Der Höfener Ehrenbürger Kurt Neuweiler ist gestorben. Foto: Gemeinde Höfen Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Höfens Ehrenbürger Kurt Neuweiler gestorben / Schüler schwärmen noch nach 50 Jahren von ihm

Höfen/Neuweiler-Agenbach/Bad Wildbad-Calmbach. Man habe "einen über die Grenzen von Höfen hochgeschätzten Menschen" verloren, bedauerte den Tod des am Wochenende 89-jährig verstorbenen Ehrenbürgers Kurt Neuweiler der Bürgermeister der Enztalgemeinde, Heiko Stieringer. Der "Schulmeister", wie er sich selbst gerne nannte, bleibt vielen nicht nur in seiner Heimatgemeinde, sondern auch in Calmbach und vor allem in Agenbach und der ganzen Umgebung unvergessen.

Der Höfener Bub, der bei der Schulentlassung 1946 wusste, dass er Lehrer werden möchte, war nach Vater und Sohn Comerell, den erfolgreichen Geschäftsleuten und Mäzenen von Höfen, der einzige lebende und dritte Ehrenbürger Höfens überhaupt. Den Artikel über die Verleihung der Ehrenbürgerurkunde überschrieb 2010, an die Aussage des damaligen Bürgermeisters Holger Buchelt anknüpfend, der Schwarzwälder Bote: "Den Höfenern ein Bewusstsein für ihre Wurzeln gegeben".

In Vorträgen, einem Dutzend Büchern – darunter viele dicke Bände "Mei Höfe" sowie andere historische Literatur – und dem mit Buchelt zusammen entwickelten "Historischen Rundgang" hat Neuweiler Wissen über die Vergangenheit vermittelt und für die Nachwelt festgehalten. Auch als Mitglied des Kreisgeschichtsvereins Calw (KGV) trug der Heimatforscher zum Nichtvergessen bei. Als die Kassenchefin des Vereins, Elke Schöffler, von Neuweilers Ableben hörte, stellte sie traurig fest: "Seine Führungen beim KGV werden mir unvergessen bleiben. Er hatte eine Art an sich, dass man still lauschte, sich in eine andere Zeit zurückversetzte, und sich alles auch bildlich vorstellen konnte." Solche Führungen bot Neuweiler regelmäßig viele Jahre auch als Teil des Teams im Calmbacher Flößermuseum.

15 Jahre "Schulmeister"

Bei Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den von 1978 bis 2000 auch als evangelischer Kirchengemeinderat Dienenden sagte der frühere Pfarrer Ulrich Hilzinger, er sei "ein Stück Seele in der Kirchengemeinde gewesen". Zeit fand Neuweiler auch noch für den Turnverein, wo er über ein halbes Jahrhundert lang aktiv in der Faustballabteilung wirkte. Von 1992 bis 2011 führte er den Seniorenkreis in Höfen. Alle zwei Wochen organisierte er eine Veranstaltung für diese Runde, darunter in den 20 Jahren allein 100 Ausfahrten zu interessanten Zielen in der näheren und weiteren Umgebung.

"Die 15 Jahre Schulmeister in Agenbach waren die schönste Zeit meines Berufslebens", schreibt Neuweiler in seinen Lebenserinnerungen. Feldrennach war 1953 seine erste Stelle als Lehrer. Dort lernte er seine ebenfalls hier als Lehrerin wirkende Frau Ruth, geborene Schneider, kennen, die vor einem Jahr verstarb. Beide hatten 1956 geheiratet, und sie unterstützte ihn später bei allen seinen Aufgaben nach Kräften. Zwei Jahre unterrichtete Neuweiler anschließend in Calw-Wimberg. Dann übernahm er zusammen mit seiner Frau von 1956 bis 1971 die ländliche Schule mit acht Jahrgängen in einer Klasse in Agenbach. Beide führten nicht einfach die Schule, sondern gestalteten das Dorf- und Gemeinschaftsleben entscheidend mit.

In seinem Buch, "Was ich euch noch erzählen wollte…", über die Wahrnehmung des Wandels des ländlichen Lebens, das der KGV in Kürze herausgibt, beschreibt Autor Roland Kling – gebürtiger Agenbacher und Geschäftsmann in Althengstett – an vielen Stellen dankbar, was ihm und den Einwohnern des Dorfes der Lehrer aus Höfen für die Zukunft mitgegeben hat. Da gab es Kinderfeste, Weihnachtsfeiern und Dorffeste. Organisiert wurde alles vom Lehrerehepaar. Neuweiler gab in Agenbach den Anstoß zur Gründung eines Sportvereins und leitete – mangels Turnhalle – durch den winterlichen Skisport damit die zeitweise bis in internationale Sphären vorstoßende Agenbacher Ski-Langlaufbewegung ein.

Seine ehemaligen Schüler – und nicht nur sie – schwärmen noch nach mehr als 50 Jahren von Kurt Neuweiler. Auch als er aufgrund der Schulreform mit Wehmut seine Wirkungsstätte wechseln musste, blieb er dem Dorf als Leiter des gemischten Chores und als Schriftführer des SV Agenbach noch jahrelang treu.

Der Berufsweg führte ihn 1971 als Konrektor an die Schule in Calmbach, bald danach ins 1962 in Höfen erbaute Haus. 1985 übernahm Neuweiler den Rektorenposten. Als er 1993 in den Ruhestand ging, hinterließ er die Goßweilerschule als Werkrealschule. So ein wenig fehlte ihm beim Wechsel von der Einklassen-Schule und den neuen Führungsaufgaben in der Lehranstalt mit 500 Schülern in 20 Klassen die Möglichkeit, sich für jeden einzelnen Schüler direkt persönlich einzusetzen. Von fünf Kindern – Tochter Annemarie verstarb 1978 – trauern Eva, Dorothe, Ulrike und Christoph zusammen mit ihren Familien.