Im ehemaligen Hotel Hirsch könnte nach Stieringers Willen betreutes Wohnen entstehen. Foto: Mutschler

Höfens Schultes Heiko Stieringer hat viel vor. Neue Halle soll bis 2020 stehen. Mit Kommentar

Höfen - Höfen hat eine überschaubare Verschuldung von rund 800 Euro pro Kopf. Mit dem Bau der Mehrzweckhalle wird diese schlagartig ansteigen. Diese ist aber nicht das einzige Projekt, das Bürgermeister Heiko Stieringer angehen möchte.

Seit knapp einem halben Jahr ist Höfens Bürgermeister Heiko Stieringer nun im Amt. Er fasst seine bisherige Tätigkeit so zusammen: "Es ist spannend und tagfüllend. Es ist einiges am Laufen und ich bin voller Tatendrang." 70 Stunden pro Woche sei der Bürgermeister aktuell etwa im Büro. "Am Anfang dauert alles etwas länger, da ich mich häufig einlesen muss." Manch einer scherze schon, ob der Bürgermeister eine Zeitschaltuhr installiert habe, weil das Licht so lange brenne. Genervt sei der Schultes von "Verantwortlichkeiten und Fristen", die ihm häufig begegneten. Mit der Aussage "das fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich" erleichtere man dem Gegenüber die Arbeit nicht. Stieringer bleibe allerdings so hartnäckig, bis er beim richtigen Adressaten lande. Künftig möchte er die Verwaltung gerne moderner und einfacher gestalten – mit weniger Papier.

Der gelernte Industriekaufmann war zuvor im Vertrieb tätig, davon 18 Jahre selbstständig. "Lange Arbeitszeiten bin ich also gewöhnt", lacht der amtierende Bürgermeister. Der 47-Jährige ist damit zwar kein ausgemachter Verwaltungsfachmann, aber als die Stelle in Höfen ausgeschrieben war, habe er sich intensiv kundig gemacht: "Ich habe im Vorfeld das Handwerkszeug abgeklärt, damit ich klar komme." Geholfen hätte ihm der Kontakt zum Ettlinger Oberbürgermeister Johannes Arnold, um sich über das Amt zu informieren. Zum anderen habe sich Stieringer über einen Bürgermeister-Crashkurs an der Hochschule Kehl informiert, für Quereinsteiger, die nicht aus dem Verwaltungsdienst kommen. Diese Schulung absolviert Stieringer nun nebenbei. "Natürlich ist die Schulung nicht vergleichbar mit einer Ausbildung im Verwaltungsdienst. Aber damit schaffe ich zumindest eine Basis."

Mehrzweckhalle

Eigentlich sollten die Tiefbauarbeiten zum Bau der neuen Mehrzweckhalle bereits begonnen haben und im April abgeschlossen sein, doch der Baufirma machten die Witterungsverhältnisse zu schaffen. Daher wird die Baustelle gerade erst eingerichtet. Die Baumaßnahmen sollen in drei Schritten erfolgen: Im ersten Teil soll die Straße "In den Lauppenwiesen" erneuert werden. Im zweiten Schritt sollen dann dort drei neue Baugrundstücke erschlossen werden und erst im dritten Abschnitt die Mehrzweckhalle. Auch für den Rohbau steht bereits eine Baufirma fest, die im April oder Mai mit der Arbeit beginnen soll. Die Fertigstellung des Großprojekts erwartet Stieringer bis spätestens Ende 2020.

Kinderbetreuung

Stieringer möchte den "Kindergarten auf gesunde Füße stellen", da die Fortschreibungszahlen "sehr gut" seien. Dafür habe er bereits eine Bestandsaufnahme in Kindergärten gemacht, woraus hervorging, dass zweieinhalb neue Stellen besetzt werden müssen. Eine davon sei bereits zum Februar besetzt worden, die anderen eineinhalb Stellen werden im April besetzt.

Kreisverkehr Höfen

Außerdem möchte der Bürgermeister einen Kreisverkehr in Höfen, um "den Ortskern zu verändern und die Verkehrssituation zu verbessern". Nachdem laut Untersuchungen bereits 2011 Handlungsbedarf bestanden hätte, sei das in der Zwischenzeit sicher nicht besser geworden. Allerdings fehle noch der obligatorische Lärmschutzplan für diese Maßnahme. "Wenn die Pforzheimer Westtangente aufgeht, wird die Verkehrssituation sicher nicht besser", erklärt Stieringer.

