Sopranistin Helena Bickel und Walter Hirt boten ein beeindruckendes Konzert in der Taborkirche. Foto: Lorek

Einen besonderen Hörgenuss erlebten die zahlreichen Zuhörer beim Konzert für Gesang und Orgel mit dem Programm "Gesungenes Gebet – in Oper und Oratorium" in der Taborkirche.

Freudenstadt Die beiden Freudenstädter, Sopranistin Helena Bickel und Kirchenmusiker Walter Hirt, hatten ein abwechslungsreiches Programm mitgebracht. Der musikalische Bogen spannte sich über die Epochen vom 17. bis 20. Jahrhundert mit unterschiedlichen Werken der berühmtesten Komponisten der jeweiligen Zeit.

Besonders waren die drei Spielstätten innerhalb der Kirche – an der Rieger-Orgel auf der Empore, an der Truhenorgel und am Flügel vor dem Altarraum. Die Spielfreude an der Rieger-Orgel war Walter Hirt, dem Diözesanmusikdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der von 1988 bis 1999 Dekanatskirchenmusiker an der Taborkirche war, deutlich anzumerken.

Mit Leichtigkeit und schnellen Läufen ließ er die Ouvertüre der Oper "Le nozze di Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart als Auftaktstück erklingen. Fröhlich anmutend im Mozart-Stil war die Kirchensonate in C-Dur.

Für ein erstes Staunen im Publikum sorgte die junge Sopranistin Helena Bickel, die Konzert- und Operngesang an der Musikhochschule Freiburg studiert hat und Finalistin bei Musikwettbewerben in Berlin und Paris war. Bereits die ersten Töne beim Rezitativ und der Arie der "Donna Anna" aus der Oper "Don Giovanni" – das "Crudele" (übersetzt: grausam) – ließen aufhorchen. Der Klang war, ganz im Gegenteil zur Übersetzung, wunderschön und schwebte von der Empore klar und rein durch den Kirchenraum.

Für eine Szene der Proserpina aus der Oper "Orfeo" von Claudio Monteverdi wechselten die beiden Musiker in den Kirchenraum und an die Truhenorgel. Sehnsuchtsvoll und ganz legato sang Bickel ihren Part. Ebenso schön intonierte Bickel eine Arie aus der Oper "Il trionfo del tempo e del disinganno" von Georg Friedrich Händel. Für das "Let the bright Seraphim" aus der Oper "Samson", wechselte Hirt an den Flügel und bot ein ganz anderes Hörerlebnis. Virtuos, schnell und leicht von Hirt gespielt, dazu mit vielen beeindruckenden Coloraturen, die auch in den höchsten Höhen scheinbar mühelos von Bickel gesungen wurden.

Beeindruckend war auch die Arie der Sr. Blanche von Francis Poulenc, die von Hirt im Herzschlagrhythmus am Flügel gespielt und von Bickel berührend sowie voller Dramatik vorgetragen wurde. Sechs kurze Orgelsätze von Jean Francaix folgten auf der großen Rieger-Orgel mit der "Suite Carmelite". Dabei wurden die sechs unterschiedlichen Ordensschwestern musikalisch eindrucksvoll charakterisiert.

Zum stillen Gebet und Innehalten lud ein meditativ klingendes Stück von Olivier Messiaen ein, bevor es am Ende des Konzerts richtig stimmungsvoll wurde. Nur noch bei Kerzenschein, schwebte die zu Herzen gehende Arie der Desdemona aus der Oper "Otello" von Giuseppe Verdi bis zum Amen am Schluss von der Empore. Die Zuhörer belohnten die beiden Musiker mit viel Applaus. Mit der Zugabe "Let the bright Seraphim" dankten die beiden Musiker ihrerseits.