Der modernisierte Fünf-Meter-Sprungturm (links) stammt noch von 1939 – Becken und Startblöcke wurden komplett modernisiert Foto: Peter Petsch

In die Renovierung des Höhenfreibads steckte die Stadt insgesamt 3,1 Millionen Euro. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Becken, Rasen und Sprungtürme glänzen wie an Tag Eins.

In die Renovierung des Höhenfreibads steckte die Stadt insgesamt 3,1 Millionen Euro. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Becken, Rasen und Sprungtürme glänzen wie an Tag Eins.

Stuttgart - Alles neu macht der Mai: Im Falle des Höhenfreibads Killesberg könnte dieses geflügelte Wort dieser Tage nicht zutreffender sein. Der Rasen leuchtet am Freitag in saftigem Grün, das Becken blitzt in blank gebürstetem Edelstahl und das kühle Nass lädt zum Köpfer ein.

In seiner Rede am Beckenrand wählt Stuttgarts erster Bürgermeister Michael Föll allerdings ein anderes Bonmot: „Ende gut, alles gut: Pünktlich zur Eröffnung der Freibad-Saison, pünktlich zum 75-jährigen Jubiläum sind die Bauarbeiten abgeschlossen.“ Exakt vor acht Monaten hat die Stadt begonnen, das Höhenfreibad für 3,1 Millionen Euro runderneuern zu lassen.

Dass die Schönheitskur mit dem 75. Geburtstag des Bads zusammenfällt, sei keineswegs Zufall, sagt Föll: „Alle Beteiligten haben zielgerichtet darauf hingearbeitet, das Bad heute fertig zu bekommen.“ Dabei konnte Architekt Gerhard Richter nicht nur den Zeit-, sondern auch den Kostenplan einhalten, was Föll freilich lobend erwähnte.

Auch der Sprungturm des Fünf-Meter-Bretts hat es ihm angetan: „Ich habe noch nie einen so schön gestalteten Sprungturm gesehen – eine ästhetische Wonne.“ In der Tat ragt der Turm wie eine steinerne Zunge organisch aus dem Hang. Wer beim Sprung aus fünf Metern Höhe kneift, muss nicht vor der versammelten Menge mit weichen Knien wieder die Leiter hinunterklettern. Er gelangt über die breite Rampe fast ebenerdig zurück auf die Liegewiese. Die geschwungene Rampe steht seit dem Bau des Freibads im Jahr 1939 an dieser Stelle, und erhielt wie der Einser und der Dreier ein neues Geländer aus Edelstahl.

Der verantwortliche Architekt Gerhard Richter verbindet mit dem Turm auch eine persönliche Erinnerung: „Vor meinem mündlichen Abitur 1970 bin ich einmal mit Freunden nachts hier eingestiegen und vom Fünfer in die Dunkelheit gesprungen – das war ein ähnlicher Kick wie beim Bungee-Jumping.“ Außer an die Sprungtürme, durfte der Stuttgarter Architekt auch an das Hauptbecken, die Terrasse, die Startblöcke und den Aufsichtsplatz des Bademeisters Hand anlegen.

Der weiße Stein, den Richter im Terrassenboden und in den Sitzstufen verbaute, stammt aus einem Sandsteinbruch am Killesberg. Beim sogenannten Beckenkorpus setzte der Architekt auf gebürsteten Edelstahl der Firma MR aus Limburg an der Lahn. Deren Seniorchef Erhard Reinemer (55) ist mitsamt Familie zur Eröffnungsfeier angereist. Von den Sitzstufen am Beckenrand aus begutachtet er sein Werk: „Alle Gewerke auf der Baustelle haben reibungslos ineinander gegriffen“, sagt er. „Es gab nicht einmal Streit, wie das sonst öfters mal vorkommen kann.“

Die neue Wassertechnik sollte auch die Betriebskosten drücken. Immerhin gingen durch die alte Wasserpumpe je Saison 60 Kubikmeter Wasser verloren. Das Frischwasser durchströmt das Becken nun nicht mehr in Längsrichtung, sondern fließt vom Boden vertikal ein. Auf diese Weise lässt sich die Wasserqualität erheblich verbessern, da sich das eingebrachte Chlor besser verteilt.

Ein Becken im Becken bildet die neue Attraktionsfläche mit Strömungsdüsen und Wellenball. Der sieht aus wie ein überdimensionierter Gymnastikball und kann über eine Konstruktion am Boden auf und ab bewegt werden, was bis zu ein Meter hohe Wellen erzeugt.

Wenn am Samstag auch die Freibäder Rosental, Sillenbuch und das Inselbad Untertürkheim ihre Tore öffnen, schielt Anita Gruber wieder auf den Besucherzähler. Die stellvertretende Geschäftsführerin der Stuttgarter Bäderbetriebe hofft, dass Petrus ein Einsehen hat. „Die Besucherzahlen im Freibad sind natürlich extrem wetterabhängig“, sagt sie. Im letzten Jahr fanden rund 130 000 Wasserratten den Weg ins Höhenfreibad auf den Killesberg. Ginge es nach ihr und allen anderen Verantwortlichen, dürften dieses Jahr „noch ein paar Zehntausend dazu kommen.“