Hotel Hirsch

Das Hotel Hirsch stehe über eine Immobilienfirma zum Verkauf, teilt Stieringer mit. Allerdings sei eine Kernsanierung notwendig, so der Bürgermeister: "Ich möchte dort gerne ein betreutes, barrierefreies Wohnen mit 20 bis 30 Wohneinheiten integrieren." Erste Anfragen diesbezüglich gebe es wohl bereits aus der Gemeinde. "Im unteren Bereich könnte ich mir auch ein Café vorstellen."

Hausarztbetreuung

In naher Zukunft könnte die hausärztliche Betreuung in Höfen ein Thema werden – die bisherige Hausärztin Vera Kramer könnte bald in den Ruhestand gehen. "Ich hätte gerne einen Hausarzt in Höfen", so der Bürgermeister, "ob der dann jeden Tag da ist oder nur alle zwei Tage, muss man sehen. Auch eine Gemeinschaftspraxis wäre eine Option."

Wasserliefervertrag

Zudem steht Stieringer gerade in Verhandlungen für einen neuen Wasserliefervertrag für Birkenfeld. Dieser war durch defekte Leitungen zuvor stillgelegt worden. Beide Parteien seien jedoch bestrebt, einen neuen Wasserlieferungsvertrag auf den Weg zu bekommen, berichtet der Höfener Bürgermeister.

Tourismus

Auch touristisch möchte Stieringer vorankommen – ohne sich jedoch mit umliegenden Gemeinden wie Wildbad oder Schömberg zu kannibalisieren. Eine Idee sei, einen Prädikatswanderweg zu schaffen, um Wanderer anzulocken. Außerdem habe Stieringer weitere Ideen, für die er jedoch "mehr als eine Amtszeit" brauche.

Bäder

Das Freibad in Höfen stehe für Stieringer nicht zur Diskussion. "Das ist die einzige größere Freizeiteinrichtung, die wir haben." Außerdem seien die drei Freibäder in Calmbach, Höfen und Neuenbürg alle auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet. Für ein interkommunales Hallenbad sei Stieringer jedoch offen: "Das fehlt bislang und das finde ich sinnvoll." Erst kürzlich hat die Stadt eine neue Fachkraft für Bäder eingestellt.

Wohnen und Bauen

Weitere Themen, die auf der Agenda stehen, sind die Wohnraumverdichtung und die Erschließung von neuem Bauland. In dieser Richtung hätten bereits erste Gespräche mit der Kommunalentwicklung der Landesbank Baden-Württemberg stattgefunden. Stieringer habe die Vision eines Dorfplatzes, wo sich Jung und Alt versammeln können.

Außerdem würde er die Enz und ihren Erholungswert gerne mehr in den Fokus rücken: "Der Fluss wird bislang gar nicht genutzt." Neues Bauland könnte entlang der Sackgasse Wildbader Straße entstehen. "Hier könnten zehn bis zwölf Bauplätze erschlossen werden", berichtet Stieringer. Auch zwischen Kurpark und Freibad habe er Flächen im Visier.

Kommentar: Voll Tatendrang

Von Christoph Jänsch

Alle sagten: "Das geht nicht." Dann kam einer, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht. Dieses Sprichwort passt wie maßgeschneidert auf Höfens Bürgermeister Heiko Stieringer. In seinem Amt ist er ein Quereinsteiger. Als gelernter Industriekaufmann ist er kein ausgemachter Fachmann im Verwaltungswesen – noch nicht jedenfalls. Und genau das ist sein großer Vorteil. Er ist genervt von "Zuständigkeiten und Fristen", gibt sich mit solcherlei Ausflüchten nicht zufrieden. Als Selbstständiger konnte er Verantwortung nicht einfach wegdelegieren, Dinge nicht auf die lange Bank schieben. Also hinterfragt er, bleibt hartnäckig, bringt neue Ideen ein, geht die Dinge auch mal hemdsärmelig an – und hat damit häufig Erfolg. Gleichzeitig ist Stieringer gewillt, das Handwerk zu erlernen. Er hat Charisma und kann ein Team befeuern, Höfen kann davon nur profitieren.