Die Feuerwehr in Höfen rückt erst mal nicht mehr aus. (Symbolbild) Foto: dpa/Seeger

Feuerwehrmann infiziert. Im Ernstfall rücken Abteilungen Wildbad und Calmbach aus.

Höfen - Am Dienstag wurde in Höfen der erste Fall einer Infektion mit dem Coronavirus bestätigt. Und obwohl es bislang nur diesen einen Fall gibt, gibt es bereits ernsthafte Konsequenzen: Die komplette Feuerwehr Höfen wurde erst einmal aus dem Verkehr gezogen. Bis auf Weiteres rücken im Ernstfall die Wehren aus Calmbach und Wildbad aus.

Der erste Fall einer bestätigten Infektion mit dem Coronavirus sorgt gleich für Konsequenzen. Denn der Infizierte ist Thomas Braune, Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister – und eben Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Höfen.

Mehr zur Ausbreitung des Virus in der Region gibt es in unserem Newsblog.

Als bei ihm am Donnerstagabend der vergangenen Woche erste Symptome einer Erkältung auftraten und am Freitag Südtirol zum Risikogebiet erklärt wurde – von wo er jüngst aus dem Skiurlaub zurückkam – meldete sich der Notfallsanitäter beim Gesundheitsamt. Die Gleichung war schnell klar: Symptome plus Risikogebiet gleich Test.

Diesen Test wollte er dann gleich am Freitag in Neubulach machen lassen. Dort war aber kein Termin mehr verfügbar, sodass er erst am Montagabend getestet werden konnte. Am Dienstagnachmittag kam dann das Ergebnis: positiv.

Kettenreaktion kommt in Gang

Das setzte dann eine Kettenreaktion in Gang. Denn als das Ergebnis bekannt wurde, reagierte auch Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide. Er setzte die gesamte Feuerwehr außer Dienst, da Braune Kontakt zu einigen Kameraden gehabt haben könnte.

Das ist eine Reaktion, die Braune für etwas überzogen hält. Denn mittlerweile sind auch seine Töchter getestet, die mit in Südtirol waren – und die sind negativ. Das bedeutet für ihn, dass er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Südtirol, sondern bei einem späteren Aufenthalt in Ischgl angesteckt habe. Und danach habe er keinen Kontakt mehr zu den Höfener Feuerwehrkameraden gehabt. Deshalb kann er die Maßnahme nicht ganz nachvollziehen – auch wenn er zugibt, dass der Kreisbrandmeister dies in der derzeitigen Situation anordnen könne.

Überhaupt kein Verständnis hat er dagegen dafür, wie die Kommunikation abgelaufen ist. Denn er sei, so Braune, erst am Abend von der Nachbarwehr aus Calmbach informiert worden, dass die Feuerwehren aus Calmbach und Wildbad nun im Ernstfall nach Höfen ausrücken würden. "Ich bin sauer, wie das läuft und dass das über unsere Köpfe entschieden worden ist", sagt er. Schließlich sei er die Sache offen angegangen und hätte sich auch eine offene Kommunikation gewünscht. "Wenn er mir Bescheid gesagt hätte, wäre das auch nicht so hoch gekocht", sagt Braune. Und er betont nochmals, dass er nicht sauer sei, weil die Wehr außer Betrieb genommen worden, sondern wie die (Nicht-)Kommunikation abgelaufen sei. Weder er noch sein Stellvertreter seien informiert worden.

Und wie geht es ihm? Auch damit geht Braune offen um. "Ich habe eine leichte Erkältung", erzählt er am Telefon. Seit er die Symptome bei sich bemerkt habe, befindet er sich in "häuslicher Quarantäne" und hat sich von seinem Dienst als Notfallsanitäter abgemeldet.

Nun heißt es für ihn abwarten, bis er wieder gesund ist. Danach muss es noch zwei negative Tests geben, bevor er die Quarantäne wieder verlassen darf. Die teilt er sich natürlich mit seinen Kindern, die ebenfalls zu Hause sind, auch wenn sie negativ getestet wurden. Damit das auch so bleibt, haben Braunes daheim eine räumliche Trennung eingeführt. "Aber ich habe schon noch ein Schlafzimmer, ich muss nicht im Keller schlafen", sagt Braune schmunzelnd und man merkt ihm an, dass er die Sache gelassen angeht, auch wenn er zugibt: "Man fühlt sich schon ausgegrenzt."

Ganz im Haus bleiben möchte er aber dennoch nicht. "Wenn die Sonne scheint, gehe ich ab und zu in den Garten", sagt er. Auch für die lebensnotwendigen Produkte sei gesorgt: "Wir haben ein gutes Netzwerk mit Leuten, die uns die Einkäufe vor die Haustür legen."

Nicht über das Ziel hinausschießen

Im Übrigen ist er davon überzeugt, dass ein Großteil der Bevölkerung mit dem Coronavirus infiziert werden wird. "Man muss schauen, dass es nicht an alte und schwache Personen rankommt", sagt er. Deshalb sei es schon wichtig, Maßnahmen zu ergreifen – mit Maß und Ziel. Er ist sich aber sicher: "Manchmal schießt man drüber hinaus." Nach seiner Meinung auch in Sachen Außerbetriebnahme der Höfener Feuerwehr.

Dazu teilt Anja Härtel, die Pressesprecherin des Calwer Landratsamtes, am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung folgendes mit: "Um eine Verbreitung der Erkrankung innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Höfen und in Folge ihren längerfristigen krankheits-, beziehungsweise quarantänebedingten Ausfall zu vermeiden, wurde gestern Abend im Rahmen einer Vorsichtsmaßnahme kurzfristig beschlossen, die Freiwillige Feuerwehr Höfen bis zum Vorliegen der Testergebnisse der Kontaktpersonen des Erkrankten vorerst außer Betrieb zu nehmen. Eine Versorgung der Gemeinde Höfen an der Enz im Einsatzfall ist aktuell über die Feuerwehrabteilungen Bad Wildbad und Calmbach sichergestellt. Sofern es keinen weiteren bestätigten Corona-Fall bei den zu testenden Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Höfen gibt, kann sie in Kürze wieder in Betrieb genommen werden."