Fridi Miller (rechts) möchte Bürgermeisterin in Höfen werden –­ und kämpft um das Sorgerecht für ihre Tochter. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Warum Miller jede Kandidatur gewonnen hat

Am kommenden Sonntag, 27. Mai, startet der zweite Wahlgang zur Höfener Bürgermeisterwahl. Mit dabei auch wieder Dauer-Kandidatin Friedhild "Fridi" Miller, die allerdings in Gedanken schon bei den nächsten Wahlen ist, bei denen sie antreten wird: in Pforzheim und Weinheim.

Höfen/Sindelfingen. Den Ort Höfen an der Enz habe sie tatsächlich bisher nicht ein einziges Mal besuchen können: "Zu viele Termine, zu viel um die Ohren", sagt sie am Telefon. Bei insgesamt mehr als hundert Bürgermeisterwahlen ist sie bislang bereits angetreten, rechnet sie vor. Dazu acht Oberbürgermeisterwahlen, eine Landratswahl. Und ganz aktuell die Wahl zum Ersten Bürgermeister für Jugend und Soziales in Pforzheim: "Die ist mir besonders wichtig."

Denn Jugend, Kinder – das sind die ganz großen Themen von Fridi Miller. Eigentlich kämpft die Frau aus Sindelfingen nur darum, wieder das volle Sorgerecht für ihre mittlerweile zwölfjährige Tochter zurückzugewinnen. Das hat sie verloren, nachdem ihre Tochter – damals acht Jahre alt – offenbar ohne Aufsicht in einer Erwachsenen-Sauna aufgegriffen worden war. Verletzung der Aufsichtspflicht, so der Vorwurf. Woraufhin Miller die Tochter amtlicherseits entzogen und in staatliche Obhut überführt wurde.

Aus der Perspektive von Fridi Miller ein "abgekartetes Spiel", "eine Verschwörung" eines organisierten, auch staatlich sanktionierten Kinderhandels. Womit ihr Kreuzzug gegen diesen Staat und seine Institutionen begann. Der eigentlich von Miller ziemlich clever geführt wird – denn es geht ihr bei all ihren Bewerbungen für offizielle Ämter allein um die Aufmerksamkeit, die sie dabei für sich und ihr Anliegen herausschlagen kann. Und noch um ein bisschen mehr.

"Ich will Angela Merkel als Bundeskanzlerin ablösen", sagt sie selbstbewusst. Man darf vermuten, dass sie das vielleicht tatsächlich will. Aber Miller ist auch Realistin genug, um ihre wirklichen Chancen auf den Chefposten im Kanzleramt vernünftig einschätzen zu können. Aber darum geht es eigentlich auch gar nicht: Mit ihren mittlerweile flächendeckenden Einsprüchen gegen die Ergebnisse der Wahlen, bei denen sie antritt, legt sie landauf, landab komplette Rathausverwaltungen lahm.

Das "System" handlungsunfähig machen

"So mache ich das System handlungsunfähig." Das gelingt tatsächlich: Der Oberbürgermeister von Millers Heimatstadt Sindelfingen soll laut Medienberichten mittlerweile der Verzweiflung nahe sein ob Millers Treiben vor diversen Gerichten.

Sand im Getriebe des Establishments sein. Nomen est omen: Der Name "Friedhild" bedeutet auf althochdeutsch "Kämpferin für den Frieden" (von fridu = Friede und hiltja = Kampf). Gleichwohl bescheinigten Miller sowohl das Landgericht Stuttgart als auch erst Anfang März das Amtsgericht Böblingen – jeweils in Verfahren wegen Beleidigung – dass die heute 48-Jährige eine "gravierende psychische Gesundheitsstörung" habe, die, so ein Gutachter, "im schizophrenen Bereich einzuordnen" sei. Urteil deshalb: Freispruch wegen Unzurechnungsfähigkeit. Dem Miller natürlich noch postwendend vor dem Richter widersprach.

Aber eigentlich hat Miller mit ihrer ganz eigenen "Graswurzelbewegung" bei all diesen Konflikten in Bezug auf ihr eigentliches Anliegen stets den Sieg auf ihrer Seite: Wieder gibt es Schlagzeilen für sie, wieder kann sie Stachel sein im Leib der Obrigkeit. Damit ihr einzig echter Kampf – nämlich der um das alleinige Sorgerecht für ihre Tochter – niemals aus dem Bewusstsein der Beteiligten verschwinden kann. Diejenigen, die von Amtswegen über das Schicksal von Mutter und Tochter zu entscheiden haben, sollen das stets unter den Augen einer möglichst großen Öffentlichkeit tun. Dafür sorgen Millers immer unendlich freundlich geführte Radau-Kandidaturen schon.

Insofern kann man verstehen, dass Kandidatin Miller auch zum zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl nicht nach Höfen kommen wird. "Von Donnerstag bis Montag habe ich endlich einmal wieder meine Tochter bei mir", berichtet eine in diesem Augenblick nur glückliche Mutter. Da wird jede Sekunde der Zweisamkeit genossen.

Allerdings wird das Duo am Samstag auch "kurz" in Weinheim (bei Heidelberg) sein, um dort die Unterstützer-Unterschriften für Millers nächste Bürgermeister-Kandidatur einzusammeln. "Aber das geht schnell, die habe ich meistens in ein, zwei Stunden zusammen", erklärt die Dauer-Kandidatin. Darin sei sie mittlerweile echter Profi.