Ich selber hätte das nicht gemacht, ich wäre nirgends betteln gegangen", sagt die sehr unabhängige Unternehmerin Tipsy Peucker über ihr kleines Familienunternehmen. Aber als Hanna Krüger sie mit der Aktion überraschte, freute sie sich trotzdem sehr.

Mittlerweile, so Peucker, habe sie manchmal Tränen in den Augen, wenn sie die Crowdfunding-Seite im Internet anklickt. "Da haben Leute gespendet, die ich gar nicht kenne. Das ist herzerwärmend. Es sind schon mehr als 2 500 Euro zusammen gekommen" sagt sie mit bewegter Stimme. Und was die Glücksinsel angeht, so hoffen alle, Peucker, Krüger und die vielen Kinder aus der Region, dass sie bald wieder allen offen steht.