Beim zweiten Wahlgang am 27. Mai wollen Thomas Braune (links) und Heiko Stieringer (vorne Mitte) erneut antreten. Wahlleiter war Noch-Bürgermeister Holger Buchelt (rechts). Foto: Kunert

Thomas Braune fehlen im ersten Wahlgang 21 Stimmen. Schwierigkeiten bei Auszählung.

Höfen - Denkbar knapp geht die Bürgermeisterwahl in Höfen in die zweite Runde: Am Ende haben Kandidat Thomas Braune nur 21 Stimmen zur absoluten Mehrheit gefehlt. Auf Platz zwar kam Heiko Stieringer, gefolgt von Carsten Dachner und Langzeit-Kandidatin Fridi Miller.

Die Spannung in Höfen, wer der neue Bürgermeister der schmucken Enztal-Gemeinde werden wird, geht in eine weitere Runde. Keiner der bisher vier Kandidaten konnte im ersten Wahlgang am Sonntag die absolute Mehrheit erringen. Wobei es insgesamt dann doch ziemlich knapp war – nur 21 Stimmen haben dem amtierenden ersten Bürgermeister-Stellvertreter und Höfener Gemeinderat Thomas Braune zur absoluten Mehrheit gefehlt, die er im ersten Wahlgang zum Sieg gebraucht hätte.

Insgesamt waren 1442 der aktuell 1799 Höfener Bürger wahlberechtigt bei dieser Bürgermeisterwahl. Die Zahl der Wahlberechtigten ist im Verhältnis so hoch, weil auch EU-Bürger mit Wohnsitz in Höfen und Jugendliche ab 16 Jahren bei dieser Wahl ihre Stimme abgeben durften. Die Wahlbeteiligung lag trotz des Kaiserwetters gestern bei immerhin 53,8 Prozent – was bedeutet: 776 Höfener hatten bis 18 Uhr ihren Wahlzettel ausgefüllt und abgegeben oder an der Briefwahl teilgenommen. Davon waren – gemäß "offiziellem Zwischenergebnis", das amtliche Endergebnis wird es erst später geben – 19 Stimmen ungültig, somit 757 gültig. Woraus sich eine absolute Mehrheit ab 379 Stimmen ergeben hätte.

Bürger unglücklich über Buchelts Abschied

Thomas Braune kam am Ende auf 358 Stimmen (47,3 Prozent), Heiko Stieringer auf 284 Stimmen (37,5), Carsten Dachner auf 65 Stimmen (8,6) und Fridi Miller auf sieben Stimmen (0,9). Eine relativ hohe Zahl an Stimmen wurden vom Wahlleiter, Noch-Bürgermeister Holger Buchelt, unter "sonstige Personen" verbucht – nämlich 43 Stimmen oder 5,7 Prozent. Wobei am Nachmittag noch mit Buchelt gefrotzelt wurde, was er denn machen würde, wenn doch er die Mehrheit bei dieser Wahl erringen würde; zumindest theoretisch dürften jedwede Personen auf einem Wahlzettel handschriftlich nachgetragen und gewählt werden.

Überhaupt konnte man im Kursaal des Höfener Rathauses vor Schließung des Wahllokals den Eindruck gewinnen, dass die Höfener über den Abschied des Amtsinhabers wesentlich unglücklicher sind als sie sich auf den künftigen neuen Amtsinhaber wirklich freuen. "Einen letzten Batsch für dich als Bürgermeister", verabschiedete sich beispielsweise eine Nachbarin nach der Stimmabgabe von Buchelt. Höfens einziger Ehrenbürger, Ortshistoriker Kurt Neuweiler, konnte ebenfalls nach seiner Stimmabgabe nicht mit seinem "großen Bedauern" hinterm Berg halten, dass Buchelt bald endgültig aus dem Amt scheiden wird.

Der musste aber zur Wahl noch einmal sein Sakko beiseite legen, die Ärmel hochkrempeln und Tische schleppen, um kurz vor Schließung des Wahllokals den Kursaal für die offizielle Stimmenauszählung herzurichten. Die Auszählung selbst gestaltete sich dann durchaus schwieriger als erwartet: Nach dem ersten Durchzählen der Wahlzettel und Voten fehlten offensichtlich einzelne Wahlzettel, um in der Addition auf die zuvor ermittelte Gesamtzahl der Stimmen zu kommen. Ein zweites Mal musste ausgezählt werden, aber immer noch gab es wohl Abweichungen in Nuancen – weshalb Wahlleiter Buchelt schließlich erst einmal das "Zwischenergebnis" verkündete, damit die inzwischen wartenden, rund 100 Höfener "etwas zum Diskutieren hatten".

In einem ersten Statement bewertete Holger Buchelt – diesmal als Noch-Bürgermeister – den Ausgang des ersten Wahlgangs für seinen Nachfolger als "erwartungsgemäß": Es "lag in der Luft, dass wir jetzt noch keine echte Entscheidung erleben würden". Wobei Buchelt zuvor schon darauf hinwies, dass es sich beim zweiten Wahlgang um keine echte Stichwahl zwischen den beiden erstplatzierten Kandidaten handeln werde – wie vielleicht manche denken könnten. "Es wird wieder ein vollwertiger Wahlgang sein, zu dem sich auch neue Kandidaten anmelden können." Der Wahlausschuss werde am 14. Mai ab 18 Uhr im Höfener Rathaus zusammenkommen. Bis dahin können Kandidaten wieder ihren Hut in den Ring werfen.

Am 27. Mai zweite Abstimmung

Der zweite Wahlgang zur Höfener Bürgermeisterwahl findet dann in drei Wochen am Sonntag, 27. Mai, statt. Die beiden am Sonntag bei der Verkündung des Wahlergebnisses anwesenden Kandidaten Thomas Braune und Heiko Stieringer kündigten jeweils die Fortsetzung ihrer Kandidatur an. Carsten Dachner und Fridi Miller waren am Sonntag nicht vor Ort. Im zweiten Wahlgang reicht letztlich die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen, um die Wahl für sich zu entscheiden – es braucht dann also nicht mehr die absolute Mehrheit aller Stimmen.

Nach dem ersten Wahlgang zur Höfener Bürgermeisterwahl ist klar: Thomas Braune heißt jetzt der Favorit für den zweiten Wahlgang und die Wahl insgesamt. Er hat die absolute Mehrheit im ersten Anlauf nur knapp verfehlt. Aber egal wer am 27. Mai letztlich die Nase vorn haben wird – auch das wurde gestern am Wahlsonntag wieder deutlich: Die Lücke, die der gesundheitlich angeschlagene Amtsinhaber Holger Buchelt im Höfener Rathaus hinterlassen wird, dürfte nicht leicht für seinen Nachfolger zu schließen sein. Die Erwartungen der Bürger sind sehr hoch an die künftige Führung der Gemeinde, große Projekte warten auf ihre Umsetzung. Vorschusslorbeeren wird es da für niemanden geben, nur richtig harte Arbeit. Bleibt zu hoffen, dass der neue Mann von den Höfenern eine faire Chance erhalten wird, sich im Amt auch beweisen zu dürfen.