Unterhaltsam und tiefschürfend präsentierte Albrecht Fetzer seinem Vortrag "Wie funktioniert schwäbisch?" Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Mit zahlreichen Beispielen erklärt Albrecht Fezer die Mundart der Region / Viele Vokale, Doppel- und Nasallaute

Man könne Schwäbisch als Muttersprache nicht verleugnen, und dies sei auch kein Makel, sagte Albrecht Fetzer in seinem Volkshochschul-Vortrag im Rahmen des Höfener Mittwochs im Kursaal.

Höfen. "Schwäbisch ist kein Dialekt, sondern eine Sprache", betonte Fetzer in seinem Vortrag "Wie funktioniert schwäbisch" im Höfener Kursaal. Und, so Fetzer weiter, weil sie gesprochen wird. Jedes Dorf habe außerdem seinen eigenen schwäbischen Dialekt.

Der schwäbische Sprachraum reicht vom Schwarzwald bis nach Augsburg, vom mittleren Neckar bis an die obere Donau und in den Bereich Vorarlberg. Im Oberen Enztal bis etwa Calmbach mache sich der fränkische Einfluss bemerkbar, im südlichen Schwarzwald der alemannische Dialekt. Fetzer: "Eigentlich sind die Enztäler Franken." Obwohl alemannisch und schwäbisch ja grundsätzlich keine gegensätzlichen Sprachen sind, sondern sozusagen die gleichen Urgroßeltern (um das Jahr 1000) hatten und sich danach unterschiedlich entwickelten, nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Regierenden. Die Sprache der Vokale lasse dies erkennen: Weib und Waib oder Baurehaus und Buurehuus.

Während vor mehr als 1000 Jahren im süddeutschen Raum das Althochdeutsch gesprochen wurde, änderte sich die schwäbische Sprache im 14. Jahrhundert und ab 1550 bildete sich das sogenannte Standard-Deutsch heraus. Häufig seien sozio-ökonomische Grenzen die Ursache von sprachlichen Veränderungen gewesen, die allerdings schleichend vor sich gingen, so Fetzer.

An zahlreichen Beispielen zeigte Fetzer die Veränderungen auf, zum Beispiel bei "nein: nae – noe – noa – nee – nä". Sparsam gehe der Schwabe mit der Sprache um. "Noh gange äba hoem!" drücke nicht nur den Vorgang "Dann gehe ich eben nach Hause" aus, sondern zeige eine gewisse Enttäuschung oder Unzufriedenheit.

Oft umgehe man die Antwort auf Fragen, auf "Was duesch?" antworte der Schüler etwa "I due schreibe", was in der Aussage keineswegs bedeute, dass er im Augenblick schreibt, sonst hätte er gesagt: "I schreib!" Und "Dees nemme nemme" benötigt durchaus für Nichtschwaben die Erklärung: "Dies nehme ich nicht mehr!"

Im Wort Weißwein werden die Vokale gleich geschrieben aber unterschiedlich gesprochen ei-ai, oder bei Staubsauger ao und au. Schwäbisch habe den zweitreichsten Vokalbestand und die meisten Diphthonge (Doppellaute) und Nasallaute, Beispiel "oagnehm" (=unangenehm).

Körperteile sind im Schwäbischen oft männlich

Manche Artikel (Geschlechtswörter) werden althergebracht angewendet, so zum Beispiel der Butter, italienisch "il burro", französisch "le beurre" oder "der Schubkarra" italienisch "il carro". Körperteile sind oft männlich: der Zeh, der Wada, der Haxa.

Bei den Schulnoten wird aus "Die Eins" im Schwäbischen "der Einser". Auch "Chinäbisch" aus Gerhard Raffs Buch "Herr, schmeiß Hirn ra!" wurde zitiert, ebenso Verse und Ansichten von Friedrich E. Vogt, Karl Götz und August Lämmle.

Viele Besonderheiten kamen im Anschluss an Fetzers tiefgreifenden Vortrag noch zur Sprache, vor allem von anwesenden Nichtschwaben. So war diesen zum Beispiel "Hosch gläbbert?" unbekannt, auch "a Dogg", "Lombagrott", "Gsälz" oder "an Schtruppfer" bedurfte der Klärung, die zwar gegeben wurde. Wobei jedoch nicht immer die sprachliche Herkunft erklärbar war.

Insgesamt war es ein unterhaltsamer Abend mit vielen neuen Erkenntnissen.